Faszinierender Blick in die Uni-Magazine: Ministerpräsident besucht Bibliothek und Archiv

04.08.2014 von Ute Olbertz, Manuela Bank-Zillmann in Varia
Sachsenspiegel-Handschriften von 1240, die prachtvollen Hallischen Schöffenbücher des 13. Jahrhunderts oder Kants eigenes mit Notizen versehenes Exemplar der „Kritik der praktischen Vernunft“ von 1788 – bei seinem heutigen Besuch ließ sich Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff ganz augenscheinlich von den Schätzen der Universitäts- und Landesbibliothek und des Archivs der Martin-Luther-Universität faszinieren.
Archivar Michael Ruprecht zeigt Ministerpräsident Reiner Haseloff (v.l.) die Matrikelbände der Universität.
Archivar Michael Ruprecht zeigt Ministerpräsident Reiner Haseloff (v.l.) die Matrikelbände der Universität. (Foto: Maike Glöckner)

„Es ist das erste Mal, dass ein Ministerpräsident die Universitätsbibliothek besucht. Wir freuen uns sehr über sein Interesse an dieser wichtigen Einrichtung“, sagte Rektor Prof. Dr. Udo Sträter, der den Ministerpräsidenten bei seinem Rundgang durch den hohen, säulengeschmückten Lesesaal, Magazin, Katalograum und Dauerausstellung begleitete.

Dr. Dorothea Sommer, die amtierende Bibliotheksdirektorin, präsentierte Daten und Zahlen: „Die Universitätsbibliothek hat jährlich rund 31.000 Nutzer. Trotz voranschreitender Digitalisierung ist die Nachfrage nach Druckerzeugnissen groß. Rund 5 Millionen Bücher und 110.000 Handschriften sowie Zeitschriften und Tageszeitungen werden hier aufbewahrt und jährlich kommen etwa 45.000 hinzu.“ Beeindruckt zeigte sich Reiner Haseloff auch von der prunkvollen Innenarchitektur in dem acht Stockwerke umfassenden Magazin-Gebäude und stellte jede Menge Fragen: „Welches ist das wertvollste Buch?“ oder „Was ist ihr Lieblingsbuch?“ – eine Frage, die für eine Bibliotheksdirektorin nicht leicht zu beantworten ist.

Im Katalograum wurden bis 1929 die eingehenden Bücher handschriftlich verzeichnet und noch bis 1990 wurden Zettelkataloge geführt. Fasziniert von den alten Katalogen und insbesondere vom historischen „Strumpfbandkatalog“, nahm Reiner Haseloff aus einem Regal eines der unzähligen kleinen Kästchen in die Hand. Im Innern der Holzkästen befinden sich Kartenstapel mit handgeschriebenen Eintragungen, die jene Strumpfbänder zusammenhalten. Diese Art der Katalogisierung ist auf den einstmaligen Bibliotheksdirektor Otto Hartwig (1830 bis 1903) zurückzuführen.

Rektor Udo Sträter, Bibliotheksleiterin Dorothea Sommer mit Reiner Haseloff (v.l.) beim Entdecken des  historischen Strumpfbandkatalogs.
Rektor Udo Sträter, Bibliotheksleiterin Dorothea Sommer mit Reiner Haseloff (v.l.) beim Entdecken des historischen Strumpfbandkatalogs. (Foto: Uwe Hämsch)

„Ich bin sehr beeindruckt von den Schätzen der Bibliothek“, so Haseloff. „Die Reichtümer, die wir an diesem einzigartigen Standort haben, müssen bekannter gemacht werden. In diesem Sinne soll die heutige Besichtigung auch dazu dienen, weitere Projekte auch mit Blick auf das bevorstehende Lutherjubiläum zu entwickeln.“

Im Archiv der Universität ließ sich Haseloff ebenfalls von den Archivalien beeindrucken und von Dr. Michael Ruprecht, Leiter des Archivs, über die Bestände informieren. Interessiert zeigte er sich unter anderem am Dekanatsbuch der Philosophischen Fakultät zu Wittenberg, in dessen ersten Band (1503-1554) auch die Promotion von Georg Joachim Rheticus am 27. April 1536 verzeichnet ist. Der Gelehrte und Professor für Mathematik und Astronomie in Wittenberg war unter anderem ein Freund und Schüler von Kopernikus und trug wesentlich zur Verbreitung des heliozentrischen Weltbilds bei.

Und auch Kants Originaleintragungen in seinem eigenen Band, dem Rigaer Erstdruck von 1788, der „Kritik der praktischen Vernunft“ betrachtete der Ministerpräsident mit großem Interesse. Dieses Buch hatte auch einmal Arthur Schopenhauer gehört. Wie es nach Halle kam? Sicherlich über Umwege, aber auch mit einem Grund, so Michael Ruprecht. Denn 1910 wurde die Kant-Gesellschaft in Halle gegründet.

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