Gegen Gleichgewichtsstörungen: Gründerstipendium für Uni-Absolventen

09.11.2017 von Annekatrin Lacroix in Wissenschaft, Wissenstransfer
Spielerische Physiotherapie: Ein Team aus halleschen Informatikern und Wirtschaftsinformatikern will ein elektronisches System zur Therapie von krankheits- und altersbedingten Gleichgewichtsstörungen entwickeln. Damit aus der Idee ein vermarktungsfähiges Produkt und eine Firma entstehen können, erhalten drei Uni-Absolventen für zwölf Monate ein EXIST-Gründerstipendium von knapp 139.000 Euro. Außerdem stehen dem Team der Gründerservice und zwei hallesche Professoren als Mentoren zur Seite.
Das "Embalance"-Team (von rechts): Dirk Bellstädt, Andre Dusin, Christian Kuhnt und Karsten Schwarz im Gespräch mit Mentor Andreas Lau und Gründungsberater Moritz Bradler
Das "Embalance"-Team (von rechts): Dirk Bellstädt, Andre Dusin, Christian Kuhnt und Karsten Schwarz im Gespräch mit Mentor Andreas Lau und Gründungsberater Moritz Bradler (Foto: Annekatrin Lacroix)

Das Produkt „Embalance“ ist eine Art Spielkonsole zum Training der Koordination und des Gleichgewichts: Im Verlauf der spielerischen Übungen steuert der Nutzer durch körperliche Bewegungen und Gleichgewichtsverlagerung das Spielgeschehen am Bildschirm. Sensoren zeichnen seine Bewegungen auf, die wiederum von Algorithmen ausgewertet werden. Darüber hinaus ist das elektronische Trainings- und Übungsgerät über Schnittstellen mit Patientenverwaltungsprogrammen verbunden. So haben die betreuenden Physiotherapeuten und die Pflegeeinrichtungen die Möglichkeit, den Therapieerfolg auszuwerten und die Übungen individuell anzupassen.

Das Gründerteam von Andre Dusin, Christian Kuhnt und Dirk Bellstädt sowie dem Wirtschaftsinformatiker Dr. Karsten Schwarz wird sowohl bei der Produktentwicklung als auch der Unternehmensgründung durch zwei Professoren der Uni Halle unterstützt, die als fachliche Mentoren ihre Praxiserfahrung einbringen: Prof. Dr. Taïeb Mellouli vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Operations Research unterstützt das Gründerteam als Co-Mentor bei strategischen Fragen der Softwarearchitektur und -integration sowie der Unternehmensführung.

Prof. Dr. Andreas Lau vom Institut für Sportwissenschaft steht dem Gründerteam als Experte für Sporttherapie, Sportspiele und Sportpsychologie zur Seite. „Durch die langjährige Zusammenarbeit im Rahmen der Interbalance-Studie, einer wissenschaftlichen Kooperation zwischen Universitätsklinikum Halle und den wirtschafts- und sportwissenschaftlichen Fachbereichen der MLU, kenne ich das Team gut. Ich unterstütze die Gründer gern, da sie an einem innovativen Thema arbeiten und ein gutes Produkt entwickeln werden, davon bin ich überzeugt“, sagt Sportwissenschaftler Lau.

Entscheidend für den späteren unternehmerischen Erfolg ist die Entwicklung eines funktionsfähigen Prototyps. Hier erhält das Gründerteam wertvolles Praxisfeedback von Physiotherapiepraxen und Medizintechnik-Unternehmen, die als Projektpartner involviert sind. „Wir wollen nicht am Markt vorbei entwickeln, deshalb ist uns die Meinung der Spezialisten wichtig“, sagt Karsten Schwarz, der nach der Gründung die Geschäftsführung des Start-ups übernehmen wird. Die Kunden werden vor allem Physiotherapeuten, Reha-Einrichtungen sowie Alten- und Pflegeheime sein, die das neue System im Rahmen von Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen einsetzen.

Dabei ist das „Embalance“-System sowohl für das Training im stationären Bereich als auch im häuslichen Umfeld einsetzbar. So sollen Patienten mit Gleichgewichtsstörungen, deren Ursache in neurologischen und altersbedingten Erkrankungen liegen, zukünftig besser therapiert werden. Mit dem prophylaktischen Trainingseinsatz können die Nutzer aber auch ihre Gleichgewichtsfähigkeiten gezielt trainieren, um Stürzen vorzubeugen.

Das Gründungs-Knowhow haben sich die angehenden Unternehmer beim Gründerservice der Universität geholt. Gemeinsam entwickelten beide den Antrag für ein EXIST-Gründerstipendium. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des Europäischen Sozialfonds (ESF), mit dem Studierende, Absolventen sowie Wissenschaftler aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen dabei unterstützt werden sollen, ihre Gründungsidee zu realisieren und in einen Businessplan umzusetzen. Die Förderung umfasst die persönlichen Lebenshaltungskosten sowie Sachausgaben und Coaching-Mittel.

 

Der Gründerservice bietet allen gründunginteressierten Studierenden, Alumni und Wissenschaftlern ein umfangreiches Beratungs- und Coachingangebot. Weitere Informationen auf der Website des Gründerservice: http://www.gruendung.uni-halle.de

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