Impulse für die Bildungsforschung – Zum Tod von Hans-Uwe Otto

05.11.2020 von Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger; Prof. Dr. Werner Helsper in Personalia
Im Alter von 80 Jahren ist am 27. Oktober der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Uwe Otto verstorben. Er hat die Erziehungswissenschaft und ab 1993 den Aufbau und die Entwicklung des heutigen Zentrums für Schul- und Bildungsforschung (ZSB) an der Uni Halle mit geprägt. Ein Nachruf von Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger und Prof. Dr. Werner Helsper
Hans-Uwe Otto
Hans-Uwe Otto (Foto: Universität Bielefeld)

Hans-Uwe Otto ist am Dienstag, den 27. Oktober 2020 in Bielefeld im Alter von 80 Jahren verstorben. Mit ihm verliert nicht nur die Erziehungswissenschaft in Deutschland und im internationalen Raum eine ihrer herausragenden Persönlichkeiten in der Nachkriegsgeschichte, die die theoretischen Diskurse insbesondere in der Sozialpädagogik etwa zur Professionstheorie, zur Theorie des Wohlfahrtsstaates, zu Ganztagsbildung oder zur Befähigungsgerechtigkeit wesentlich geprägt und die  Entwicklung der Erziehungswissenschaft und Sozialen Arbeit als einer empirisch basierten Disziplin durch die Einwerbung und Realisierung eines DFG-Sonderforschungsbereiches, einer Vielzahl von DFG-Projekten und Graduiertenkollegs sowie einer damit verbundenen umfassenden Nachwuchsförderung entscheidend mit vorangetrieben hat.

Auch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und insbesondere das Zentrum für Schul- und Bildungsforschung ist Hans-Uwe Otto zu sehr großem Dank verpflichtet. Er hat als Rektor der damaligen Pädagogischen Hochschule Halle-Köthen die Integration der Pädagogischen Hochschule in die Universität Halle in den Jahren 1992 und 1993 mit realisiert und damit zugleich zu einer Akademisierung der Ausbildung von Lehrkräften für die Grund- und Sekundarschulen mit beigetragen. Außerdem war er im Jahr 1993 Vorsitzender der Aufbaukommission des Zentrums für Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung, das als neues interdisziplinäres wissenschaftliches Zentrum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Initiierung einer grundlagenorientierten, aber auch praxisbezogenen Schulforschung sowie die Koordinierung einer modernen universitären Lehrerbildung verbinden sollte.

Anschließend war Hans-Uwe Otto  von 1994 bis 2009 fünfzehn Jahre lang Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats zunächst des Zentrums für Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung und später des Zentrums für Schul- und Bildungsforschung. Er hat in diesem Zeitraum wichtige thematische Impulse für die Grundlagenforschung im ZSB mit gesetzt, zum Beispiel bei der Beantragung eines DFG- Forschungspakets zu Fragen der Transformation der ostdeutschen Schullandschaft und Lehrkräfteprofessionalität oder zu einem zweiten DFG-Forschungsverbund zu Fragen schulischer Selektion und deren Auswirkungen auf Unterricht, Schülerbiografien und Peers. In diesem Zusammenhang hat er auch entscheidende Denkanstöße im Hinblick auf die Öffnung der empirischen Schul- und Bildungsforschung hin zur Kindheits- und Jugendforschung sowie zur Jugendhilfeforschung gegeben und stets die Verortung der Bildungsforschung in internationale theoretische Diskurse mit angeregt.

Auch nach der Beendigung seiner Tätigkeit als Beiratsvorsitzender hat Hans-Uwe Otto bis  2019 regelmäßig an den internationalen Fachtagungen des ZSB teilgenommen und damit zugleich seine fachliche und persönliche Verbundenheit mit der Universität Halle und insbesondere dem ZSB dokumentiert. Für seine Verdienste um den Aufbau der Erziehungswissenschaft und der Bildungsforschung in Halle hatte ihm die MLU bereits im Jahre 1994 die Ehrendoktorwürde verliehen.

 

Die Autoren sind emeritierte Professoren der MLU und Mitarbeiter des ZSB. Prof. Dr. Werner Helsper war von 1999 bis 2019 Professor für Schulforschung/Allgemeine Didaktik, Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger von 1993 bis 2016 Inhaber eines Lehrstuhls für Allgemeine Erziehungswissenschaft.

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