100. Geburtstag: Vereinigung der Freunde und Förderer feiert zum Auftakt der Festwoche

15.06.2017 von Corinna Bertz in Varia
Die Vereinigung der Freunde und Förderer der Universität (VFF) macht mit ihrer Geburtstagsfeier am kommenden Sonntag, 18. Juni, den Auftakt für die Uni-Festwoche zum 200. Jahrestag der Vereinigung der Universitäten Halle und Wittenberg. Auch der Freundeskreis hat allen Grund zum Feiern, schließlich besteht er seit 100 Jahren. Zu der Festveranstaltung sind seine Mitglieder sowie ehemalige Professorinnen und Professoren in die Aula eingeladen. Wie die bewegte Geschichte der VFF seit 1917 verlief, das hat ihr Präsident Dr. Ralf-Torsten Speler im Vorfeld der Feier in Archiven recherchiert.
Der Vorstand der Vereinigung 1993 bei einem Mitgliedertreffen im Tschernyschewski-Haus
Der Vorstand der Vereinigung 1993 bei einem Mitgliedertreffen im Tschernyschewski-Haus (Foto: M. Heinrichsdorff)

Eine Gesellschaft aus Unternehmern und Privatiers, die Forschung und Lehre fördern? Diese Vorstellung sei lange Zeit verpönt gewesen, sagt VFF-Präsident Ralf-Torsten Speler. „Zur Kaiserzeit war man der Meinung, dass das die Unabhängigkeit der Universitäten gefährden würde.“ Doch mit dem ersten Weltkrieg änderte sich diese Einstellung: „Im Krieg erhielten die Hochschulen weniger Unterstützung durch den Staat. Deshalb entstanden an deutschen Universitäten in dieser Zeit die ersten Fördergesellschaften.“ Zu ihnen gehörte auch die VFF, die am 6. Mai 1917 unter dem Namen Akademische Vereinigung der Universität Halle-Wittenberg gegründet wurde.

Ralf-Torsten Speler
Ralf-Torsten Speler (Foto: Michael Deutsch)

Für seinen Festvortrag hat der Historiker Speler die Akten der Vereinigung im Universitäts- und im Stadtarchiv akribisch studiert. „Die Geschichte der VFF ist größtenteils sehr gut dokumentiert“, sagt er und zieht die Kopie eines 100 Jahre alten Dokuments hervor. Fünf Gründungsmitglieder riefen demnach am 6. Mai 1917 – im dritten Jahr des ersten Weltkriegs – die „Akademische Vereinigung der Universität Halle=Wittenberg“ ins Leben. Ihr Ziel: Das dringend für Forschung und Lehre benötigte Geld aus der Wirtschaft zu akquirieren.

Geschlossener Rücktritt nach NSDAP-Machtübernahme

Aus den Quellen im Uniarchiv geht hervor, dass der damalige Rektor Adolf Schmidt die Gründung in die Wege leitete und frühzeitig den Kontakt zu Generaldirektoren vieler großer Unternehmen in Mitteldeutschland suchte. Zu den ersten Mitgliedern der Gesellschaft gehörten einige der wohlhabendsten Unternehmer Mitteldeutschlands: Bankiers, Großgrundbesitzer und Industrielle, deren Villen zum Teil noch heute das Stadtbild prägen. Der hallesche Kaufmann und Gründer des Bankhauses H.F. Lehmann übernahm den Posten des Schatzmeisters. Das Amt des Vorstandsvorsitzenden blieb dem Rektor vorbehalten. „Diese Gründer waren universitätspolitisch ungeheuer engagiert“, erzählt Ralf-Torsten Speler. „Sie wurden sehr schnell aktiv, fragten Großgrundbesitzer und Unternehmer in ganz Mitteldeutschland an und gewannen so neue Förderer aus Halle, Dessau, Magdeburg, Erfurt und Torgau.“

Am 21. Juni 1917, als die Hochschule das 100-jährige Jubiläum der Vereinigung der Universitäten Halle und Wittenberg feierte, verfügte die neugegründete Fördergesellschaft bereits über das beachtliche Stiftungskapital von 100.000 Reichsmark und hatte 500 Mitglieder, die jährlich insgesamt 7.000 Reichsmark einzahlten. Neben der finanziellen Förderung universitärer Projekte stand auch der regelmäßige Austausch der Mitglieder im Vordergrund. Regelmäßig lud die Gesellschaft zu wissenschaftlichen Vorträgen und feierlichen Veranstaltungen ein.

In einem Schreiben informiert die einstige „Akademische Vereinigung“ 1922 über ihre Umbenennung.
In einem Schreiben informiert die einstige „Akademische Vereinigung“ 1922 über ihre Umbenennung. (Foto: Quelle: UAHW)

Im Jahr 1922 wurde die Akademische Vereinigung dann in die Gesellschaft der Freunde der Universität Halle-Wittenberg umbenannt. Elf Jahre später trat der Vorstand geschlossen zurück, nachdem Adolf Hitler 1933 zum Reichkanzler ernannt worden war. „Der Vorstand wollte sich nicht politisch nötigen lassen. Das war damals ein sehr konsequenter Schritt, zu dem Zivilcourage gehörte“, so VFF-Präsident Speler. 1935 nahm die Vereinigung ihre Arbeit mit dem Nationalsozialisten Kurt Otto, oberster Verwaltungsbeamter der Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, als Vorstandsvorsitzendem wieder auf. In der neuen Satzung stand nun: „Die Gesellschaft der Freunde und Förderer erstrebt eine enge Zusammenarbeit mit der NSDAP.“

45 Jahre Zwangspause

In den darauffolgenden Jahren habe die Fördergesellschaft viel Geld akquiriert, zahlreiche Institute, Projekte und Publikationen unterstützt, berichtet Speler. „Sie hat aber auch Rundschreiben an Studierende an der Front verschickt und den Professoren Bezugsscheine für Kohle besorgt.“ Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Gesellschaft aufgelöst. In der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR sei man nicht daran interessiert gewesen, die Tradition der privaten Förderung wiederzubeleben. „Offiziell gab es kein Vereinsgesetz, dass so eine Gesellschaft zugelassen hätte und generell herrschte in der DDR die Einstellung, man brauche so etwas nicht.“

1992 wurde der Vereinssitz von Karlsruhe nach Halle verlegt.
1992 wurde der Vereinssitz von Karlsruhe nach Halle verlegt. (Foto: Quelle: UAHW)

45 Jahre währte die Zwangspause. Erst nach der Wiedervereinigung wurde die Idee eines Fördervereins für die Universität neu aufgegriffen. Ralf-Torsten Speler, der als Kustos und Pedell damals dem Rektorat der Universität angehörte, zählte im März 1991 zu den Gründungsmitgliedern. „Die Initiative kam aus unserer Partnerstadt Karlsruhe. Weil es im Osten den rechtlichen Rahmen für eine Vereinsgründung noch nicht gab, sollte diese Vereinigung in unserer Partnerstadt gegründet werden“, erinnert sich der VFF-Präsident. Am 15. März 1991 wurde die Vereinigung der Freunde der Martin-Luther-Universität als Verein in Karlsruhe registriert.

Der Sitz wurde anlässlich des 175-jährige Jubiläums der Vereinigung der Universitäten Halle und Wittenberg nach Halle verlegt, wo die Mitglieder 1992 Dr. Wolfgang Röller, damals Vorstandsprecher und ab 1997 Aufsichtsratsvorsitzender der Dresdner Bank, zum Präsidenten wählten. Honorargeneralkonsul Dr. Gerhard Holland bestimmte man zum Vorsitzenden des dazugehörigen Kuratoriums, dem unter anderem auch der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher angehörte.

Die VFF 2013 von links: Ehrenpräsident Wolfgang Röller, Geschäftsführerin Ramona Mitsching, Präsidiumsmitglied Hannelore Wentzel, Präsident Ralf-Torsten Speler, Schatzmeister Roger Schenkel und der ehemalige Präsident Wulf Meier.
Die VFF 2013 von links: Ehrenpräsident Wolfgang Röller, Geschäftsführerin Ramona Mitsching, Präsidiumsmitglied Hannelore Wentzel, Präsident Ralf-Torsten Speler, Schatzmeister Roger Schenkel und der ehemalige Präsident Wulf Meier. (Foto: Michael Deutsch)

Speler erinnert sich auch an das eindrucksvolle Geschenk, dass die Dresdner Bank der VFF in Vorbereitung auf das 500-jährige Jubiläum der Universität machte, die 2002 die Gründung der Universität Wittenberg im Jahre 1502 feierte. „Anlässlich der 500-Jahr-Feier erhielt die VFF damals eine Million D-Mark.“ Ähnlich großzügige Geschenke seien heute nicht mehr denkbar. „Hier in der Region unter den Unternehmern und Vorständen neue Mitglieder zu finden, ist ein mühsames Geschäft.“

Rund 350 Freunde und Förderer sind zurzeit Mitglied der VFF. Sie kommen jedes Jahr im Herbst zusammen, um darüber zu beschließen, welche aktuellen Projekte aus Forschung und Lehre gefördert werden sollen. „Kurzfristig Lösungen für universitäre Projekte zu finden, meist in Form von zusätzlichen finanziellen Mitteln, das ist die Aufgabe von Fördergesellschaften wie der VFF“, so Ralf-Torsten Speler. Darüber hinaus unterstützt die Vereinigung jedes Jahr Studierende im Rahmen eines Deutschlandstipendiums.

Kontakt: Dr. Ralf-Torsten Speler
Vereinigung der Freunde und Förderer der Universität Halle e.V.
Tel.: +49 345 55-22912
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