Aus Tandems wachsen Netzwerke
„Für das Mentoring-Programm der Universität können sich Promovendinnen, Habilitandinnen und Junior-Professorinnen aller Fakultäten bewerben. Voraussetzung ist, dass sie mit einer Haushaltsstelle an der MLU beschäftigt sind“, sagt Diplompädagogin Verena Stange, die das Projekt seit Januar 2013 koordiniert. „Es handelt sich um ein Angebot, in dem ein Professor oder eine Professorin (Mentorin) eine Nachwuchswissenschaftlerin (Mentee) in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung gezielt begleitet und unterstützt.“ Die Laufbahn-Beratung steht dabei im Mittelpunkt. In diesem Rahmen geben die Mentoren ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Wissenschaftssystem weiter. Damit wird informelles Expertenwissen zur Qualifikation von Nachwuchswissenschaftlerinnen genutzt.
„Insgesamt 14 junge Wissenschaftlerinnen nehmen an dem Programm teil“, resümiert Stange. Sie befinden sich in folgenden Qualifikationsstufen: sieben Doktorandinnen, sechs Post-Docs/Habilitandinnen und eine Junior-Professorin. „Die Mentees haben sich unter bundesweit tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihre gewünschten Mentoren mit Unterstützung der Uni-Gleichstellungsbeauftragten Dr. Kathrin Hirschinger ausgesucht“, so die Koordinatorin. „Ziel ist es, einmal einen Pool mit möglichen Mentorinnen und Mentoren der verschiedensten Fächer zu haben, aus dem wir wählen können. Daher freuen wir uns auch, wenn sich Interessierte bei uns melden.“
„Das Mentoring-Programm an der MLU setzt sich aus drei Säulen zusammen: Mentoring, Training und Networking“, erklärt Verena Stange. „Hinter der Mentoring-Säule steht das Zusammenwirken von Mentorin und Mentee innerhalb ihres Tandems mit Coaching und Wissensvermittlung. Im Training erhalten die Mentees ein vielfältiges Angebot an Seminaren und Workshops zur Kompetenzerweiterung. Networking wiederum dient der professionellen Vernetzung mit anderen Mentees und dem ergänzenden Austausch über Promotion und Habilitation, um weitere Impulse zu erhalten.“
Die halleschen Mentees kommen aus den verschiedensten Fächergruppen – von Agrar- und Ernährungswissenschaften über Psychologie bis zu den Wirtschaftswissenschaften. Die Mentoren stammen aus Frankfurt (Oder), Leipzig, Eichstätt, Berlin, Göttingen, Zürich, Halle, Gießen, Hamburg und Bremen. „Das Projekt hat vor allem auch den Charme, dass dabei Netzwerke und Forschungskooperationen mit anderen Universitäten entwickelt werden können“, beschreibt Dr. Kathrin Hirschinger die Vorteile.
Darüber hinaus bietet das Programm auch Seminare und Angebote, die Karrierestrategien für Nachwuchswissenschaftlerinnen vorstellen oder Strategien zur Vereinbarung von Familie und Beruf. Weitere Themen sind Projektmanagement, Bewerbungscoaching für Frauen, Führungskompetenzen, Diskussionsführung sowie Fördermöglichkeiten für die Promotion und Post-Doc-Phase. Der Workshop „Karriere und Kind“ fand gute Resonanz. Im Mai soll eine weitere Veranstaltung zur Drittmitteleinwerbung folgen. Erstmals gab es im Februar einen Stammtisch für Mentees mit guter Beteiligung, der künftig aller sechs Wochen fortgesetzt werden soll. Am 28. Juni 2013 ist ein Bergfest geplant.
Ein hallesches Tandem in der Zoologie hat scientia halensis befragt: Stephanie Schneider und ihren Mentor PD Dr. Wolf-Rüdiger Große. Die junge Diplombiologin arbeitet seit April 2011 an ihrer Promotion und widmet sich Reproduktionsstrategien von pflanzensaugenden Paraneoptera – das sind Insekten wie Wanzen, Thripse oder Zikaden. Als spezielles Modelltier dient dabei die Feuerwanze. Stephanie Schneider besuchte bereits während ihres Biologiestudiums Lehrveranstaltungen bei PD Dr. Wolf-Rüdiger Große und hatte schon seine mündliche Zusage, bevor sie ihn dem Gleichstellungsbüro als Mentor vorschlug.
„Bisher gibt es eine Reihe von Vorteilen durch das Tandem. Es ist wichtig, verschiedene Aspekte beim Entstehen der Arbeit diskutieren zu können und das Wissen des Mentors in methodischen Dingen ständig mit einfließen zu lassen“, sagt die Entomologin. Nicht zuletzt spiele auch die ständige Kommunikation per E-Mail eine wichtige Rolle, denn hier gibt es zum Beispiel Hinweise auf internationale Artikel zur Thematik, auf Tagungen und Ähnliches.
„Das Mentoring-Programm gibt mir sehr viel“, sagt Schneider. „Vor allem sind auch die Workshops wirklich gut, denn hier gehen kompetente Referenten auch auf persönliche Probleme ein. Nicht zuletzt halte ich den Stammtisch für eine gute Idee. Beim ersten Stammtisch war ich dabei und konnte mit Mentees aus anderen Bereichen Erfahrungen austauschen.“