Der Hattrick
Im Fußball gilt der Hattrick als besonderes Erfolgserlebnis, das zwar nicht häufig, aber auch nicht allzu selten vorkommt – laut einer Berechnung bei Wikipedia in etwa jedem 160. Bundesliga-Spiel. Prof. Dr. Andreas Hilgeroth ist Fußballfan. Er drückt dem Halleschen FC die Daumen, schaut Europa- und Weltmeisterschaftsspiele, kann also den einen oder anderen Hattrick via TV oder aus der Stadionkurve mitfeiern. Aber was ist das schon gegen das Gefühl, selbst einen Hattrick gelandet zu haben, wenn auch zugegeben keinen lupenreinen. Dreimal hat der MLU-Pharmazeut in den vergangenen Jahren den Wulf Vater-Dihydropyridine-Forschungspreis der Universität Mainz gewonnen. Nur bei einer der vier Preisverleihungen zwischen 2015 und 2021 ist er nicht erfolgreich gewesen. „Da war meine eingereichte Arbeit noch in einem sehr frühen Stadium und nicht so ausgereift.“
Den Anfang machte 2015 der Preis für seine Forschung zur Bekämpfung der Resistenz von Tumorzellen gegenüber Arzneistoffen. Für die Resistenz sind Proteine verantwortlich, die den Wirkstoff wieder aus der Zelle herausschleusen. Hilgeroth gelang die Entwicklung von Wirkstoffen, die die Transportproteine effizient hemmen. Wie bei den beiden später preisgekrönten Studien auch ging es also vom Prinzip her darum, den Abwehrspieler zu blockieren, der den Stürmer zwar in den Strafraum lässt, ihn aber am Torerfolg hindern will. 2019 war der Wissenschaftler mit einer Studie erfolgreich, die sich mit Resistenzen gegenüber Antibiotika zur Behandlung der Tuberkulose befasste. Mithilfe einer neuen chemischen Verbindung wird dabei ein Prozess blockiert, bei dem Tuberkulose-Bakterien Antibiotika-Substanzen wieder aus ihrem Zellinneren abpumpen, bevor diese eine Wirkung entfalten können. „Treffer“ Nummer drei folgte schließlich Ende 2021. Diesmal hatte sich Hilgeroth gemeinsam mit einem Forscher der Universität Greifswald und einer Arbeit zur Entwicklung eines neuen Hemmstoffs beworben, der ein Protein in Krebszellen blockiert, das bei einer Chemotherapie die Medikamente wieder aus den Krebszellen transportiert.
Hilgeroth ist seit 1995 an der MLU, seit 2015 ist er außerplanmäßiger Professor. „Natürlich braucht man auch manchmal Glück“, sagt er – dass es zu den Grundideen in der Forschung auch Treffer gibt. Mittlerweile hat der Pharmazeut bereits zwölf Patente eingereicht, unter anderem zu seinen Forschungen an Dihydropyridinen. Diese Verbindungen haben ursprünglich vor Jahrzehnten ein neues Zeitalter in der Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen eingeleitet und sind kein seltenes Forschungsgebiet, wie Hilgeroth sagt. Der Forschungspreis, den er nun bereits dreimal erhalten hat, ist nach Wulf Vater benannt - einem Arzt und Pharmazeuten, als dessen wichtigster Verdienst die Entwicklung eines Arzneistoffs vom Dihydropyridin-Typ zur Behandlung von Bluthochdruck gilt. Der wurde zu einem der erfolgreichsten Arzneimittel der Bayer AG.