Der Mann für Millionenprojekte: Horst-Dieter Foerster geht in Ruhestand

07.09.2021 von Katrin Löwe in Personalia
Es dürfte kaum ein Uni-Gebäude geben, das sich nicht mit ihm in Verbindung bringen lässt: Von der Sanierung geschichtsträchtiger Häuser bis hin zum Neubau moderner Forschungsbauten – Horst-Dieter Foerster hat alles begleitet. Vor wenigen Tagen war Richtfest für das neue Laborgebäude der Geobotanik, das letzte für den Abteilungsleiter für Bau, Liegenschaften und Gebäudemanagement. Ende September geht er nach 26 Jahren an der Uni in den Ruhestand.
Horst-Dieter Foerster geht nach 26 Jahren Tätigkeit als Bauabteilungsleiter in den Ruhestand.
Horst-Dieter Foerster geht nach 26 Jahren Tätigkeit als Bauabteilungsleiter in den Ruhestand. (Foto: Markus Scholz)

Es ist vielleicht nicht das größte Projekt in seiner Zeit an der Uni. Und doch irgendwie ein besonderes, nicht nur wegen der langen Vorgeschichte, die Horst-Dieter Foerster noch aus erster Hand kennt. Bauplanungen für die Geobotanik, erinnert er sich, die gab es 1995 schon einmal. Aus finanziellen Gründen sei damals aus der Sanierung nichts geworden. Im Institutsgebäude am Kirchtor seien seitdem immer mal wieder Reparaturarbeiten ausgeführt, auch neue Labore eingerichtet worden. „Aber das ist endlich“, sagt der Bauingenieur, zumal der Gesamtzustand des Hauses schlecht war. Das ändert sich gerade. In einem 23-Millionen-Euro-Projekt des Landes wird das Institutsgebäude saniert, ein neues Herbarium und ein neues Laborgebäude gebaut. 2022 sollen die Arbeiten beendet sein, für das Laborgebäude wurde am 31. August Richtfest gefeiert. Es war das letzte Richtfest für Foerster und neben der Sanierung des Chemischen und des Pharmazeutischen Instituts eines der letzten großen Projekte, die er als Bau-Abteilungsleiter angeschoben und begleitet hat. Dreimal hat er seinen Ruhestand bereits verschoben. Am 30. September ist nun sein offiziell letzter Arbeitstag an der Uni – nach 26 Jahren, in denen er als Abteilungsleiter an etlichen Millionenprojekten maßgeblich beteiligt war.

Im November 1995 habe ihn der damalige Kanzler Wolfgang Matschke vom Staatshochbauamt Halle abgeworben, sagt Foerster, studierter Diplom-Bauingenieur. Zu seinen ersten Großbaustellen – Pilotprojekte unter alleiniger Uni-Regie – gehörten der Neubau des Juridicums (von 1995 bis 1998, 15,9 Millionen Euro Investitionssumme) und des Audimax samt Uniplatz (von 1999 bis 2002, zusammen 14,2 Millionen Euro). An Herausforderungen fehlte es dabei nicht. Foerster erinnert zum Beispiel an den aus den 1940er Jahren stammenden Luftschutzbunker unter dem Uniplatz. Ihn als Barriere zwischen Hauptgebäude und Juridicum teilweise zu entfernen und stattdessen die heutige Freitreppe anzulegen, sei einfacher gedacht als getan gewesen, sagt er. Allein der Abriss der Bunker-Eingangsbereiche habe ewig gedauert, „Stahlbeton aus dem dritten Reich ist sehr massiv“ – und die Anwohner waren naturgemäß wenig begeistert von den Lärmbelastungen. Gerade rechtzeitig zum 500-jährigen Uni-Bestehen 2002 waren Audimax und Uniplatz fertig – auf einem Gelände, das vorher wild zugeparkt wurde und kein schönes Bild abgegeben habe, wie Foerster findet. „Dann war es aber ein Aushängeschild für das Jubiläum.“

Dauerprojekt mit Ausstrahlung

Geschichten wie diese könnte Foerster vermutlich zuhauf erzählen, wenn die Zeit dafür wäre. Bereut hat er seinen einstigen Wechsel an die Uni und auch sein Bleiben im Übrigen nie. „Wenn Sie ständig ihre Aufgabenfelder wechseln, haben Sie am Ende ihres Arbeitslebens nie etwas Zusammenhängendes geschaffen“, sagt er. Etwas wie den Campus-Bereich Heide-Süd etwa, noch immer das Lieblingsprojekt des Ingenieurs, wenn auch seit 2012 abgeschlossen. 18 Jahre hat die Umwandlung vom ehemaligen Kasernengelände der Sowjetarmee in ein Wissenschaftsareal gedauert, angefangen von der Sanierung des ehemaligen Stabsgebäudes in der Theodor-Lieser-Straße 5 über die der denkmalgeschützten Gebäude am von-Seckendorf-Platz bis hin zum Neubau einiger Anbauten für die Agrar- und Ernährungswissenschaften und des Hörsaalgebäudes. Häuser für Lehre und Forschung zugänglich zu lassen und zugleich die Baustellen nebenan zu sichern war alles andere als einfach, erinnert sich Foerster. Aber: „Es hat Spaß gemacht, das Ensemble zu erhalten.“ Die Gebäude, schwärmt er, hätten Ausstrahlung, durch ihre symmetrische Anordnung, aber auch durch breite Flure, die mehr Freiräume für einen Aufenthalt bieten. Gerade mit Blick auf Heide-Süd bilanziert der gebürtige Hallenser heute: „Ich habe mein eigenes Umfeld mit schön gemacht.“

Es sollte freilich nicht das letzte Großprojekt bleiben, das er von Uni-Seite aus begleitet hat. Der 2015 fertiggestellte Steintor-Campus folgte, das 2018 eröffnete Charles-Tanford-Proteinzentrum. Die eigentliche Bauleitung lag zwar mit Ausnahme von Juridicum und Audimax jeweils beim Landesbetrieb Bau, seiner Abteilung blieb aber unter anderem der Kampf zwischen den prognostizierten und den tatsächlich entstehenden Kosten. „Dann steht am Ende immer die Frage: Was spare ich ein, was lässt sich nachrüsten? Was hat die wenigsten Nachteile für die Uni?“, so Foerster – für ihn der unschönste Teil seiner Arbeit. Einer Arbeit, zu der im Übrigen schon lange mehr gehörte als die Abteilungsleitung. Seit 2009 war Foerster auch Stellvertreter des Kanzlers, zwei Jahre lang ab 2013 hat der das Amt kommissarisch sogar komplett erfüllt – neben seinem eigentlichen. Im Anschluss, erinnert er sich heute, habe er Monate gebraucht, um wieder in einen „normalen“ Arbeitsrhythmus zu kommen.

Vor zwei Jahren hat die Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt bereits die Lebensleistung des Baufachmanns gewürdigt und ihm den Titel eines Oberingenieurs verliehen. Er habe sich „um die Liegenschaften der Universität und das Ingenieurwesen im besonderen Maße verdient gemacht“, so die Kammer. Dieses Urteil wird auch innerhalb der Universität geteilt. „Für die Fakultäten und das Rektorat war Herr Foerster stets ein kenntnisreicher und verlässlicher Ansprechpartner", so Rektor Christian Tietje. Kanzler Markus Leber schätzt an seinem Stellvertreter vor allem dessen Offenheit: „Herr Foerster hat seine umfassenden Kenntnisse der Universitätsliegenschaften und ihrer Geschichte nie als Herrschaftswissen verstanden, sondern immer als Grundlage dafür, die Universität voranzubringen. "

Einiges mehr hätte Foerster gern noch in Angriff genommen. Die Sanierung des seit Jahren leerstehenden Julius-Kühn-Hauses in der Ludwig-Wucherer-Straße etwa, in dem lange die Agrarwissenschaften und der Bauernclub ihr Domizil hatten – der Bauantrag dafür sei aber zumindest schon eingereicht, sagt er. Eine Einladung zur Eröffnung des Gebäudes in hoffentlich nicht mehr allzu ferner Zukunft dürfte ihm sicher sein.

Schiffe statt Häuser

Was ihn stattdessen im Ruhestand erwartet, worauf er sich freut? „Damit habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht beschäftigt. Ich lasse das einfach auf mich zukommen“, sagt Foerster. Sicher, er habe Familie, Garten, Haus, Hobby. Neben Zeitungsbeiträgen hat Foerster in den vergangenen Jahrzehnten zum Beispiel mehrere Bücher verfasst oder mitverfasst. „Fährschiffahrt der Welt“, „Die Schiffe der Königslinie“ oder auch „Die älteste Eisenbahnverbindung über die Ostsee: Schiffe der Fährlinie Warnemünde-Gedser“ lauten einige Titel. Ein eher ungewöhnliches Thema für einen Mitteldeutschen. Als Fünfjähriger sei er mit seinen Eltern an der Ostsee im Urlaub gewesen und sein Vater habe ihm Fotografieren beigebracht, erinnert sich der mittlerweile 67-Jährige. Und: „Das Interessanteste an der Ostsee waren die Schiffe.“ Die Faszination dafür hat bis heute gehalten, auch wenn ihn mittlerweile weniger die Technik der Meeresriesen beschäftigt, sondern mehr der wirtschaftliche und geopolitische Aspekt. „Durch den Brexit gibt es neue Linien, die direkt von Frankreich nach Irland fahren“, erklärt er zum Beispiel. Mehr Zeit dafür – auch zum Mitfahren – hat Horst-Dieter Foerster bald auf jeden Fall.

 

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Kommentare

  • L. am 07.09.2021 21:32

    Alles Gute für den Ruhestand, Gratulation und Dank für Ihre Leistungen für die Universität und die ganze Stadt.

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