Die Wellbeing-Managerin
Neue Projekte, Veränderungen, das Netzwerken: Aufgaben, mit denen sich Juliane Müller identifiziert. „Das schlimmste, was mir passieren kann, sind Routineaufgaben“, sagt die 32-Jährige – ein Grund, warum sie in der Wissenschaft bleiben wollte, wie sie erklärt. Routine wird auch ihre neue Beschäftigung an der Universität nicht werden. Seit August ist Müller, bis dato wissenschaftliche Mitarbeiterin im Wirtschaftswissenschaftlichen Bereich, Referentin in der neuen Stabsstelle für Vielfalt und Chancengleichheit an der MLU.
Völlig fremd ist ihr die Aufgabe nicht. Bereits von 2015 bis 2017 hat sie am Lehrstuhl für Statistik bei Prof. Dr. Claudia Becker ein fakultätsspezifisches Projekt eingeworben und es evaluiert: „Professorin über Mittag“ war ein Format für Doktorandinnen, das deren Karriereplanung in den Mittelpunkt rückte. 2019 hat Müller ein am Lehrstuhl für Personalwirtschaft und Business Governance bei Prof. Dr. Anne-Katrin Neyer derzeit noch laufendes Projekt „Mutterschaftlerin im Flow“ initiiert, in dem zum Beispiel die erlebte Produktivität von Müttern in der Wissenschaft untersucht wird und Strategien zu deren Steigerung entwickelt werden. Im „Hause WiWi“ habe sie sich als Wellbeing-Managerin gesehen, sagt Müller. „Ich habe einen engen Kontakt zu internen wie externen Doktoranden und Doktorandinnen sowie Post-Docs gepflegt und erkannt, dass ich da etwas bewegen möchte, dass ich Mut machen und Erkenntnisse aus der Hochschul- und Karriereforschung weitergeben möchte.“
Nun richtet sich ihr Blick auf die MLU als Ganzes. „Was wir anstreben, ist eine wertschätzende, positive und vielfältige Hochschulkultur. Mir ist wichtig, dass das Individuum gesehen wird“, sagt die Referentin. Dazu gehöre zum Beispiel die Gastwissenschaftlerin aus dem Ausland oder der alleinerziehende Promovend. Der Blick solle sich aber auch auf Verwaltungspersonal, ältere Beschäftigte oder Studierende richten. Für vielversprechend hält Müller etwa ein Patensystem für Studierende aus Nichtakademiker-Familien. Aus einer solchen stammt die 32-Jährige selbst. Sie hat an der Hochschule Harz Wirtschaftspsychologie studiert, ist anschließend für ihr Masterstudium der Betriebswirtschaftslehre an die MLU gekommen, wo sie mittlerweile promoviert.
Zur Diversität gehören viele Faktoren, angefangen von Geschlecht, Alter oder sexueller Identität über Familienstand, Elternschaft, Berufserfahrung oder Einkommen bis hin zu Fragen der Zugehörigkeit zu einer Hochschule und der Funktion dort. „Jeder findet an sich Diversitätsaspekte“, sagt die neue Referentin – auch mit Blick auf ihre eigene Biografie. Ihre Bachelorarbeit hat sie bereits hochschwanger verteidigt, während des Promotionsstudiums wurde ihr zweiter Sohn geboren, zwischenzeitlich war sie alleinerziehend – und ist dennoch ihren Weg gegangen. Profitiert habe sie dabei unter anderem vom Mentoring-Programm an der MLU, so Müller.
Wo es Bedarf zur Steigerung von Chancengleichheit gibt, soll nun in einem ersten Schritt gemeinsam mit den Angehörigen der MLU ermittelt werden. Müller verweist auf vieles, was an der Universität bereits existiert: das Projekt gender*bildet, das audit familiengerechte Hochschule, das Mentoring-Programm, das Projekt „FEM POWER – Frauen in die Wissenschaft“ und einiges mehr. Nun gelte es, die einzelnen Bausteine zu bündeln, weitere Zielgruppen in den Blick zu nehmen und vor allem ein strategisches Konzept für eine Kultur der Vielfalt zu entwickeln, so Müller. Dazu sucht sie nicht zuletzt den Austausch mit anderen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft.
Teil der neuen Stabsstelle, die beim Rektor angesiedelt ist und von Martina Langnickel geleitet wird, sind auch das Familienbüro, das Büro des Behindertenbeauftragten sowie die Präventionsstelle Diskriminierung und sexuelle Belästigung. „Ich sehe mich als Brücke“, sagt Müller – auch zu Gleichstellungsbeauftragten, Internationaler Graduiertenakademie, Personalabteilung, Transfer- und Gründerservice. Oder zu den Prorektoraten: Sie wolle, so Müller, auch bei Drittmittelbeantragungen verstärkt Vielfalt und Chancengerechtigkeit mitdenken.