„Erster Schritt zur Verbesserung der Promovierendensituation“
Die Agenda der versammelten Doktoranden aus Geistes- und Naturwissenschaften gestaltete sich umfangreich, teils politisch. Die PhD warfen im Gespräch mit Foljanty-Jost Kritik an Sprachbarrieren für internationale Promotionsstudenten in Zeiten weltweiter Mobilität auf. Außerdem beanstandeten sie die geringe Integration der Doktoranden in die Universität sowie die sinkende Attraktivität des Promotionsstudiums – insbesondere durch den politisch induzierten Zeitdruck und starre Strukturen bei der Doktorandenförderung. Zur Verbesserung der Situation der Doktoranden regten sie die Einführung einheitlicher, verbindlicher Promotionsvereinbarungen und die Einberufung einer gemeinsamen Vertretung der Promovierenden an der MLU an.
Die Prorektorin zeigte sich engagiert und versicherte, das Anliegen der Doktoranden um einheitliche Vereinbarungen in der Forschungskommission vorzubringen, um eine Empfehlung dieses Rates zu erwirken und somit das Recht der PhD auf kontinuierliche Betreuung und einen gesicherten Anteil an eigener Forschung zu stärken. Gleichzeitig begrüßte sie das Vorhaben, eine Promovierendenvertretung einzusetzen, betonte jedoch, dass dies Aufgabe der Doktoranden selbst sei. Sie stellte in Aussicht, dass das Prorektorat und die Internationale Graduiertenakademie bei der Vernetzung der Promovierenden und der Beschaffung von Räumlichkeiten unterstützend tätig werden könnten.
„Allerdings ist auch die Registrierung und regelmäßige Erfassung aller Promotionsstudenten ein wichtiges Thema, das unbedingt angegangen werden muss“, erklärte Jens Gillessen. „Denn dies ist Grundlage, um belastbares Zahlenmaterial gegenüber der Politik aufweisen zu können und die Doktoranden zu vernetzten.“ Gillessen forscht im Bereich Philosophie und ist Sprecher der Plattform für den wissenschaftlichen Nachwuchs Sachsen-Anhalt, deren Positionspapier er der Prorektorin beim Gespräch übergab.
Mit dem Gesprächsauftakt sei für die Verbesserung der Promovierendensituation – wenn auch nur ein Teil der Forderungen der Promovierenden aufgegriffen wurden – immerhin ein erster Schritt getan, meinten Doktoranden und Prorektorin einhellig. „Ein Treffen wie der Promovierendentag und insbesondere eine solche Sprechstunde tragen dazu bei, mit Doktoranden aller Fachrichtungen ins Gespräch zu kommen“, erklärte Foljanty-Jost. „Gern leisten wir Hilfestellung und übernehmen Verantwortung, aber dafür brauchen wir den Input und die Informationen der Promovierenden.“
Amerikanistik-Doktorandin Claudia Ulbrich zeigte sich zuversichtlich: „Eine Gesprächsrunde wie diese bietet die Chance auf einen langfristigen Dialog. Allerdings darf es nicht nur beim Reden bleiben“. Chemie-Promovend Guntram Schmidt pflichtete ihr bei: „So eine Veranstaltung ist nur sinnvoll, wenn sie regelmäßig wiederholt und ergebnisoffen geführt wird. Letztlich muss der Austausch auch an den Ergebnissen geprüft werden.“