Europaweit Weiterbilden: Zum "Work Shadowing" nach Granada
Sie waren eine Woche zur Weiterbildung in Granada. Was haben Sie dort genau gemacht?
Angelika Manner: Ich habe am „Work Shadowing“-Programm teilgenommen und konnte den Mitarbeitern des Geographie-Departments der Universidad de Granada über die Schulter schauen. Sie haben mir ihre laufenden Projekte vorgestellt, ich durfte eine Projektregion mit besuchen, ich konnte in den Unterricht hinein schnuppern und habe zuletzt selbst eine Vorlesung gehalten.
Warum fiel Ihre Wahl auf Granada?I
ch lerne seit einigen Jahren Spanisch und schreibe meine Dissertation über Ecuador. Der spanischsprachige Raum interessiert mich sehr, auch als Landschaftsplanerin. Ich wollte an eine Institution, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigt wie wir am Lehrstuhl für Raum- und Umweltplanung. So bin ich auf das Institut für Regionalentwicklung an der Universidad de Granada aufmerksam geworden.
Wie läuft „Work Shadowing“ genau ab?
Es funktioniert ähnlich wie eine Schnupperlehre. Sie haben die Möglichkeit, in einer Institution in Europa fünf Tage lang „mitzulaufen“ und die Arbeitsabläufe vor Ort kennenzulernen. Man lernt ähnliche Themen in ganz anderen Bezugsräumen kennen - mit anderen oder teils ähnlichen Herausforderungen, etwa bei der Projektfinanzierung. Zugleich erfahren Sie eine neue Büro- und Universitätskultur.
Wie sieht diese Bürokultur in Spanien aus?
Das Klischee vom südländischen Raum, in dem etwa Pünktlichkeit nicht ganz so wichtig sei, konnte ich über Bord werfen. Die Kollegen vor Ort waren sehr gut organisiert. Was allerdings zutrifft, ist die Lebensfreude. Trotz eines hohen Arbeitsaufkommens bei gleichzeitiger Sorge um ausreichend künftige Finanzierungsmöglichkeiten war eine freundschaftliche Atmosphäre im Institut, eine offenbar relativ flache Hierarchie und viel Gelegenheit zum gemeinsam Lachen. Man platzt beim „Work Shadowing“ erst einmal mitten in einen fremden Arbeitsalltag hinein und der war in Granada gerade von Abgabeterminen und Projektarbeiten geprägt. Da hilft es, mit offenen Augen und ein wenig Fingerspitzengefühl auf die Leute zuzugehen. Das hat dort wunderbar geklappt, weil generell eine sehr kollegiale und freundschaftliche Arbeitsatmosphäre herrschte.
Was konnten Sie für Ihre tägliche Arbeit mitnehmen?
In Granada ist die Geographie einer philosophischen Fakultät zugeordnet. Das finde ich erst einmal spannend und meine Beobachtungen dort bestärken mich in der Annahme, dass wir den Fokus auch auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge und Werte legen müssen, wenn wir uns mit nachhaltiger Entwicklung beschäftigen. Auch fachlich konnte ich viele Inhalte mitnehmen, die ich jetzt in meine Lehre einbauen kann, zur landschaftlichen Entwicklung Andalusiens beispielsweise, die uns sehr viel über Prinzipien der nachhaltigen Landnutzung und über historische und aktuelle Fehler lehren kann. Vor allem hat mir der Aufenthalt aber gezeigt, dass, egal wie herausfordernd ein Projekt ist, ein gutes Klima am Arbeitsplatz zu Beginn stehen soll. Das bewirkt, dass man sich morgens aufs Büro freut, und letztlich ist das auch tragend für den Erfolg von Projekten.
Mehr über das Programm
Zertifikatsprogramm „Internationale Kompetenz“
Das Programm richtet sich an alle Beschäftigten der Universität, die gelegentlich oder häufig mit Angehörigen anderer Kulturen in Berührung kommen. Sie werden nun bei der Erweiterung ihrer internationalen Kompetenz unterstützt. Für einen erfolgreichen Abschluss müssen drei Module belegt werden: Fremdsprachenkompetenz, Interkulturelle Sensibilisierung und Internationaler Austausch. Mehr zum Zertifikat und zur Anmeldung
Erasmus Personalmobilität-Programm
Universitätsmitarbeiter haben darüber hinaus die Möglichkeit, im Rahmen des Erasmus Personalmobilität-Programms kurze Fort- und Weiterbildungsaufenthalte an europäischen Hochschulen, in Unternehmen oder Organisationen zu absolvieren. Auch Auszubildenden bietet das europäische Leonardo-Programm die Chance, ein Praktikum im europäischen Ausland zu absolvieren.