Gefördert und preisgekrönt: Jurist auf der Erfolgsspur

17.06.2020 von Katrin Löwe in Personalia
Als besonders beglückend werden wohl nur wenige Forscherinnen und Forscher das Frühjahr 2020 in Erinnerung behalten – die Corona-Pandemie hat ihre Arbeit erschwert oder gar gestoppt. Dem Juristen Dr. Andrej Lang dürften sich die vergangenen Wochen und Monate dennoch als die bisher erfolgreichsten seiner Karriere ins Gedächtnis brennen. Zwei Förderzusagen, ein Fellowship, eine Buchveröffentlichung und eine preisgekrönte Arbeit: Er selbst spricht von einer Glückssträhne.
Jurist Andrej Lang
Jurist Andrej Lang (Foto: Anika Nowak/Fräulein Fotograf)

Im August wäre er eigentlich nach New York aufgebrochen, der Aufenthalt war bereits vorbereitet. Aus dem Forschungsjahr in den USA wird wegen der Corona-Pandemie allerdings vorerst nichts werden. New York ist ein Corona-Hotspot, im Mai wurde Dr. Andrej Lang die Entscheidung zu fliegen per Mail aus den USA abgenommen. Dennoch klingt der Jurist alles andere als frustriert. „Ein ungutes Gefühl war schon da“, sagt er, die Sorge vor dem Virus. Und: Grundsätzlich bleibt ihm die Zusage der New York University School of Law für ein begehrtes Emile-Noël-Fellowship im akademischen Jahr 2020/2021 erhalten. Digital wird er in dieser Zeit tatsächlich an Workshops und Diskussionsforen teilnehmen – seine Präsenzzeit in den USA verschiebt sich nach derzeitigem Stand einfach um ein Jahr.

Die Zusage für das Fellowship in New York war für den Juristen, der seit 2014 am Lehrstuhl von Rektor Prof. Dr. Christian Tietje tätig ist, nicht die einzige Erfolgsmeldung. Seit Februar haben ihn immer neue frohe Botschaften erreicht. Die erste davon legte quasi den finanziellen Grundstein für den Aufenthalt in New York: die Aufnahme in das mit Bundesmitteln finanzierte Programm PRIME (Postdoctoral Researchers International Mobility Experience) durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Die Förderung umfasst eine einjährige Auslandsphase und anschließend eine sechsmonatige Phase an einer deutschen Hochschule.

Eine weitere Bewilligung stammt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die 36 Monate lang seine Stelle an der Uni Halle finanziert und darüber hinaus Mittel für Hilfskräfte und Sachkosten zur Verfügung stellt. Die Gesamtsumme der Förderung liegt bei fast 340.000 Euro. „Damit kann ich mich ausschließlich auf mein Forschungsprojekt konzentrieren“, sagt Lang. Er arbeitet in dieser Zeit an seiner Habilitation, die sich mit der außergerichtlichen Kontrolle von Grund- und Menschenrechten in Deutschland, der EU und der UNO beschäftigt. Überwiegend werde dieses Thema aus der Perspektive der Gerichte gedacht, sagt er. Dabei würden außergerichtliche Akteure in der Praxis eine bedeutende Rolle spielen, die in der Rechtswissenschaft bislang kaum erforscht sei. Lang nimmt für seine Forschungsarbeit zum Beispiel Mechanismen der Grundrechtskontrolle in Parlamenten und Ministerialbürokratien in den Blick, eine Fallstudie befasst sich mit dem Politikfeld der Inneren Sicherheit am Beispiel der Gesetzgebungsverfahren zur Vorratsdatenspeicherung und zur Antiterrordatei.

Dass er sowohl vom DAAD als auch von der DFG eine Zusage erhalten hat, habe ihn überrascht und gefreut, sagt Lang. „Die Postdoc-Zeit ist keine einfache Zeit“, erklärt er - wegen unsicherer Karriereaussichten. So mancher Selbstzweifel sei in der jüngsten Vergangenheit aber zerstreut worden. Zumal es noch weitere Karriere-Highlights gab. So ist in der Schriftenreihe „Cambridge Studies in Constitutional Law“ bei Cambridge University Press – einer der renommiertesten europäischen Rechtsverlage – im April das gemeinsam mit Mota Kremnitzer und Talya Steiner aus Israel herausgegebene Buch „Proportionality in Action“ erschienen. „Das ist schon etwas Besonderes.“ Laut Lang ist das Buch in diesem Umfang die erste rechtsvergleichende und empirische Studie des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes. Sie untersucht, wie  die Verfassungs- beziehungsweise Obergerichte aus Deutschland, Kanada, Südafrika, Israel, Polen und Indien den Grundsatz tatsächlich verwenden und welche Auswirkungen dies auf den Grundrechtsschutz hat.

Mit Verfassungsgerichtsbarkeit hat sich der Wissenschaftler auch in seiner Dissertation befasst, die – und das ist die vorerst jüngste Erfolgsmeldung in der Kette – seit Mai preisgekrönt ist. Für sie erhielt der Jurist einen der renommierten Promotionspreise der European Law Faculties Association (ELFA), genauer gesagt den mit 1.500 Euro dotierten zweiten Preis. In der Arbeit erklärt Lang, warum es im und außerhalb des europäischen Verfassungsgerichtsverbunds gelingt, die Urteile verschiedener Verfassungsgerichte aufeinander abzustimmen und einen „Krieg der Richter“ zu vermeiden, obwohl jedes nationale Gericht das letzte Wort zugunsten seiner Verfassung beansprucht.

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