Großes Universitätskonzert: Einheit durch Vielfalt
Fraglos, es ist ein Gedanke, der einiger Gewalt bedarf, aus der Zusammenführung der entlegenen Extreme des akademischen Musiklebens das Selbstbekenntnis zu einem universitären Pluralismus herauslesen zu wollen – und doch: Es scheint nicht minder fraglos, dass für die Kunst des Miteinander-unterschiedlich-Seins hier nicht weniger gilt als dort, dass voneinander nur lernen kann, wer einander auch hört – Einheit durch Vielfalt, eben auch in der Kunst.
Ganz in diesem Sinne versuchte sich das Große Universitätskonzert gerade nicht an einer Glättung der schroffen Gegensätze der Klangkörper, sondern kultivierte den Kontrast. Der musikalische Festakt erhob das Prinzip des bruchstückhaft Gefügten zum Leitmotiv und reihte in einem zweiteiligen Parforceritt Werke aneinander, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: verjazzte Arrangements der Neuen Deutschen Welle an Reformationssinfonien und Lobgesänge, Peter Schilling an Felix Mendelssohn Bartholdy, Bigband an Sinfonieorchester – ein repräsentativer Querschnitt durch den Klang der Martin-Luther-Universität.
Die Ensembles wussten dabei durchweg mit ihrer eigenen Tonsprache zu überzeugen. Besonders wandelbar zeigte sich der Universitätschor „Johann Friedrich Reichardt“, der in der Darbietung von Auszügen aus Martin Völlingers „Latin Jazz Mass“ mit dem Jazz-Quartett ebenso brillierte wie in der Vereinigung mit dem Akademischen Orchester in der meisterhaft musizierten Interpretation der Zweiten Sinfonie („Lobgesang“) Mendelssohn Bartholdys. Und wer aus der etwas zu emphatischen Bläserpartie der langsamen D-Dur-Einleitung der „Reformationssinfonie“ noch Antworten auf die Frage zu hören glaubte, warum Musiker nicht operieren, wurde mit der klanggewaltigen Interpretation von Leopold Stokowskis Orchestertranskription der Bachkantate „Ein feste Burg“ (BWV 80) eines Besseren belehrt, ehe die Uni-Bigband mit einem feinen Arrangement Markus Lämmels zum Kehraus blies – variatio delectat!