Universitätsgeschichte, einfach überall

24.01.2024 von Katrin Löwe in Varia
Mehr als 200 Jahre sind seit der Vereinigung der Wittenberger Leucorea und der Universität Halle vergangen. Die Spuren der Leucorea sind in der Lutherstadt heute noch sichtbar – und zwar überall, wenn man nur weiß, wonach man schauen muss. Prof. Dr. Peer Pasternack zeigt das in einem neuen Stadtführer.
Das Fridericianum, heute Sitz der Stiftung Leucorea.
Das Fridericianum, heute Sitz der Stiftung Leucorea. (Foto: Wikimedia Commons / Horst Pomplun)

Peer Pasternack schreibt in seinem Stadtführer „Die Spuren der Leucorea“ über 300 Jahre Universitätsleben – von der Gründung der Wittenberger Universität 1502 bis zur Vereinigung mit der halleschen Friedrichs-Universität 1817 – und den bisher 200 Jahren der Gestaltung des Erinnerns daran. Wittenberg, schreibt der Sozialwissenschaftler und Zeithistoriker in dessen Einleitung, atme praktisch bis heute an jeder Ecke seiner Innenstadt den Geist der Universität. Das werde nicht nur anhand der weithin bekannten Orte deutlich, die auch zu jedem anderen Stadtrundgang durch Wittenberg gehören: das Collegium Augusteum, das Melanchthonhaus, das Collegium Fridericianum, die Luther- und Melanchthon-Denkmäler und natürlich die Schlosskirche, die auch Universitätskirche war. Ihnen ist der erste Teil des Stadtführers gewidmet.

Wie präsent die Universitätsgeschichte ist, zeigt sich aus Sicht des Autors auch an den nicht ganz so offensichtlichen Zeugnissen. Immerhin die Hälfte des 92 Seiten umfassenden Bändchens widmet Pasternack ihnen - gemäß dem Motto: „Man sieht nur, was man weiß.“ Dieser zweite vom Autor beschriebene Rundgang führt zum Beispiel durch die Schlossstraße, erzählt wird die Geschichte zahlreicher Professoren, denen die Häuser einst gehörten oder die zumindest in ihnen lebten. Er führt zu den Epitaphen, die an der Außenseite der Stadtkirche an Universitätsangehörige erinnern. Und zu Häusern, in denen bedeutende Studenten der Leucorea wohnten: Gotthold Ephraim Lessing etwa, der 1752 an der Artistenfakultät sein Magisterexamen ablegte, oder Novalis, der 1793 und 1794 an der Leucorea studierte und im Haus eines Mathematik-Professors unterkam.

Nicht zuletzt enthält der Rundgang auch Stationen, deren Bezüge zur Universität zum Teil über die eigentliche Existenz der Leucorea hinausgehen: 1818 zum Beispiel wurde in der „Alten Canzley“ das Wittenberger Hebammenlehrinstitut eingerichtet. Es war, schreibt Pasternack, als eine Art Entschädigung für den Verlust der Universität eingerichtet worden. Wie übrigens auch das bekanntere Evangelische Predigerseminar im Augusteum.

Zum Buch: Peer Pasternack: Die Spuren der LEUCOREA (1502–1817). Ein universitätshistorischer Stadtrundgang durch das heutige Wittenberg, Wittenberg 2023, 92 Seiten, 9,80 Euro, ISBN 978-3-942005-33-3

Zum Autor: Prof. Dr. Peer Pasternack ist seit 2010 Direktor des Instituts für Hochschulforschung (HoF), einem An-Institut der Universität, und lehrt am Institut für Soziologie der MLU.

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