Mit hoher Spielkultur und Virtuosität
Neben zwei traditionellen Werken der Gattung, Streichquartett Nr. 20 KV 499 („Hoffmeister-Quartett“) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) und Streichquartett Nr. 15 D 887 von Franz Schubert (1797–1828), stand dabei auch Benjamin Brittens (1913–1976) Streichquartett Nr. 1 op. 25 im Fokus der musikalischen Aufmerksamkeit.
Den Auftakt des Konzerts bildete entsprechend der Chronologie der Entstehungsdaten das Streichquartett Mozarts, das 1786 als Einzelwerk vom Musikverleger Franz Anton Hoffmeister (1754–1812) publiziert wurde und somit, wie auch deutlich hörbar, in die spätere Schaffensphase des Komponisten fällt. Bereits im eröffnenden Allegretto, dessen monothematischer Aufbau an die Sonatenform Joseph Haydns erinnert, gelang es dem Maggini Quartet dabei die kompositorischen Besonderheiten des Werkes, die vorrangig in der polyphon-kontrapunktischen Ausarbeitung zu finden sind, spielerisch umzusetzen. Insbesondere die präzise Dynamik und die feine Ausdifferenzierung der Einzelstimmen vermittelten dem Publikum dabei die weitgehende Gleichberechtigung aller Instrumente im vierstimmigen Satz der Komposition. So schaffte es das Quartett, die immer wieder auftauchenden Durchführungen des thematischen Materials durch alle Stimmen deutlich hervorzuheben, ohne den ausgewogenen Gesamteindruck der Komposition zu gefährden. Auch die folgenden Sätze profitierten von der hohen Spielkultur und Erfahrung des Ensembles, das sowohl die lyrisch-gefühlsbetonten Passagen etwa des Adagios als auch die technisch hochanspruchsvollen, temporeichen Partien aus dem Schlusssatz auf höchstem Niveau umsetzte.
Im Anschluss durchbrach das Maggini Quartet die chronologische Anordnung der Stücke und es folgte das Streichquartett Nr. 1 von Benjamin Britten, das 1941 als Auftragswerk entstand, während der Komponist in den USA lebte. Der von scharfen Kontrasten sowohl der Dynamik als auch des Tempos durchzogene erste Satz des Werkes brach unmittelbar mit der klanglichen Atmosphäre des vorangegangenen Stücks. Wobei es dem Ensemble dennoch souverän gelang, den völlig veränderten musikalischen Duktus für den Zuhörer zugänglich zu machen. Besonders im Umgang mit den ungewohnten musikalischen Ausdrucksformen Brittens, wie dem gehäuften Aufkommen von Dissonanzen und Glissandi, den oft chromatischen Melodieverläufen oder dem im 5/4-Takt gehaltenen dritten Satz, die das formal eher traditionell gehaltene Streichquartett untergraben, zeigte sich die Routine des Ensembles im Bereich moderner Kompositionen. Im energischen vierten Satz, dessen strenge Verarbeitung des Kopfmotivs die Auseinandersetzung des Komponisten mit den klassischen Vorbildern deutlich werden lässt, bewiesen die Instrumentalisten erneut ihre Virtuosität.
Den Abschluss des Konzerts bildete das Streichquartett Nr. 15 von Franz Schubert, das er im Sommer 1826 und somit nur zwei Jahre vor seinem frühen Tod fertig stellte. Dieses ausgedehnteste Quartett des Abends, das den Rahmen eines Streichquartetts zu Schuberts Lebzeiten sprengte, vollzieht in seiner bereits in den ersten beiden Takten eintretenden und unmittelbaren Gegenüberstellung von G-Dur und g-Moll eine Reflexion über Licht und Dunkel, Leben und Tod. Eine Auseinandersetzung, die sich das gesamte Stück hindurch fassen lässt und die das Maggini Quartet auf bemerkenswerte Weise umsetzte. Die vier Musiker verstanden es, sowohl in den schnellen Sätzen, etwa den herausragend artikulierten Tremolo-Passagen des Allegro molto moderato, als auch im langsamen Satz Andante un poco moto, die Quintessenz des so zentralen Konflikts einzufangen.
Für den heftigen Applaus der Zuhörerschaft bedankte sich das Maggini Quartet mit der Zugabe des Menuetts aus dem Streichquartett Nr. 14 KV 387 von Wolfgang Amadeus Mozart, das den Bogen zum Anfang des Konzerts spannte und den Abend somit abrundete.