Neu im Botanischen Garten: Rundgang mit Aha-Erlebnis
Die biologische Vielfalt, auch Biodiversität genannt, sei gerade durch die molekularen Prozesse im Zusammenwirken mit der Umwelt entstanden. Die Pflanzengenetik als wissenschaftliche Disziplin sei aus der Botanik nicht mehr wegzudenken. Früher, so der Kustos, habe man die stammesgeschichtlichen Rekonstruktionen nur über morphologische Merkmale abgleichen können. Schon damals, noch vor der molekularen Ära, wurde bereits festgestellt, dass viele Merkmale nicht stimmig waren. Erst mit Einzug moderner DNA-Untersuchungen wurde es möglich, die Angaben mit den morphologischen Datensätzen abzugleichen.
Ziel ist es dabei immer, die Evolution und die Stammesgeschichte (Phylogenie) der Organismen besser zu verstehen. Doch wie nähert man sich diesem Thema an? Ein Poster vor dem Eingang zum Tropenhaus erklärt auf einfache und recht anschauliche Weise, wie solch eine molekulare Untersuchung abläuft. Auch auf die anderen Tafeln verweist der Botaniker. Sie spiegelten aktuelle Studien wider – oft mit unerwarteten Ergebnissen.
Doch es gibt noch eine weitere Neuigkeit im Botanischen Garten: „Es ist uns gelungen, die derzeit als primitivste angesehene bedecktsamige Pflanze zu erhalten und den Besuchern zu zeigen“. Dabei handelt es sich um die „Amborella Trichopoda“, deren Genom kürzlich sequenziert wurde, erzählt Hoffmann. Amborella trichopoda ist ein kleiner, immergrüner Strauch oder eine baumartig verholzende Pflanze. Bedecktsamer sind Pflanzen, deren Samen im Fruchtknoten eingeschlossen sind. „Sie ist aber für Laien sicherlich unspektakulär“. Die Pflanze habe man vom Botanischen Garten in Bonn erhalten. Bislang gibt es in Halle nur zwei Stecklinge, die allerdings bei optimaler Haltung im Viktoria-Haus noch ordentlich wachsen dürften. Die Pflanze, die in Neu-Kaledonien beheimatet ist, kann eine Größe von immerhin acht Metern erreichen.
Der Botanische Garten in Halle ist wie folgt geöffnet: Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, am Wochenende und feiertags 10 bis 18 Uhr
Weitere Infos unter http://www2.biologie.uni-halle.de/bot/boga/