Per Tandem über Sprachbarrieren
Schließlich sitzt beim deutsch-chinesischen Team keiner vorn oder hinten und eigentlich haben sie auch noch nie zusammen ein solches gefahren.
Kennengelernt haben die zwei Deutschen und die zwei Chinesen sich Mitte April bei einer Veranstaltung im Rahmen des vom Internationalen Büro der MLU durchgeführten Sprachtandem-Projektes in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG). „Wir haben das Sprachtandem-Programm, das es seit vielen Jahren an der MLU gibt, zum Sommersemester neu konzipiert. Das heißt, wir vermitteln nun nicht mehr nur Lernpartner, sondern begleiten diese auch während des Semesters mit Veranstaltungen, in denen der Lernerfolg reflektiert und Probleme der Teams, wie z.B. unterschiedliche Sprachlernniveaus, besprochen werden“, erklärt Gritt Eisenkopf, Mitarbeiterin des Internationalen Büros.
Und wie können diese Probleme gelöst werden? „Zum Beispiel kann man vereinbaren, dass im Tandem-Team jeder Sprache der gleiche Raum gegeben wird, also z.B. bei einem Treffen jeweils eine halbe Stunde in den jeweiligen Sprachen kommuniziert wird. Außerdem stellen wir Lernmaterialien vor und beraten zur Methodik des Fremdsprachenlernens“ ,sagt Elli Mack, die zusammen mit Regine Brandt, Christiane Hess und Gritt Eisenkopf die Tandemteams koordiniert.
Bei den Studierenden kommt das Projekt gut an. Die erste Veranstaltung wurde von über 50 Interessierten besucht. Aktuell gibt es etwa 1600 internationale Studierende an der MLU und Tandems sind gefragter denn je. Der nächste Tandem-Abend in diesem Semester findet am 5. Juli statt. „Wir sind uns jedoch jetzt schon sicher, dass das Projekt im Wintersemester weitergeführt werden soll“, sind sich Elli Mack und Gritt Eisenkopf einig.
Für die beiden Medizinstudenten Clemens und Felix, die seit diesem Semester in der Volkshochschule Mandarin oder auch Hochchinesisch lernen, war der Abend in der ESG die Gelegenheit mit chinesischen Muttersprachlern in Kontakt zu kommen und erste Gespräche in der neu erlernten Sprache zu führen.
Neben Chinesen und Deutschen waren an diesem Abend u.a. Araber, Slowaken, Russen, Franzosen und Japaner gekommen, um einen Lernpartner zu finden. Denn die Vorteile einer solchen Verbindung sind genauso vielseitig wie die Nationalitäten der Tandemsuchenden. „Wir lernen die Kultur kennen und bekommen seitdem endlich Antwort auf alle Fragen“, nennen die beiden Deutschen gleich zwei Gründe. Denn nicht nur die deutsche, auch die chinesische Sprache hat ihre Tücken. Neben tausenden Schriftzeichen kann man durch die falsche Betonung leicht in ein Fettnäpfchen treten. So bedeutet das Wort „ma“ je nach Betonung Mutter, Pferd, Ärger oder ein Schimpfwort, das hier nicht genannt werden soll.
Auch für Li, der „Biomedical Engineering“ im zweiten Semester studiert und nach dem Studium in Deutschland arbeiten will, und für Yanling, die während ihrer Promotion mindestens vier Jahre hier bleibenmöchte, sind die Treffen mit dem gebürtigen Hallenser Clemens und dem Leipziger Felix neben ihren Unideutschkursen sehr wichtig, weil „die Tandempartner eine große Geduld mitbringen und man mehr Zeit hat zu sprechen als im Unterricht“. Und erste Fortschritte sind bereits sichtbar. „Wir führen einfache Gespräche, lernen die Uhrzeiten und Wegbeschreibungen. Seit unserem ersten Treffen vor sieben Wochen treffen wir uns jeden Donnerstag und haben nicht nur sprachlich viel dazugewonnen, sondern uns auch kennen gelernt“, sagen die vier Studenten.
So traf man sich vor ein paar Wochen zu einem richtigen Barbecue. Kurz darauf hat Yanling zu einem traditionellen chinesischen Essen eingeladen,. Gegessen wurde natürlich mit Stäbchen.