"Nach Wahrheiten gebohrt" - Stimmen zum Gutachter-Besuch
Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug, Vorsitzende des Kuratoriums der MLU und Generalsekretärin der Leopoldina:
Es war ein offenes, konstruktives Gespräch mit Partnern auf Seiten des Wissenschaftsrates, die sehr gut auf die spezifischen Gegebenheiten der Universität vorbereitet waren. Auf die Frage, wo wir als Mitglieder des Kuratoriums die Universität im Jahr 2020 sehen, haben wir betont, es brauche in einer Universität, die in den vergangenen 20 Jahren nur mit finanziellen Reduktionen zu kämpfen hatte, nun Planungssicherheit. Wir haben den Wissenschaftsrat darüber hinaus um Unterstützung für den Erhalt der vielen kleinen Fächer gebeten, die aus der Historie bedingt oftmals einzigartig in Halle vertreten sind. Hier sollte es gelingen, gemeinsam mit dem Universitätsverbund Halle - Jena – Leipzig zukunftsweisende Konzepte der Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinaus zu entwickeln. Das Kuratorium hat auch dafür geworben, zur Finanzierung der kleinen Fächer den Einsatz von Bundesmittel zu ermöglichen. Wenn sich der Wissenschaftsrat dieser Anregung anschließen und sie in seine Empfehlungen aufnehmen würde, wären wir sehr zufrieden.
Sabrina Schiffner, Sitzungsleitende Sprecherin des Studierendenrates der MLU, Studentin der Theologie:
Ich habe das Gespräch als sehr aufgeschlossen empfunden. Auch wenn ich den Eindruck nicht widerlegen konnte, dass nicht alle Mitglieder der Delegation dieselbe Aufmerksamkeit auf die Anliegen der Studierenden gelegt haben. Diesen Eindruck hatte ichauch bei Themen der allgemeinen Studierbarkeit und der Zusammenstellung der Studiengänge. Gerade hier kam es zu Unstimmigkeiten im Verständnis, besonders was die ASQ in den BA/MA-Studiengängen betraf, die ja einen verpflichtenden Wahlbereich darstellen. Bevor die Studierendenvertreter zu einer abschließenden Erklärung kommen konnten, war das Gespräch schon beendet.
Wir konnten, glaube ich, vermitteln, dass Halle, gerade was die Kombinatorik der einzelnen Studienfächer betrifft, eine große Vielfalt bietet, wie es sie an vielen anderen Universitäten nicht gibt. Ein weiterer Punkt war das Hervorheben der sogenannten Orchideenfächern, die ein Teil des Profils der MLU sind. Auch haben wir versucht verständlich zu machen, dass einige Studiengänge überlaufen sind, da sich mehr Studierende eingetragen haben, als tatsächliche Plätze vorgehalten worden sind, was die Studierbarkeit mehr als einschränkt. Zudem bemerkte der StuRa, dass gerade bei den ASQ-Modulen an der Uni bzw. dem Fachbereich Empfehlungen ausgesprochen werden, die von den Angeboten nicht abgedeckt werden könnten.
Prof. Dr. Burkhard Schnepel, Dekan der Philosophischen Fakultät I:
In der Sitzung mit den Dekanen und anderen Vertretern der Philosophischen Fakultäten I und II gab es eine Reihe kritischer, aber im Grundtenor konstruktiver Fragen und Stellungnahmen aus dem Kreis der Begutachter. Diese bezogen sich unter anderem auf den gegenwärtigen Zuschnitt der Fakultäten und Institute. Aber auch und insbesondere die Problematik der sogenannten „Kleinen Fächer“ wurde tiefergehend diskutiert. Sowohl die Mitglieder des Rats als auch die Vertreter der Fakultäten waren sich letztlich darin einig, dass den „kleinen Fächern“ gegenüber besondere Verantwortung zu wahren sei, auch wenn das Epithet „klein“ alleine nicht automatisch zu einer Art „Artenschutz“ berechtigt. Bei der Frage, wie es für „kleine Fächer“ möglich sei, ihre Fachidentitäten zu wahren und dennoch die im Bereich der Lehre und Forschung notwendigen Kooperationen und Vernetzungen einzugehen, wurde gemäß dem Motto „Kleine Fächer - Große Lösungen“ deutlich gemacht, dass für zukünftige Überlegungen und Maßnahmen diesbezüglich die Gespräche mit der Universität Leipzig zu intensivieren seien.
Frank Ursin, Sprecher der Promovierenden-Initiative Halle und Doktorand in Geschichte:
Der Wissenschaftsrat war sehr gut vorbereitet und hat die Nachwuchswissenschaftlicher, Promovierenden, Postdocs und Juniorprofessoren ernst genommen. Zeitweise entspann sich eine Diskussion, die ich als sehr angenehm empfand. Er hatte er auch das Positionspapier der "Platform für den wissenschaftlichen Nachwuchs Sachsen-Anhalt" zur Kenntnis genommen. Insofern ich und Doreen Pöschl zudem als Vertreter der Promovierenden-Initiative zur Gründung eines Promovierenden-Rates an der MLU zur Kenntnis genommen wurden, konnten wir unsere Forderung nach einem ProRat dem Wissenschaftsrat mit auf den Weg geben. Daneben wurde die schwierige Stellung der Juniorprofessoren und -professorinnen mit vermeintlichem Tenure Track klar gestellt.
Prof. Dr. Ingrid Mertig, Sprecherin des Forschungsschwerpunktes "Nanostrukturierte Materialien" und Mitglied des Wissenschaftsrats:
Die Gespräche mit den Mitgliedern der Kommission zur Evaluierung der MLU im Auftrage des Wissenschaftsrates waren sehr konstruktiv. Als Sprecherin des Forschungsschwerpunktes "Nanostrukturierte Materialien" habe ich mich für die Fortsetzung der Profilbildung an der Martin-Luther-Universität eingesetzt.
Dr. Uwe Kühn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biochemie und Biotechnologie:
Es war ein sehr offenes und ehrliches Gespräch. Probleme wurden klar benannt und das empfand ich als sehr positiv. Die Mitglieder des Wissenschaftsrats haben sehr konkret nachgehakt, um nach Wahrheiten zu bohren. Sie haben auch uns wissenschaftliche Mitarbeiter gezielt nach unseren Problemen gefragt, das hat mir sehr gut gefallen. Ich habe unter anderem darauf hingewiesen, dass sich unsere Praktikumsräume in einem schlechten Zustand befinden und unsere Ausrüstung nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist. Das führt bei der Arbeit zu Reibungsverlusten und kostet uns viel Kraft.
Prof. Dr. Hans-Joachim Solms, Professor für Altgermanistik:
Unterm Strich verlief unser Gespräch positiv. Die Mitglieder des Rates waren überraschend gut vorbereitet. Sie haben unsere Stärken und Schwächen klar erkannt und Widersprüche angesprochen. Wir konnten vermitteln, dass es neben den Forschungsschwerpunkten auch vielfältige brilliante Einzelforschungen gibt und dass man nicht nur die Vernetzung der Forschung innerhalb der Universität betrachten sollte, sondern auch die Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene.
Regine Brandt, Koordinatorin des PhD-Networks und Doktorandin in der Biologie:
Das Gespräch war angenehm. Aber die Zeit war zu kurz, um eine Vielzahl an Themen anzusprechen und wirklich ins Gespräch zu kommen. Da ich als Vertreterin des PhD-Networks dabei war, wurde ich speziell auf das Netzwerk angesprochen. In dem Zusammenhang konnte ich darauf hinweisen, wie bedeutend das Networking an der Universität gerade für internationale Promovierende ist. Das wichtige Thema der Internationalisierung kam meiner Ansicht nach leider zu kurz.
Sebastian Lüdecke, studentischer Senator (Jura):
Die Gesprächsatmosphäre war gut. Die Gäste vom Wissenschaftsrat wirkten sehr interessiert, sie haben viel nachgefragt. Warum studieren Sie hier? Was läuft gut, was nicht? Solche Fragen kamen. Durch die unterschiedlichen Fachrichtungen, die bei uns auf studentischer Seite vertreten waren, konnten alle ihren Horizont erweitern, das hat mir gut gefallen. Aber ingesamt eine Stunde für Gespräche mit Studierenden, das ist zu wenig. Wir sind schließlich stark betroffen von den künftigen Entwicklungen, für uns geht es um die berufliche Zukunft. Umso wichtiger finde ich, dass wir auch weiterhin einbezogen werden in die Diskussion. Die Begehung des Wissenschaftsrats war ja nur der Auftakt, die Profildiskussion an der Uni läuft weiter.