20 Fragen an Thomas Bremer
1 | Warum leben Sie in Halle und nicht anderswo?
Weil es eine schöne Stadt ist und weil sie tolle alte Buchbestände hat.
2 | Wenn nicht Romanist, was wären Sie dann geworden?
Radioredakteur für klassische Musik. An dem Tag, als der Ruf auf die Professur nach Halle kam, kam auch ein Vertragsentwurf vom Rundfunk.
3 | Was war an Ihrer Ausbildungs- bzw. Studienzeit am besten?
Die vielen Anregungen für wunderbare Bücher, für Museen und Musikstücke, die ich noch nicht kannte – und die viele selbstbestimmte Zeit, um ihnen nachzugehen.
4 | Welchen Rat fürs Überleben würden Sie Studierenden heute geben?
Studiere das, womit du dir vorstellen kannst, vierzig und mehr Jahre Lebens- und Arbeitszeit zu verbringen.
5 | Wenn Sie Wissenschaftsminister wären, was würden Sie als erstes tun?
Dem Kollegen Finanzminister klarzumachen versuchen, dass für ein kleines Land wie Sachsen-Anhalt nur Wissen eine nachhaltige Ressource ist und entsprechend behandelt werden muss.
6 | Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?
Wissen zu schaffen.
7 | Was haben Intelligenz und Menschlichkeit miteinander zu tun?
Intelligenz ohne Menschlichkeit führt zu Grausamkeit, das kann man nicht wollen.
8 | Worüber ärgern Sie sich am meisten?
Über Unwissen, gepaart mit Selbstsicherheit und Arroganz.
9 | Was bringt Sie zum Lachen?
Alles Pathetische. Geht so gut wie immer schief.
10 | Was schätzen Sie an Ihren Freunden?
Dass sie sich nicht für meine Uni-Arbeit interessieren.
11 | Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Geduldige Kommunikation.
12 | Was erwarten Sie von der Zukunft?
„Erwarten“ weiß ich nicht, eher erhoffen: dass die Menschheit für die Probleme, die sie selbst erst geschaffen hat, auch eine Lösung finden wird.
13 | Woran glauben Sie?
Sehr altmodisch: an einen relativen Fortschritt zum Besseren. Ich bin da unverbesserlich optimistisch.
14 | Welchen bedeutenden Menschen unserer Zeit hätten Sie gern als Gesprächspartner?
Picasso. (Ich war schon einmal relativ nahe dran: Beim ersten Schüleraustausch in Frankreich 1970 habe ich ihn in der Hauptpost von Cannes von weitem gesehen …)
15 | Wer war oder ist für Sie der wichtigste Mensch in Ihrem Leben?
Verrate ich nicht.
16 | Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt kennen lernen?
Die kleinen Karibikinseln, auf denen ich noch nicht war.
17 | Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?
Mit allem, was ich auch sonst am liebsten tue: lesen, schreiben, Musik hören, dann aber ohne Termine, auf die man Rücksicht nehmen muss.
18 | Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?
Das wechselt häufig. Julio Cortázars Paris- und Buenos Aires-Roman „Rayuela“ wäre wahrscheinlich dabei.
19 | Wenn Sie einen Wunsch frei hätten…?
Noch lange im Kopf und am Körper halbwegs gesund bleiben.
20 | Ihr Motto?
Pas de zèle – Sich nicht ereifern (Talleyrand).
Aus der Vita
geboren 1954 in Essen; 1973-1979 Studium der Rechtswissenschaft, dann der Romanistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Gießen, Freiburg und Bologna; 1990 Promotion an der Universität Gießen, 1994 Habilitation in Gießen, seit 1994 Professor für Iberoromanistik in Halle (zuvor 1993 Vertretung der Professur); ERASMUS-Austauschdozent an der Universität Szeged/Ungarn; 1996-1998 Dekan des Fachbereichs Sprach- und Literaturwissenschaften; 1998-2003 Prorektor für Studium und Lehre der MLU; 2013 Verleihung des Ehrendoktortitels durch Universität Szeged/Ungarn, 2006-2019 Direktor des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB) der MLU