Ein Abschied, gespickt mit Überraschungen: Georg Maas geht in den Ruhestand
„Lieber Georg, das ist alles nur für dich“ stand groß auf der Bühne geschrieben. Der erste Dank richtete sich indes noch nicht an den Mann, dem dieser Abend in der Studiobühne der Musikwissenschaften galt. Es war der Dank an „alle, die mitgeschwiegen haben“, damit es eine echte Überraschung werden konnte. Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Vollberg, Musik-Promovendin Eva Tichatschke und Dr. Claudia Hartling, kommissarische Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrer*innenbildung (ZLB), wussten, wovon sie reden: Sie haben in den vergangenen Monaten das „Geheimbund-Trio“ gebildet, das die Abschiedsveranstaltung für Georg Maas vorbereitet hat. „Nicht aufzufliegen war allerdings nicht leicht“, ließen sie wissen. Es gab heimliche Treffen auf der Toilette während der Filmmusiktage, „zufällige“ Begegnungen in diversen Lokalitäten – „schwer einsehbare Plätze kennen wir jetzt genug“ – und jede Menge Spaß im Mailwechsel mit allen Mitverschwörern, zu denen auch die Familie das Beinahe-Ruheständlers gehörte.
Heraus kam ein sehr buntes Programm, das alle Bereiche widerspiegelte, in denen Georg Maas tätig war. Dessen Weg an die MLU war noch vergleichsweise schnell erzählt: Dem Lehramtsstudium an der Musikhochschule Detmold und der Universität Paderborn folgte 1988 die Promotion, 1994 die Habilitation - und 1995 der Ruf auf die Professur für Musikpädagogik/Musikdidaktik an der Uni Halle. Mehr Worte benötigte es schon, all das zu würdigen, wofür er seitdem stand und wovon allein die Liste der Programmbeteiligten zeugte: Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker, Dekanin Prof. Dr. Susanne Voigt-Zimmermann sowie Prof. Dr. Torsten Fritzlar und Dr. Nico Elste, beide als Vertreter des ZLB, trugen Grußworte bei. Dazu kamen Studierende, Promovierende, das Orchester der Medizinischen Fakultät, die International Academy of Media & Arts, die Uni-Bigband und die Band „Happy Swing“. Hervorgehoben etwa wurden Maas‘ Engagement als Dekan oder Senatsmitglied, seine Energie, Ruhe und Sachlichkeit in vier Jahren als ZLB-Direktor, die Förderung und Forderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, mehr als 25 Jahre als Konzertmeister des Mediziner-Orchesters oder mehr als 15 Jahre wissenschaftliche Leitung der Filmmusiktage Sachsen-Anhalt.
Es gab also einiges zu sagen an diesem Abend. Und auch an Humor und Überraschungen fehlte es keineswegs: Musikalisch wären da die Wiedervereinigung der bis 2018 existierenden „Happy Swing Band“ um Hartmut Reszel für einen Abend zu nennen, der umgetextete Reinhard-Mey-Song „Über den Wolken“, gesungen von Rektorin Claudia Becker, oder ein Fest-Kanon von Studierenden. Das Streichquartett des Orchesters erlaubte sich mit Verweis auf Maas´ eigenen Humor und dutzende Seiten voller Bratschenwitze im Netz den Spaß, den Ehrengast zum Bratschespiel auf die Bühne zu bitten. Von Maas selbst wurde das in gespielter Verzweiflung kommentiert mit „ich hatte mich auf einen ganz unbeschwerten Abend gefreut“ und dem augenzwinkernden Rat, doch schon einmal in die Pausengespräche einzutreten. Es sollte nicht seine einzige Bewährungsprobe bleiben: Später gab es noch ein Filmmusik-Quiz.
Stichwort Filmmusik: Die International Academy of Media & Arts, Veranstalter der Filmmusiktage, verlieh dem Wissenschaftler einen Ehrenpreis. Und schließlich war da noch ein Gemeinschaftswerk, welches Maas ebenfalls sichtbar rührte: eine Festschrift, frisch gedruckt unter dem Titel „Leidenschaft Filmmusik“ in der Reihe „FILM – MUSIK – SOUND“ des Schüren-Verlags erschienen. Immer dann, wenn er einen Beitrag zu Festschriften anderer geleistet habe, habe er bedauernd angemerkt, dass ihm keiner eine Festschrift widmen werde, sagte Maas und kündigte mit Blick auf seine Familie an, er werde „ein paar Nachmittage abtauchen zum Lesen“. 44 Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen und Karrierestufen haben sich mit Beiträgen an der Festschrift beteiligt. Das Buch verborgen zu halten, war umso schwieriger, als dass zeitgleich ein weiterer Band in der Reihe erschien, herausgegeben von Maas und Susanne Vollberg. Eine E-Mail hätte das Geheim-Projekt beinahe auffliegen lassen – den entscheidenden Passus hatte der Geehrte aber übersehen.
Seine Gefühlslage schwanke zwischen „schön, hier zu sein“ und einer Melancholie, weil der Abschied sichtbarer werde, sagte Maas. Er hoffe, dass die Kontakte nicht abreißen. Vor allem aber betonte er: „Ich bin ziemlich geplättet von dem, was jetzt hier passiert ist.“ Eine gelungene Voraussetzung für die Fortsetzung des Abends am Buffett.