Amerikanistik multimedial
Thema des wissenschaftlichen Projekts, das Dr. Julia Nitz im vergangenen Sommersemester mit vier Seminargruppen durchgeführt hat, war die Geschichte der Frauen in der US-amerikanischen Politik und Öffentlichkeit. In Gruppen sammelten die Studierenden Informationen zu bestimmten Themenschwerpunkten: von den frühen Frauenrechtlerinnen Amerikas, zum Beispiel Margaret Fuller, bis zu den First Ladies Eleanor Roosevelt und Michelle Obama. „Mein Hauptanliegen war, dass die Studierenden die Inhalte nicht nur aufnehmen, sondern dass sie wissenschaftlich recherchierte Medieninhalte selbst produzieren“, erklärt Nitz, die am Bereich für Angloamerikanische Kulturwissenschaft arbeitet.
In den Wikis zur politischen Rolle von Frauen aus gesellschaftlichen Minoritäten etwa setzten die Studierenden den Fokus ganz unterschiedlich: Einige Einträge zeichneten geschichtliche Ereignisse nach, während andere mediale Stereotype interpretierten oder moderne Aktivistinnen vorstellten. Bilder, Audio- und Video-Clips, grafische Übersichten und weiterführende Literaturhinweise ergänzten die selbstgeschriebenen Texte auf vielfältige Weise. Während der Projektarbeit stand Nitz den Studierenden in Zusammenarbeit mit dem LLZ bei Fragen und Problemen zur Seite.
Im November erhielt sie den @ward auf der Veranstaltung „Open@LLZ“ des Zentrums für multimediales Lehren und Lernen. Die Jury des Wettbewerbs überzeugte besonders, dass sich die Präsenz im Seminar und die Arbeit am Wiki stetig abwechselten. Die Gruppen konnten regelmäßig Feedback üben und den eigenen Lernprozess reflektieren. „Zeitweise war das Projekt dadurch wirklich ein Selbstläufer“, so Nitz. Auch von den Studierenden erhielt sie für die Veranstaltung viele positive Rückmeldungen: „Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass sie Angst vor dem hohen Aufwand des Seminars haben. Aber die Arbeit mit dem Wiki war eine Herausforderung, die ihnen sehr viel Freude bereitet hat. Und zu sehen, was für hervorragende Beiträge aus dem Projekt hervorgegangen sind, mit welcher Sorgfalt sie erstellt wurden und wie die Gruppen zueinander gefunden haben, das war sehr schön.“
Die englische und amerikanische Kulturwissenschaft im Zusammenhang mit modernen Medien zu betrachten, war Dr. Julia Nitz schon während ihres eigenen Studiums wichtig. „Ich habe Anglistik und Amerikanistik sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften in Halle studiert. Um Medien zu verstehen und adäquat zu nutzen, muss man wissen, wie man als Produzent eigener Inhalte vorgeht“, erklärt sie. Kompetenzen im Umgang mit Online-Medien stärker zu fördern, findet sie deshalb sinnvoll: „Besonders Studierende der Bachelorstudiengänge, die keine klare Berufsbeschreibung haben, müssen ihre fachlichen Kenntnisse später produktiv im Berufsleben einsetzen können.“
Für die Zukunft hat Nitz schon weitere Pläne: Sie will die Lernsoftware ILIAS stärker in den Einführungsveranstaltungen der Erstsemester einsetzen. Dabei erhält sie Unterstützung von einer studentischen Hilfskraft, die ihr als Preisträgerin für ein Semester finanziert wird. Auch für die kulturwissenschaftlichen Seminare der höheren Semester entwickelt sie bereits neue Ideen: „Ich beschäftige mich viel mit der transkulturellen Adaption von Filmen. In diesem Zusammenhang könnte man ein wissenschaftliches Projekt durchführen, bei dem die filmischen Fähigkeiten der Studierenden stärker zum Einsatz kommen.“
Der „@ward – Preis für multimediales Lehren und Lernen“
Das Zentrum für multimediales Lehren und Lernen (LLZ) an der Uni Halle vergibt den @ward jährlich, um die Entwicklung und den Einsatz multimedialer Lehrkonzepte zu fördern. Er wird in zwei Kategorien vergeben. Neben der Preisträgerin Dr. Julia Nitz für die beste „multimedial gestützte Veranstaltung“ erhielten 2017 Prof. Dr. Matthias Richter, Dr. Astrid Fink und Olaf Martin vom Institut für Medizinische Soziologie den Lehrpreis für das beste „Projekt in der Konzeptionsphase“. Sie erweitern das Konzept des Seminars „Medizinische Soziologie“, für das die Studierenden in multimedialen E-Learning-Modulen Grundlagenwissen erarbeiten und in Tests überprüfen können. Durch moderierte Forendiskussionen und Chat-Sprechstunden werden sie noch stärker beim Lernen unterstützt.