Anpacken statt Däumchendrehen
Es ist das erste Treffen von Beiermeister, Studentin der Nahoststudien, mit VFF-Präsident Speler. Doch schon nach ein paar Minuten wird klar: Die beiden passen gut zusammen. Dasitzen und Däumchendrehen? Das ist nichts für die beiden. Sie packen lieber an. „Dank des Deutschlandstipendiums muss ich nicht neben dem Studium arbeiten. Stattdessen kann ich mich sozial engagieren“, sagt Beiermeister.
Die finanzielle Freiheit, die sie durch die monatliche Unterstützung von 300 Euro hat, nutzt die Bachelorstudentin ausgiebig: Für ein zweimonatiges Praktikum ging sie nach Israel und arbeitete in einer Organisation, die sich für die Versöhnung von Juden und Arabern einsetzt. Aber auch in Deutschland setzt sie sich für andere ein: Beim Bezirksverband Halle des Deutschen Kinderschutzbundes gibt sie einmal pro Woche geflüchteten Kindern Deutschunterricht. „Ich lerne selbst gerne und freue mich, wenn die Kinder Spaß an meinem Unterricht haben“, so Beiermeister. Außerdem arbeitet sie in der Evangeliumsgemeinde in Halle an einem Projekt mit. Dabei können sich Flüchtlinge und Deutsche ungezwungen bei Kaffee und Tee austauschen.
Bereits zum dritten Mal erhält Beiermeister das Deutschlandstipendium: „Mein Studium werde ich wahrscheinlich innerhalb der Regelstudienzeit abschließen. Das hätte ich ohne das Stipendium nicht geschafft“, sagt die Studentin. Die Evangelische Landeskirche förderte die Studentin in den ersten beiden Jahren ihres Studiums, seit Oktober wird sie von der VFF unterstützt. Präsident Speler kümmert sich gerne persönlich um die Stipendiaten: „Beim Deutschlandstipendium geht es um mehr als nur Geld. Es ist schön, wenn die Studierenden so ermutigt werden, sich sozial zu engagieren“, sagt Speler.
Förderer und Stipendiatin haben auch ein gemeinsames Interesse: antike Bauwerke und Relikte. „Ich möchte den Stipendiaten den Blick über den Tellerrand des eigenen Studiums ermöglichen. Gerne zeige ich Theresa die Schätze der Universität“, bietet Speler, der bis 2013 Kustos der Uni war, der Studentin an.
Auswahlkriterium für das Stipendium ist neben guten Leistungen auch gesellschaftliches Engagement. In diesem Bereich ist die 22-Jährige bereits seit ihrem Abitur tätig. Wie viele andere auch, wollte sie sich nach der Prüfungszeit eigentlich erst einmal erholen. Doch schnell wurde ihr klar, dass sie das nicht erfüllt: „Ich wollte etwas machen, das auch anderen hilft“, so Beiermeister.
Deshalb ging sie für fünf Monate als Aupair nach Israel und studierte im Anschluss zwei Semester am „Israel College of the Bible“. Neben Unterricht in Landeskunde gehörten Ausflüge zu den religiösen Stätten zum Studium. Aber auch hier wollte Beiermeister mehr leisten und so servierte sie Bedürftigen einmal pro Woche in der Suppenküche ihrer Gemeinde Essen. Wegen ihres Aufenthalts in Israel habe sie sich für den Studiengang Nahoststudien entschieden. Die Bewerbung für das Deutschlandstipendium sei relativ unkompliziert über das Online-Formular möglich gewesen. Überrascht ist die Studentin trotzdem, dass es bereits zum dritten Mal geklappt hat: „Ich bin dankbar für die Unterstützung und weiß sie sehr zu schätzen.“
Beim Deutschlandstipendium werden die Stipendiaten monatlich mit 300 Euro unterstützt. Eine Hälfte des Betrags übernimmt der Stifter, die andere der Bund. Stifter sind Einrichtungen, Unternehmen und private Förderer. Jeweils im Oktober beginnt die einjährige Förderperiode. Insgesamt konnten bisher 473 Stipendien vergeben werden, 20 davon stiftete die VFF.
Die Stipendiaten erhalten ihre Stipendienurkunden bei der Festveranstaltung am 18. Oktober 2016, 15 Uhr, in der Aula im Löwengebäude. Spätestens dann werden sich auch Ralf-Torsten Speler und Theresa Marie Beiermeister wiedersehen und offiziell in die gemeinsame Förderphase starten.
Informationen zum Deutschlandstipendium
Die Vereinigung der Freunde und Förderer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg