Auf ein Wort mit Jimmy Carter

22.11.2018 in Im Fokus, 20 Fragen
An dieser Stelle wird’s persönlich ... Den Fragebogen des Unimagazins beantwortet diesmal Markus Leber. Seit 2015 ist er Kanzler der Universität und Mitglied des Rektorats. Er leitet die zentrale Verwaltung und verantwortet den Haushalt der Hochschule.
Markus Leber
Markus Leber (Foto: Michael Deutsch)

1 | Warum leben Sie in Halle und nicht anderswo?
Mein beruflicher Lebensweg hat mich an die Uni Halle geführt. Da ich es sehr schätze, meine Freizeit nicht durch lange Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz beschneiden zu müssen, bin ich auch in die Stadt gezogen. Ich wusste vor meinem Umzug nicht, was mich hier als Wohnort erwartet, und wurde bisher nicht enttäuscht.

2 | Wenn nicht Uni-Kanzler, was wären Sie dann geworden?
Mein naiver Karrieretraum war es, zunächst in der Justiz und irgendwann einmal als Richter im 2. Senat des Bundesverfassungsgerichts zu dienen. Einen Plan B hatte ich nicht, dafür ein unverschämtes Glück beim Berufseinstieg, das mich in die Univerwaltung geführt hat. Hätte ich etwas anderes studieren müssen, wäre es Mathematik gewesen. Für meinen Ruhestand habe ich ein Seniorenstudium und anschließende Karriere in Paläontologie oder Indogermanistik ins Auge gefasst.

3 | Was war an Ihrer Ausbildungs- bzw. Studienzeit am besten?
Die Freiheit, sich neben dem Studium mit diversen außercurricularen Aktivitäten zu beschäftigen.

4 | Welchen Rat fürs Überleben würden Sie Studierenden heute geben?
Gesund essen, ein bisschen Sport treiben, den regelmäßigen Zahnarztbesuch nicht vernachlässigen. Wenn es über das bloße Überleben hinausgehen soll: Möglichst viele Bücher lesen, die nichts mit dem Studium zu tun haben.

5 | Wenn Sie Rektor einer Universität wären, was würden Sie als erstes tun?
Jemanden suchen, der mir erklärt, wie meine Verwaltung funktioniert.

6 | Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?
Fragen stellen.

7 | Was haben Intelligenz und Menschlichkeit miteinander zu tun?
Man kann ohne Intelligenz glücklich sein, aber nicht ohne Menschlichkeit andere glücklich machen.

8 | Worüber ärgern Sie sich am meisten?
Über Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, sich nicht an Regeln halten zu müssen.

9 | Was bringt Sie zum Lachen?
Sehr vieles. Ich kann über Slapstick ebenso lachen wie über anspruchsvoll gedrechselte Hochkomik oder den ewigen Wettkampf von Peter Neururer und Lothar Matthäus darum, wer bei den meisten offenen Trainer-Stellen als heißer Kandidat gehandelt und dann doch nicht genommen wird.

10 | Was schätzen Sie an Ihren Freunden?
Die Geduld, mir zuzuhören, und die Autorität, mich zu unterbrechen.

11 | Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Bei dieser Frage verweigere ich die Auskunft.

12 | Was erwarten Sie von der Zukunft?
Ich bin Zweckpessimist – das erhöht die Wahrscheinlichkeit, angenehm überrascht zu werden.

13 | Woran glauben Sie?
Schwierig. Mit metaphysischen Glaubensinhalten aller Art kann ich wenig bis nichts anfangen. Man könnte sagen: Ich glaube nicht daran, dass es „keine Zufälle gibt“. Siehe auch Frage 20.

14 | Welchen bedeutenden Menschen unserer Zeit hätten Sie gern als Gesprächspartner?
Jimmy Carter

15 | Wer war oder ist für Sie der wichtigste Mensch in Ihrem Leben?
Ganz klassisch: meine Eltern.

16 | Welchen Ort der Welt möchten Sie unbedingt kennen lernen?
Was exotische Reiseziele und dergleichen betrifft, bin ich anspruchslos und habe keine „unbedingten“ Wünsche. Die Pyramiden würde ich gerne mal sehen, befürchte aber, dabei von der Realität enttäuscht zu werden.

17 | Womit verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?
Abschalten.

18 | Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?
Tom Robbins: PanAroma; Richard Dawkins: The Ancestor’s Tale; Robert Gernhardt: Gesammelte Gedichte

19 | Wenn Sie einen Wunsch frei hätten…?
Dann würde ich zunächst mal nachfragen, wer mir den Wunsch gewährt und wie das „Kleingedruckte“ aussieht. Wird der Wunsch sofort erfüllt? Hat jeder Mensch einen Wunsch frei oder nur ich? Warum wird mir ein Wunsch gewährt? Kann ich davon ausgehen, dass der Wunsch wohlwollend ausgelegt wird? Es gibt zu viele Geschichten über Wünsche, deren Erfüllung desaströse Folgen hat: Man wünscht sich Frieden und landet in einer dystopischen Diktatur; man wünscht sich ewiges Leben und verbringt es im Krankenbett. So viele Hintertürchen, wie soll man da nicht misstrauisch sein? Außerdem hätte ich immer Angst, den Wunsch für etwas scheinbar Wichtiges zu vergeuden und mich später zu ärgern, dass ich ihn nicht für etwas noch Wichtigeres aufgehoben habe. Vermutlich würde ich ihn bis zum Ende aufsparen und mir in der letzten Sekunde einen friedlichen Tod wünschen

20 | Ihr Motto?
Ich bin Schütze, und Schützen glauben nicht an Horoskope.

Aus der Vita

  • geboren 1971 in Mainz
  • 1993 bis 1999 Studium der Rechtswissenschaft und Referendariat, Uni Würzburg
  • 2002 bis 2008 Jurist in der Verwaltung, Uni Würzburg
  • 2008 bis April 2015  Leiter des Kanzlerbüros und Vertreter der Kanzlerin, Uni Erlangen-Nürnberg
  • seit April 2015 Kanzler der Universität Halle

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