Auf Grenzgebieten unterwegs
Warum sollten Mediziner Fachfragen mit Ethikern und Juristen diskutieren?
Dr. Kerstin Junghans: Die Grundfragen medizinischer Behandlungen können nicht länger aus einer Disziplin heraus zu treffenden Lösungsansätzen geführt werden – nicht zuletzt wegen der zunehmenden Komplexität der Kernentscheidungen des menschlichen Lebens. Weder die behandelnden Mediziner noch die beratenden Juristen allein können Maßstäbe entwickeln, die zu zuverlässigen Konfliktlösungen führen. Interdisziplinäres Arbeiten ist deshalb unverzichtbar geworden. Die inzwischen zahlreichen Kontakte zu hochrangigen Forschungszentren und Politikern und die stetigen Kooperationen mit verschiedenen Universitäten ermöglichen es auch, den Standard der Bearbeitung gerade aktueller Problemlagen zu gewährleisten.
Wie wird am Zentrum fächerübergreifend geforscht?
In der Vergangenheit sind ethische Fragen biomedizinischer Forschung relativ isoliert in den Fachbereichen Ethik, Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft bearbeitet worden. Unser Zentrum bildet nun die Plattform, von der aus in anwendungsorientierter Perspektive interdisziplinär diskutiert werden kann. Erforscht und diskutiert werden Problemen auf den Grenzgebieten Medizin, Ethik und Recht. Neben ethischen Aspekten werden auf wissenschaftlicher Grundlage auch wirtschaftliche Gesichtspunkte erörtert.
In enger Kooperation der einzelnen Fakultäten ist eine Vernetzung von Lehrveranstaltungen an der Universität erreicht worden. Nicht nur durch die Tagungen und Symposien, sondern auch durch das Studienangebot im Masterstudiengang Medizin-Ethik-Recht werden Themen wie die pränatale Diagnostik, die Embryonenforschung, die Genforschung, die Transplantationsmedizin, die Sterbehilfe und Sterbebegleitung angesprochen, aufgearbeitet und möglichen Lösungen zugeführt.
Welche Herausforderungen ergeben sich bei einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit?
Herausforderungen bestehen insbesondere bei der Koordination der verschiedenen Veranstaltungen. Es ist oft nicht einfach, einen Termin zu finden, an dem alle Betroffenen zusammengebracht werden können. Dass es letztendlich doch immer gelingt, zeigt deutlich, wie hoch das Interesse an Interdisziplinarität in den Fakultäten angesiedelt und wie wichtig eine gute Vernetzung ist.
Interdisziplinäre Zentren im Fokus:
Zentrum für Pietismusforschung Zentrum für Innovationskompetenz "SiLi-nano" Zentrum für Schul- und Bildungsforschung