Besondere Schenkung: Archiv erhält weitere Abriebe
Es sind zum einen seine Lieblingsstücke, zum anderen Abriebe von den Platten wettinischer Grabmäler, die Reinhard Lamp jetzt ebenfalls dem Universitätsarchiv zur Verfügung gestellt hat. Aus Sorge darum, was mit ihren Sammlungen nach ihrem Tod geschieht, und um diese langfristig der Forschung und Lehre zur Verfügung zu stellen, hatten er und der Brite Kevin Herring sich bereits vor Jahren zu einer Schenkung an die Universität entschlossen – im Juni 2018 kamen beide dazu nach Halle, um den Großteil ihrer in Jahrzehnten entstandenen Werke zu übergeben. Mit den nun hinzugekommenen Abrieben umfasst die Sammlung in Halle rund 600 Stücke.
Beim so genannten Brass Rubbing werden mit Wachsstiften Abriebe von Grabplatten auf riesige Papierbögen gefertigt – das größte Werk Lamps ist 2,30 Meter breit und mehr als drei Meter hoch. Ihren Ursprung hat diese Art der Dokumentation im England des 18. und 19. Jahrhunderts, als die lange vernachlässigten Messing-Grabmäler in den Kirchen neu entdeckt wurden. Die Abriebe seien nicht nur eine wichtige historische Quelle, sie besitzen auch einen hohen Schauwert, sagt Dr. Dirk Schaal, Leiter der Zentralen Kustodie und des Universitätsarchivs. „Durch diese Schenkung hat die Universität eine einzigartige Sammlung erhalten, die für Forschung und Lehre, aber auch für Ausstellungen genutzt werden soll“, so Schaal.
Vermittelt wurde die Schenkung von Prof. Dr. Klaus Krüger. Der Leiter der Abteilung für Historische Hilfswissenschaften am Institut für Geschichte beschäftigt sich selbst seit vielen Jahren mit Grabplatten und hat bereits Ausstellungen der beiden Sammler begleitet. Der Bestand im Universitätsarchiv soll nun die Grundlage für ein Zentrum zur vormodernen Bestattungskultur bilden, das Krüger in Halle etablieren will. Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden derzeit Fördermittel dafür beantragt, so der Historiker. Das „Zentrum für manuelle Reproduktionstechniken der Sepulkralkultur“ soll sich der Forschung widmen und Studierenden den Umgang mit derartigen Quellen vermitteln. Neben den Brass Rubbings verfüge die Universität dafür auch über mehrere hundert so genannte Abklatsche, bei der dünne Aluminiumblätter mit Hilfe eines weichen Besens in die Inschriften von Grabplatten einmassiert werden – auch diese Technik liefert einen exakten Abdruck. Die Werke von mittelalterlichen Grabplatten aus Nord- und Ostdeutschland wurden der Universität nach dem Tod ihres Besitzers, des führenden DDR-Ägyptologen und langjährigen Direktors des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung in Berlin Prof. Dr. Karl-Heinz Priese, vererbt und Ende 2018 übernommen, so Krüger.