Origami-Ecke, Ruhezone, Swimmingpool – Ideen für die Bibliothek der Zukunft

In Ihrer Masterarbeit untersuchen Sie, wie Studierende Bibliotheken nutzen und erleben und was sie sich von Bibliotheken wünschen. Warum?
Kim Nitschke: Ich möchte, dass die Studierenden überlegen, was eine Bibliothek alles sein kann und wie man Bibliotheken noch – jenseits von Lesen und Lernen – nutzen könnte: Vielleicht braucht es Räume zum Entspannen oder eine Origami-Ecke zum Basteln. Bibliotheken sind ein dritter, nicht kommerzieller Ort zwischen Privat- und Arbeitsleben. Viele verbringen dort ihren ganzen Tag und dann wäre es doch schön, wenn dies ein tolles Erlebnis für sie wäre. Und da habe ich mich gefragt: Was braucht es dafür und was sollte sich ändern, um das Bibliothekserlebnis für Studierende zu verbessern.
Wie sind Sie auf das Thema der Masterarbeit gekommen?
Für Bibliotheken als Erlebnisorte, die „User Experience“, also wie Besucherinnen und Besucher Bibliotheken nutzen und diese wahrnehmen, und die damit verbundene Gestaltung von Lernräumen habe ich mich schon seit dem Beginn meines Volontariats interessiert. Gleichzeitig ist das Thema auch ein aktueller Trend in Bibliotheken, weil Präsenzbestände an Büchern aufgrund von E-Books und E-Journals immer mehr in den Hintergrund rücken und deshalb Raum frei wird, den man neugestalten könnte. Dann kam dazu, dass das Institut für Bibliothekswissenschaft in Berlin, an dem ich studiere, sich ein „Lego Serious Play“-Set gekauft hat und ich es mir ausleihen konnte. Ich habe mir gedacht, das lässt sich doch alles wunderbar miteinander kombinieren, indem ich erforsche, wie Studierende in einem Workshop ihre Traumbibliothek gestalten.
Die Studierenden sollen also mithilfe der „Lego Serious Play“-Methode ihre Traumbibliothek bauen. Was kann man sich darunter vorstellen? Wie läuft so ein Workshop ab?
Zu Beginn stelle ich die Methode „Lego Serious Play“ vor. Diese kommt ursprünglich aus Unternehmen, um Meetings effizienter und kreativer zu gestalten. Hierbei verdeutlicht man seine Ideen, indem man sie aus Lego baut. Auch können Ideen mittels schmaler biegbarer Röhrchen, den Konnektoren, miteinander verbunden werden. Anschließend soll jede Person für sich eine Bibliothek bauen, wie man sie jetzt kennt, und sich selbst auch als Lego-Figur in dieser platzieren. Und danach fragen wir uns, was uns jetzt noch fehlt -– und bauen das. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Wenn ein Studierender einen Swimmingpool in seiner Traumbibliothek haben möchte, kann er diesen bauen.
Kann man auch noch mitmachen?
Ja, natürlich. Der erste Workshop ist bereits gelaufen. Aber Studierende können sich für einen der kommenden Workshops anmelden oder einfach einen Termin mit mir ausmachen.
Und wie würde Ihre Traumbibliothek aussehen?
Ich möchte beim Lernen flexibel sein und brauche unterschiedliche Räume. Manchmal mag ich es still und manchmal bin ich produktiver, wenn um mich herum gearbeitet wird und ich andere Menschen tippen höre. Zudem fehlt es mir oft an Ruhezonen, in denen man auch einfach mal chillen kann. Gerne hätte ich auch mehr Pflanzen in Lernräumen, um eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen.
Ihr Volontariat in der ULB haben Sie bald abgeschlossen. Was hat Ihnen daran am besten gefallen?
Ich habe super viel Input bekommen. Wenn ich einen neuen Bereich kennenlernen wollte, wurde nie „Nein“ gesagt, es wurde immer möglich gemacht. Jetzt, am Ende meines Volontariats, unterstütze ich den Fachreferenten für Informatik und Geschichte und kann relativ selbstständig arbeiten. Das gefällt mir und als Fachreferentin möchte ich auch nach meinem Volontariat arbeiten.
Volontariat an der ULB
Die Universitäts- und Landesbibliothek bildet in zweijährigem Turnus wissenschaftliche Bibliothekarinnen und Bibliothekare in der Form eines Volontariats aus. Das begleitende wissenschaftliche Hochschulstudium zum Master of Library and Information Sciences erfolgt am Institut für Bibliothekswissenschaft in Berlin (IBI). Im Zuge des Volontariats durchlaufen die Volontärinnen und Volontäre alle Abteilungen der Bibliothek, lernen die zentralen Handlungsfelder kennen und betreuen Fachreferate.