Big in Brasilien
Wir sind mit unseren Instrumenten in Recife wohlbehalten angekommen und wurden am schwül-warmen Flughafen vom Leader der LAB Big-Band der Uni freundlich empfangen. Ein kleiner, etwas klappriger Bus mit kräftiger Klimaanlage sowie ein LKW für unsere Koffer und Instrumente erwartete uns. Über zwei Stunden ging es durch den Dauerstau von Recife, vorbei an der imponierenden Skyline und der Meerespromenade, wo wir darauf hingewiesen wurden, das es an der Promenade sicherer ist als im Meer. Nur bei Ebbe ist das Baden möglich, eine Mauer im Meer hält die Haie bei Niedrigwasser ab. Über eine lange Brücke ging es auf „unsere“ Insel namens Itamaraca – und direkt in den brasilianischen Regenwald! 17.30 Uhr war es dann bereits dunkel, denn die Sonne geht hier zeitig unter. Dafür beginnt der Tag dann auch schon gegen 4.30 Uhr.
Taranteln und Skorpione
Hier sind wir nun im Nazareno–Kinderdorf untergebracht, mitten in der grünen tropischen Wildnis. Unsern Kontaktmann und Leiter des Dorfes Martin Reiger freute sich, uns zu sehen. Mit viel Demut lernten wir nun die einfachen Lebensumstände hier vor Ort kennen. Mit viel Enthusiasmus helfen Martin und seine Frau Rose Straßenkindern um ihnen und ihren Familien eine Lebensperspektive zu geben. Ein festes Dach über dem Kopf, eine Matraze oder eine Bett, fließend kaltes Wasser, Essen und eine schulische und berufliche Ausbildung können sie bieten. Diese Unterkünfte sind sie bereit mit uns in den nächsten Tagen zu teilen.
Wir fühlten uns doch etwas in das Dschungel-Camp versetzt, da wir hier, wie Martin sagte, die „Eindringlinge“ sind und die Tiere die eigentlichen Bewohner. Handtellergroße Vogelspinnen, Taranteln, Skorpione, Schlangen etc. sind eben einfach da – auch an den Wänden unserer Häuser. Heute vormittag hatten wir Zeit dieses grüne Paradies unserer Unterkunft zu entdecken. Palmen, Papayas, Bananen, die man sich gleich neben dem Haus von der Staude pflücken kann, und Monsteras umgeben uns hier. Außer dem Summen und Surren der Natur herrscht absolute Ruhe. Die Kinder aus dem Dorf sind sehr freundlich.
Impressionen aus dem Domizil der Uni-Bigband und vom ersten Auftritt in Recife:
Um 13 Uhr sollte der Bus uns heute für unser erstes Konzert abholen, damit wir 15 Uhr im Theater zum Soundcheck da sind. Nun wir sind halt in Brasilien – da ist Zeit relativ! 15.30 Uhr traf der Bus dann wirklich hier bei uns ein und mit mäßigem Stau hatten wir dann gegen 17 Uhr die ca. 50 km geschafft und das sehr schöne kleine Theater in der Innenstadt von Recife erreicht.
Die Mitglieder der LAB-Big Band erwarteten uns bereits. Gut bewacht von Polizisten am Vorder- und Hintereingang nahmen wir mit Spannung unsere Leihinstrumente entgegen, denn die Größeren (Gitarre, Bass., Drums, Keyboard, Bariton-Sax) konnten wir im Flieger wegen der hohen Gepäckkosten ja leider nicht mitnehmen. Wir haben sehr gute Instrumente erhalten, unser Bassist musste allerdings auf einem ungewohnten 5-saitigen Bass spielen und im Land der Samba waren keine Percussion da. So musste Peter, unser Percussionist, zuschauen und durfte Bilder machen.
Lampenfieber im Land der Samba
18 Uhr sollte das Konzert beginnen, gegen 18.30 Uhr füllte sich das Theater langsam, so dass die LAB–Bigband dann auch den Abend eröffnete. Sie überzeugte mit sehr guten brasilianischen zeitgenössischen Jazz, immer dicht an Samba, Bossa und „Frero“, einer speziellen lokalen Spielweise hier im Bundesstaat Pernambucco. Sehr ausgereifte Soli rundeten den beeindruckenden Auftritt ab.
Tja und dann waren wir dran! Das Lampenfieber war doch bei allen greifbar. Teilweise nicht die eigenen Instrumente, eine tolle „Vorband“ und unser erster Auftritt in Brasilien. Von Titel zu Titel und dem frenetischen Applaus des Publikums wurde aber die Aufregung schnell überwunden und spätestens mit dem Auftritt unseres Sängers Tommy A. (Thomas Aderholt) hatten wir die Besucher wohl überzeugt. Am Ende gab es Standing Ovations und Zugaben–Rufe, die wir gern erfüllten.
Wär ich ein Fußballtrainer würde ich zu unserer „Spielleistung“ sagen: „ Es gibt noch Luft nach oben bei unserer Leistung und wir können uns bei den nächsten Spielen/Konzerten noch steigern“. Die Publikumsreaktion ist aber allerdings kaum noch zu steigern! Es war ein toller Auftakt für uns hier in Brasilien! Danach gab es noch viele Gespräche und großes Interesse an unserer CD bei den Besuchern, die wohl vorrangig vom Musikinstitut der Uni und einer nahegelegenen Musikschule kamen.