Bildung ist für Halle da!
Wir haben uns unter den Demonstranten, die von der Magedburger Straße langsam Richtung Marktplatz zogen, umgehört:
„Die wollen Fachkräfte und dann kürzen sie? Das ist doch dumm! Ich bin richtig wütend. Wir machen weiter bis hier etwas passiert“, schimpft die Sprechwissenschaftlerin Luise Gürtler.
„Die Kürzungsvorhaben sind schon etwas länger bekannt. Ich bin froh, dass nun endlich etwas passiert und hoffe sehr, dass die Demo auch ein Zeichen setzt und die Bemühungen nicht im Sande verlaufen“, erklärt Hanna Romanowsky, Studentin der Medien- und Kommunikationswissenschaften.
Prof. Dr. Antos, Dekan der Philosophischen Fakultät II: „Wir sind zwei Dekane und sind direkt davon betroffen. Was immer jetzt gemacht wird – wir müssen es umsetzen und stehen zwischen Baum und Borke. Wir haben schon sehr frühzeitig gesagt: Sparen ja, aber keine Amputation! Und was jetzt angedacht ist, ist in weiten Teilen Amputation.“
Prof. Dr. Reinhard Neubert: „Ich bin Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät I. Wir haben ganz enge Kooperationen mit der Medizin. Wenn die Medizin gekürzt wird, betrifft das unsere Fakultät essentiell.“
Alt-Rektor Prof. Dr. Wilfried Grecksch: "Wenn die Medizinische Fakultät und das Uniklinikum in die Knie gehen, dann wackeln ganze Studiengänge und Institute. Das kann’s nicht sein!“
Gerade frisch aus dem Auslandssemester zurück beklagt Marco Pellegrino, Student der Romanistik und Anglistik: „Bei der Bildung sollte über Kürzungen nicht mal nachgedacht werden. Es gibt keinerlei Rechtfertigungen, warum man in diesem Bereich sparen sollte. Von der Demo hier bin ich beeindruckt. Ich hoffe, dass ist nur der Anfang für weitere Aktionen.“
Sabine Walter: „Die Unimedizin gehört einfach zu Halle. Das ist auch mein Arbeitsplatz. Halle muss Universitätsstadt bleiben und die Arbeits- und Studienplätze müssen erhalten bleiben! Deshalb bin ich heute mit meiner Enkeltochter hier. “
Bernd Köhler: „Ich bin hier, weil mir die Uni am Herzen liegt. Mit der Universität verbinde ich Zukunft und Wohlstand für Halle. Sie ist ein Aushängeschild für die Stadt. Wenn bei der Unimedizin gekürzt wird, würde das Gesundheitswesen geschwächt und Arbeitsplätze fielen weg.“
Prof. Dr. Bernd Osten: „Ich bin ein emeritierter Mediziner, der sich seit 1991 bemüht hat, die medizinische Fakultät und das ganze Klinikum voranzubringen. Ich war ärztlicher Direktor und Dekan. Jetzt sehe ich, wie es hier den Bach runter gehen soll. Dem kann man sich nicht verschließen, da ist es notwendig, hier zu marschieren.“
Dr. Hermann Wiederhold: „Wir sind heute hier, weil wir nicht dulden wollen, dass Halle so behandelt wird.“
Johann-Hinrich Witzel: „Ich finde die Kürzungspläne und auch die Art, wie sie durchgebracht werden sollen, unsäglich! Das gefährdet die Zukunft von Sachsen-Anhalt. Damit schießt das Land sich ins eigene Knie.“
Prof. Dr. Rüdiger Schultka: „Ich bin dafür, dass Halle bleibt! Halle muss als Standort bleiben. Zweitens solidarisiere ich mich mit den Studenten, die hier demonstrieren, denn das ist die Zukunft! Sie muss man durch die Teilnahme unterstützten. Meine Sympathie gilt auch der Ministerin Wolff. Wie sie entlassen wurde, das war eine sehr üble und stillose Angelegenheit. Das hat mich sehr geärgert.“
Der Demonstrationszug kam kurz nach 16 Uhr auf der Treppe des Rathauses zum Stehen. Dort sprachen zunächst Gewerkschafterin Anne Voß, Medizin-Dekan Prof. Dr. Michael Gekle sowie Fachschaftsvertreter und StuRa-Vertreter Clemens Wagner. Wissenschaftsminister Hartmut Möllring, der lange Zeit neben dem Rednerpult zuhörte, musste sich bei seiner kurzen Rede von den Demonstranten auf dem Markt in Halle Buh-Rufe und Trillerpfeifen gefallen lassen. „Wir werden den Dialog miteinander führen müssen“, sagte er. „Ich werde kein Urteil fällen, bevor ich nicht in den nächsten Wochen mit allen Beteiligten gesprochen habe.“ Erst solle ein Austausch von Argumenten stattfinden, versprach er.
Weitere Bilder bei: "Halle bleibt" und Uni Halle.
MLU-Rektor Udo Sträter betonte unter großem Beifall der Menge: „Wir haben eine Medizinische Fakultät, sie gehört dazu und sie bleibt auch dabei!“ Die Folgen, die eine Umsetzung der Kabinettsvorlage mit den Sparplänen habe, seien in der Landesregierung nicht abgeschätzt worden. "Diese Kabinettsvorlage ist Mist.“ Er hoffe, dass hochschulpolitischer Sachverstand in das Kabinett einziehe und forderte den Minister auf: „Zeigen Sie, das Sie unser Minister sind und kein Ministrant, der nur die Millionen abschöpft.“
Dekan Gerd Antos bilanzierte am Ende der Veranstaltung: „Ich bin erstaunt über die große Resonanz. Das macht mich vorsichtig optimistisch.“