Das versetzte Geschenk

21.03.2019 von Laura Krauel in Varia, Schlussstück
Sie sind etwa anderthalb Meter groß und mit bunten Schriftzeichen bedeckt: Zwei auf einem Podest stehende Halbkugeln zieren den Weinberg Campus der Universität. Doch was stellen sie dar? Zwei riesige Klangkörper oder moderne Sitzgelegenheiten für studentische Pausen jedenfalls nicht. Vielmehr haben sie etwas mit einem anfangs nicht so recht gewürdigten Geschenk und der leidenschaftlichen Rivalität zweier Städte zu tun.
Die Magdeburger Halbkugeln auf dem Weinberg Campus
Die Magdeburger Halbkugeln auf dem Weinberg Campus (Foto: Markus Scholz)

Die Antwort auf die Frage, was sie zeigen, findet man etwa 75 Kilometer Luftlinie nördlich von Halle: In Magdeburg wurde 1602 der Physiker Otto von Guericke geboren. Der Naturforscher ist vor allem für seine Experimente zum Luftdruck und Vakuum bekannt. Er legte zwei Halbkugeln zu einer Kugel zusammen, aus der er die Luft pumpte. Der Luftdruck, der von außen auf die Hälften wirkte, drückte sie so fest zusammen, dass sie sich nicht einmal mit bis zu 30 Pferden auseinanderziehen ließen. Erst als die Kugel wieder mit Luft gefüllt wurde, konnten die Hälften getrennt werden. Das Experiment führte er unter anderem in Magdeburg durch.

2006 feierte die Stadt Halle ihr 1.200-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass schenkten ihr die Magdeburger eine künstlerische Nachbildung von Guerickes Halbkugeln. Unter den Hallensern allerdings konnten, sagen wir mal, nicht alle ihre Meinung zu dem Geschenk so ganz angemessen ausdrücken. An ihrem ersten Standort am Riebeckplatz wurde die Plastik immer wieder beschädigt. Daraufhin wurde sie abgebaut. Fast vier Jahre brauchten die Hallenser, um einen neuen Platz für die Halbkugeln zu finden. Doch wie sagt man so schön? Gut Ding will Weile haben. Und so landeten sie 2010 schließlich auf dem naturwissenschaftlichen Campus der Universität.

An ihrem heutigen Standort wurden sie auf Initiative von Prof. Dr. Peter Wycisk, damals Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät III, aufgestellt. „Ich fand die Idee von den Halbkugeln als Symbol eines naturwissenschaftlichen Experiments gut“, erinnert er sich. „Mir ist es wichtig, dass man Kunst und Wissenschaft verbindet und in der Stadt sichtbar macht.“ Mit dem neuen Platz haben die Halbkugeln auch ein neues Gesicht erhalten. Sie zeigen nicht mehr die Malereien von Kindern, sondern Weisheiten der alten Griechen Hippokrates, Aischylos und Sophokles. Neu gestaltet wurde die Plastik von der halleschen Künstlerin Christiane Jung.

Aus gutem Grund sollte nun niemand mehr behaupten, Geschenke aus der Landeshauptstadt würden in Halle nicht gewürdigt: Auf dem Weinberg Campus stehen die Halbkugeln nämlich bis heute unversehrt.

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