Das Zuhause der Currywurst

19.07.2012 von Sarah Ludwig in Personalia, Im Fokus
Die 1920er Jahre in Halle: Die Uni breitete sich räumlich aus, Wissenschaftler tüftelten an den ersten Errungenschaften des neuen Jahrhunderts und das Stadtbild prägten nach und nach die Bauten eines gewissen Wilhelm Jost. Verspielte Elemente, rote Klinker und klare Linien: Die wechselhafte Formsprache des Hallenser Stadtbaurates Wilhelm Jost untersucht der Historiker Mathias Homagk in seiner Dissertation, die bei MLU-Professor Dr. Olaf Peters entsteht.
Homagk trifft den Enkel von Jost im Stadtbad.
Homagk trifft den Enkel von Jost im Stadtbad. (Foto: Matthias Tetzel)

Rund 60 öffentliche Bauten sind nach Entwürfen von Wilhelm Jost in 27 Amtsjahren (1912 -1939) entstanden. Aus seiner Feder stammen einige der markantesten Gebäude in Halle: Der straßenbildprägende rote Klinkerrundbau am Steintor oder das geschickt getarnte Umspannwerk am Hallmarkt, das optisch mit der Marktkirche verschwimmt. Moderner hingehen wirken der kubische und klar gegliederte Ratshof und das Transformatorenhäuschen am Universitätsring – besser bekannt als nächtlicher Treffpunkt am Currywurststand.

Der Wohnungsmangel in den 20er Jahren bescherte der Stadt zudem viele Ein- und Mehrfamilienhäuser. In der heutigen Humboldtstraße ließ Jost im Auftrag der Stadt zweigeschossige Universitätswohnhäuser errichten. Bei seinen Recherchearbeiten bekam Mathias Homagk einen Brief an die Stadt zwischen die Finger: „Darin beschwerte sich ein Professor, dass eine Lampe zur Straße hin fehle und das Paulusviertel ja allgemein bekannt sei für sein lichtscheues Gesindel.“ – Kleine Anekdoten, die auch im populärwissenschaftlichen Buch Homagks zu lesen sein werden, das Ende des Jahres als Vorab zu seiner Dissertation im Hasenverlag erscheint.

Die Bearbeitung des Thema ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Stadtgeschichte von Halle, sondern auch eine Herzensangelegenheit des emeritierte Professors Dr. Dieter Dolgner vom Kunsthistorischen Institut der MLU. Dieser machte den architekturinteressierten Historiker Homagk auf das Thema aufmerksam.

Die Lebenserinnerungen des Architekten, bis vor ein paar Jahren unter Verschluss gehalten, waren für Homagk eine wahre Fundgrube: „Sie erzählen von Josts Vision einer modernen und lebenswerten Stadt, die bereits in seiner Denkschrift zur Städtischen Bauweise und Baupolizeiordnung anklangen.“

Als Jost 1912 seinen Posten als Stadtbaurat in Halle annahm, wollte er eine moderne Stadt schaffen. Doch zunächst erwarteten ihn neben vielen neuen Aufgaben auch einige Probleme. Bis Bürgermeister Robert Rive den Darmstädter Wilhelm Jost für sich und die Stadt Halle gewinnen konnte, wurden anstehende Bauten auf Eis gelegt. „Sein Vorgänger Gustav Zachariae hat nur einen größeren Bau ausführen dürfen und den mit erheblichen Baumängeln. Warum er Stadtbaurat war? Die Stadtverwaltung war sehr durch Lobbyisten bestimmt und Zachariae konnte eben gut mit Klinkern bauen“, erklärt Homagk.

Wilhelm Jost war ein Glücksfall für Halle. Umso erstaunlicher ist es, dass die wenigsten Hallenser und Hallunken seine Bauten kennen. Eine Ausstellung im

Spielend Halle entdecken. Der Gewinn!
Spielend Halle entdecken. Der Gewinn!

Stadtarchiv zeigt weitere Einblicke in das Schaffen des Stadtbaurates. Noch bis zum 30. November 2012 werden anlässlich des 100. Jahrestages seines Dienstantritts interessante Zeichnungen und Schriften gezeigt.

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P.S. Das ging schnell. Wir haben einen Gewinner: Gábor Iski ist Student an der Uni Halle! Die Auflösung in der aktualisierten Fotogalerie.

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