Dichtung im Gespräch: Lesereihe neu aufgesetzt
Herr Hendel, Sie haben die Reihe „Dichtung im Gespräch“ nach acht Jahren Pause wieder aufgegriffen. Wie kam es dazu?
Dr. Steffen Hendel: Die Reihe wurde ursprünglich 1999 von Dr. Jürgen Krätzer und Dr. Marlis Anders-Sailer ins Leben gerufen. Sie lief bis 2006 und war in jeder Hinsicht erfolgreich: In der Regel gab es bei den Lesungen zwischen 100 und 200 Besucherinnen und Besucher. Ich habe damals selbst als Student am Seminar teilgenommen und empfand die seminarinternen Debatten als sehr intensiv. Vor allem deshalb, weil man am Ende fachlich souverän vor ein Publikum und vor einen Autor oder eine Autorin treten musste. Die Kopplung von theoretischer und praktischer Arbeit haben alle in den Seminaren als Gewinn empfunden. Leider musste die Reihe wegen fehlender Mittel eingestellt werden. Mit dem im März gegründeten Literaturhaus bot sich die Gelegenheit, die Reihe wieder aufzugreifen.
Wie haben Sie die Veranstaltungen vorbereitet und welche Aufgaben hatten die Studierenden?
Hendel: Alles war als Seminar angelegt. Ich habe zwar die Vorbereitungen betreut und mit dem Literaturhaus organisiert. Die Studierenden haben indes alles Inhaltliche zusammengetragen, die Details der Lesungen und Diskussionen vorbereitet und werden schließlich allein durch die Abende führen. Unter dem Thema „Neue Formen des Erzählens“ haben sie sich mit Autorinnen und Autoren beschäftigt, deren Bücher übliche Kategorien überschreiten. Ihre Werke gehen in Zeichnungen, in Musik und in Social Media über. So hat die Autorin Puneh Ansari beispielsweise im Buch „Hoffnun’“ ihre Facebook-Meldungen gesammelt und gibt darin Einblicke in die Entfremdung junger Leute.
Wie sieht das Konzept der Reihe aus?
Hendel: Das Lehrformat des Seminars ist ähnlich wie damals geblieben. Für die Lesungen haben wir uns mit dem Literaturhaus aber ein anderes Format überlegt. Wir konzentrieren uns auf vier Autorinnen und Autoren, von denen jeweils zwei an zwei Abenden von den Studierenden vorgestellt und interviewt werden. Neben organisatorischen Gründen fanden wir es vor allem passend, diese jungen Autoren in einer Art Mini-Festival vorzustellen. Abseits der offiziellen Teile können sie untereinander und auch mit den Studierenden ins Gespräch kommen. Auch die Zuschauer haben die Chance, Teil dieser konzentrierten zwei Abende zu werden. Das alles findet am Freitag und Samstag, 22. und 23. Juni, ab 19 Uhr im Literaturhaus statt und der Eintritt ist für Studierende frei. Den Auftakt machen am Freitag die Erzählerin Puneh Ansari mit „Hoffnun’“ und der Wiener Musiker Markus Binder mit seinem Roman „Teilzeitrevue“, der den großstädtischen Alltag junger Menschen beschreibt. Am Samstag stellt Jonas Engelmann den Roman „Der Junge von nebenan“ des verstorbenen Autors Martin Büsser vor. Dieser ‚Bildungsroman‘ erschien in Büssers eigener Handschrift und mit seinen recht krummen Zeichnungen. Zudem liest Pascal Richmann aus seinem Buch „Über Deutschland, über alles“. In ihm beleuchtet er, was das Deutsche sein soll. Das macht er zwischen Reportage, Zitaten- und Fußnotenwirrwarr und – so haben wir es uns im Seminar und in endlosen Streitereien zusammengereimt – frech Erlogenem.
"Dichtung im Gespräch" im Literaturhaus Halle ab 19 Uhr im Grünen Salon,
Bernburger Straße 8, 06108 Halle (Saale):
Freitag, 22. Juni, 2018
Puneh Ansari: „Hoffnun’“
Markus Binder: „Teilzeitrevue“
Samstag, 23. Juni, 2018
Jonas Engelmann liest Martin Büssers „Der Junge von nebenan“
Pascal Richmann: „Über Deutschland, über alles“