„Ein einmaliger Kugelfisch“ - Schüler als Junge Experten in der Zoologischen Sammlung
„Wir machen Meer“, sagt Maria und sucht in einem alten Holzschrank nach dazu passendem Bastelmaterial. Federn, Farbe, Schaumgummi sammelt die Zwölfjährige zusammen mit ihrer Freundin Anastasia ein. Die Aufgabe der Junge-Experten-Grüppchen an diesem Dienstagnachmittag in der Zoologischen Sammlung: Einen Vitrinenschrank zu einem jeweils selbstgewählten Forschungsthema für eine Sonderausstellung auszugestalten.
Die Entscheidung fiel den Freundinnen leicht: „Wir mögen beide das Meer“, sagt Anastasia. Und sie kennen es gut. „Ich war schon oft Schnorcheln“, erzählt Maria. Ihre Freundin ergänzt: „Wir haben auch schon viele Dokumentarfilme gesehen – über das bedrohte Great Barrier Reef zum Beispiel“. Gemeinsam mit der Kustodin der Zoologischen Sammlung Dr. Karla Schneider stehen die beiden Mädchen vor einer Vitrinen, auf der Suche nach Meerestieren, die mit Ton nachgebaut werden könnten. Sie inspizieren die Feuerkoralle und staunen über ein Stück Haihaut – „wie cool!“. „Die Kinder bringen eigene Interessen mit. Sie können sich frei in den Räumen bewegen und suchen sich ihre Forschungsthemen selbst“, so Arila Perl, die als Museumspädagogin die Kinder betreut. „Wir geben ihnen den Raum, die Sammlungen zu entdecken und selbst das auszuwählen, was sie zum Beispiel an die anderen Besucher und Schulklassen weitergeben wollen.“
Wann immer es möglich ist, nehmen sich die Wissenschaftler des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen (ZNS) Zeit für die „Jungen Experten“ und lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Für die Universität liege der Mehrwert des Angebot aber auch noch anderswo: „Durch die jungen Experten können wir zum einen langfristig Nachwuchs binden und vielleicht für ein Studium an der Uni Halle begeistern. Zum anderen wirken wir über die Kinder in die Stadt und die Öffentlichkeit hinein", so Perl.
Die beiden jungen Expertinnen gehen bei ihrem Projekt nicht viel anders vor als Kuratoren im Museum: Nach der Recherche und dem Sichten der Bestände entscheiden sie sich für die Ausstellungsstücke, die zu gestalten sind. „Tiefseekorallen sind eigentlich nicht so spektakulär“, findet Maria, die Meeresbiologin werden möchte und eine eigene Schneckensammlung zu Hause hat. „Das Interessanteste sind Seesterne und Seeigel“, sagt sie, während sie ein paar Korallen aus Styropor für den Hintergrund zurechtschneidet.
Ein „einmaliger Kugelfisch“, ein „netter Hai“ und Meeresschwämme entstehen so im Laufe des Nachmittags. Bei jedem Tier gilt es, die Struktur so realitätsgetreu wie möglich in Ton zu kopieren. Sieben „Junge Experten“ im Alter von neun bis 18 Jahren verbringen ihre Dienstagnachmittage zurzeit regelmäßig in der Zoologie. „Da jedes Kind andere Schulzeiten hat, gestalten wir das Angebot flexibel. Die Kinder können im Laufe des Nachmittags einfach dazustoßen“, erklärt Perl. Langfristig möchte sie auch mit Studierenden der Biodidaktik zusammenarbeiten, die für die Kinder oder mit ihnen gemeinsam eigene kleine Forschungsprojekte entwickeln.
Junge Experten gesucht
Kinder und Jugendliche sind eingeladen, als Nachwuchsexperten in den Zoologischen Sammlungen des ZNS dienstagsnachmittags einer eigenen Forschungsidee nachzugehen und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ZNS zu begleiten. Die Teilnahme ist kostenfrei und wird Schülern ab zehn Jahren empfohlen. Interessierte können sich bei Musemspädagogin Arila Perl melden per Telefon unter: +49 345 55-26131 / oder E-Mail an museumspaedagogik@zns.uni-halle.de.
Ort: Zoologische Sammlung des ZNS, Domplatz 4, 06108 Halle (Saale)
Zeit: Jeweils dienstags ab 14 Uhr. Das Angebot läuft bis zu den Sommerferien am 20. Juli beginnt nach den Sommerferien zum 22. August 2017.
Kontakt: Arila Perl
Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen
Tel.: +49 345 55-26131
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