Ein Strafrechtler zieht alle Register

09.08.2013 von Ute Olbertz in Personalia
Schon als Kind entschied sich Joachim Renzikowski, Strafrechtler an der MLU, für die „Königin der Instrumente“ – die Orgel. Sie ist nicht das einzige Instrument, das der musizierende Hochschullehrer spielen kann.

Das Orgelspiel reizte Joachim Renzikowski, dem der Klavierunterricht mit zwölf Jahren nicht mehr ausreichte, nachdem ihm bewusst wurde, „dass in der Orgel der volle Sound eines ganzen Sinfonieorchesters steckt“. Die Orgel gilt mit ihrem raumfüllenden Klang als Königin der Instrumente. Kein Wunder, dass ihr Spiel eine besondere Herausforderung darstellt. Hände und Füße agieren gleichzeitig in atemberaubender Geschwindigkeit.

Professor Joachim Renzikowski an der Sauer-Orgel in der Aula der Universität.
Professor Joachim Renzikowski an der Sauer-Orgel in der Aula der Universität. (Foto: Maike Glöckner)

„Das Ziehen nur eines Registers bringt gleich eine ganze Reihe Orgelpfeifen zum Tönen“, sagt Renzikowski. Mit siebzehn hat er in der Heiligkreuzkirche in Erlangen sonntags die Gottesdienste an der Orgel begleitet. Bald spielte er klassische Werke von Bach oder romantische Stücke von Reger, Brahms und Mendelssohn Bartholdy. Die Musik stellte für ihn immer ein bereicherndes Hobby dar, kam aber nie ernsthaft für eine berufliche Zukunft in Betracht.

Heute ist Prof. Dr. Joachim Renzikowski Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Rechtsphilosophie und Rechtstheorie an der Martin-Luther-Universität. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem Sexualstrafrecht, Normentheorie sowie die Europäische Konvention der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Orgelspiel bildet für ihn oft den Ausgleich zu hitzigen Debatten, die sein Fach bei Kontroversen über die Grenzen des Sexualstrafrechts mitunter mit sich bringt. Da geht es um Themen wie Legalisierung der Prostitution, Strafbarkeit des Inzests oder Jugendschutz. „Gerade sexuelle Themen wecken in konkreten Fällen manchmal hohe Emotionen“, so Renzikowski.

Elemente des Jazz auf der Orgel reizen ihn ebenso wie der Klang romantischer Musikwerke auf Instrumenten des französischen Orgelbaumeisters Aristide Cavaillé-Coll. „Die historische Sauer-Orgel in der Aula der Universität bringe ich gelegentlich bei Absolventenfeiern zum Klingen“, erzählt der Strafrechtler. Als die ehemalige Generalbundesanwältin Dr. Monika Harms 2008 in Halle eine Honorarprofessur erhielt, begann er mit dem berühmten Intro der d-moll-Tocatta von Bach, wechselte in „Pomps and Cirumstances“ und endete mit Oscar Petersons „Night Train“.

„Mich faszinieren vor allem modernere Orgelkompositionen von wenig bekannten Komponisten, zum Beispiel von Malcolm Archer.“ Aber auch Musik des amerikanischen Jazzmusikers Duke Ellington oder Melodien aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin begeistern Renzikowski. Nicht selten versucht er, Stücke zu Hause auf seiner elektronischen Orgel nachzuspielen. Er bewundert die flinken Füße der Jazz-Organistin Barbara Dennerlein, die im beeindruckenden Tempo der Orgel swingende Klänge entlockt. Und schmunzelnd fügt er hinzu, dass er beim Orgelspiel immer noch seine über 30 Jahre alten Mokassins trägt. „Mit anderen Schuhen treffe ich die Pedale nicht.“

Renzikowski präsentiert scientia halensis augenzwinkernd sein Zweitinstrument, mit dessen Spiel er einmal im Zeltlager begonnen hat: eine Blues Harp – bekannt auch einfach als Mundharmonika. Diese wiederum wird manchmal als Mundorgel bezeichnet und kann zumindest eine weitläufige Verwandtschaft mit einer richtigen Orgel aufweisen. Er konnte bald die typischen „Jaultöne“ aus ihr herausholen und musizierte zeitweise in Tübingen mit der Blues Harp in einer Band. „Manchmal träume ich von einem einsamen Bluesgitarristen, der noch einen Partner sucht.“ Oder viel besser: Er schlägt die Gründung einer „Martin-Luther-Blues-Band“ in Halle vor. Dazu fehlen allerdings noch die Mitspieler.

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