Eine zuckersüße Leidenschaft

02.12.2011 von Claudia Misch in Varia
In Maria Nagels Küche gibt es Kraken zu sehen. Und manchmal auch Wichtel. Zugegeben, es sind keine echten Unterwasserwesen und weihnachtliche Helferlein, sondern filigrane Exemplare aus Zucker. Denn die Förderpädagogik-Studentin hat sich den Motivtorten verschrieben. Seit drei Jahren zaubert sie zuckersüße Meisterwerke wie die Torte mit den badenden Kraken – die schon mehrfach ausgezeichnet wurden. Für scientia halensis hat sie zwei weihnachtliche Rezepte kreiert und erzählt beim Backen von ihrer Leidenschaft fürs Selbstgemachte und Ausgefallene.
Zuckerbäckerin aus Leidenschaft: Pädagogik-Studentin Maria Nagel ist den Motivtorten "verfallen"
Zuckerbäckerin aus Leidenschaft: Pädagogik-Studentin Maria Nagel ist den Motivtorten "verfallen" (Foto: Michael Deutsch)

„Heute stehen Bratapfel-Cupcakes mit Zimtsahne und Mohn-Cupcakes mit Glühweinkirschen und Vanillesahne auf dem Programm“, verkündet mir Maria mit einem freundlichen Lächeln und winkt mich in ihre kleine Küche. Hmmm, beim Anblick der vorbereiteten Apfel-Zimt-Mischung läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen. „Ich backe und koche eigentlich schon immer gern. Doch irgendwann wollte ich etwas Außergewöhnlicheres machen als den klassischen Geburtstagskuchen mit Schokoguss und Smarties“, erklärt sie und gibt Mehl, Zucker, Eier und Milch in die glänzende Rührschüssel ihrer Küchenmaschine. So sei sie auf die Motivtorten gestoßen, die sie sofort in ihren Bann gezogen haben.

Marias preisgekrönte Meisterwerke - leider nicht zum Vernaschen geeignet
Marias preisgekrönte Meisterwerke - leider nicht zum Vernaschen geeignet (Foto: Michael Deutsch)

Doch was zunächst so spielerisch aussieht, ist oft ein ziemlich trickreiches Unterfangen, das einiges an Fingerspitzengefühl verlangt. „Bis man das Fondant, die zuckrige Knetmasse, mit der man die Torte eindeckt und Figuren formt, richtig hinbekommt, dauert es schon eine Weile“, seufzt die 22-Jährige, die im beschaulichen Lettin zu Hause ist. „Das Modellieren braucht natürlich auch Übung. Und nicht alles, was man sich ausgedacht hat, funktioniert.“

Auch für die mittlerweile routinierte Zuckerbäckerin bedeutet so eine Motivtorte ein ordentliches Stück Arbeit: Zwei bis drei Tage dauert es von der Idee bis zur fertigen Torte. „Ideen für neue Motive oder Verzierungen kommen mir eigentlich immer und überall. Aber die Umsetzung will gut überlegt sein“, berichtet die künftige Mathelehrerin mit der kreativen Ader. „Also mache ich erstmal eine Skizze von der Torte und den Figuren und überlege, wie ich das mit dem Zuckerteig am besten umsetzen kann.“ In filigraner Handarbeit werden dann die meist detailreichen Figürchen und Verzierungen vorbereitet, bevor es ans eigentliche Backen geht. „Nach dem Auskühlen wird der Kuchen gefüllt und eingestrichen. Ist dann alles getrocknet, decke ich den Kuchen ein und kann vorsichtig die eingefärbten Figuren und Dekore darauf befestigen“, beschreibt Maria ihr Handwerk.

Um 30 Torten sind so in ihrer kleinen Werkstatt schon entstanden, vom Halloween-Hexenkessel über Rapunzel in der Badewanne bis zur Sushi-Torte. Vor allem rund um Geburtstage und das nahende Weihnachtsfest hat Maria Hochkonjunktur. Aber nicht alle ihre Torten sind auch zum Vernaschen geeignet. „Die Krakentorte zum Beispiel ist ein Dummie, also innendrin hohl“, erklärt sie, während sie die bunten Muffin-Förmchen mit der – ich hab’s probiert – schon sehr leckeren Cupcake-Rohmasse befüllt. Solche Tortenmodelle sind für Wettbewerbe wie die Tortenshow in Hamburg gedacht. „Solche Veranstaltungen sind eine gute Gelegenheit, um das eigene Können zu prüfen“, sagt Maria. „Immerhin gibt es bei der Tortenshow eine professionelle Konkurrenz, und es wird nach internationalen Standards bewertet.“ Für die Hallenserin hat es bei ihrer diesjährigen ersten Teilnahme gleich für zwei Top-Platzierungen gereicht: Für die Krakentorte gab es Silber. Mit der weihnachtlichen Wichteltorte holte sie Bronze, trotz Notoperation am abgefallenen Kopf.

Weihnachtlicher Duft breitet sich in der Küche aus: Die Cupcakes sind fertig!
Weihnachtlicher Duft breitet sich in der Küche aus: Die Cupcakes sind fertig! (Foto: Michael Deutsch)

Das Backen ist und bleibt dennoch nur Freizeitbeschäftigung: „Hauptsächlich profitieren meine Familie und Freunde. Verkaufen darf ich meine Kuchen nämlich nicht.“ Das ist nur den ausgebildeten Konditoren vorbehalten. „Für mich ist es Lohn genug, zu sehen, wie die Beschenkten über ihre Torte staunen und sich freuen. Das macht mir am meisten Spaß.“ Apropos Freude: Es wird Zeit für einen Blick in den Herd, denn die Cupcakes verbreiten schon einen ganz köstlichen, Vorfreude stiftenden Duft.

Doch nicht nur Torten verschenkt Maria mittlerweile: Große Präsentkörbe mit selbst hergestellten Spezialitäten aus der italienischen Küche stehen für Weihnachten schon parat. „Ich bin ein Alles-selber-Macher“, verrät sie und zeigt mir ihre kleine Sammlung an Gewürzmischungen und Pestos. „Diese ganzen Geschmacks- und Zusatzstoffe im Essen finde ich schrecklich. Fertiggerichte oder Maggi-Tüten kommen mir nicht ins Haus.“ Auf Marias Blog kann man nachlesen, was sie in ihrer Küche tagtäglich so treibt, und sogar eine kulinarische Weltreise antreten. „Meine Freunde haben mich immer nach Rezepten und Kochtipps gefragt“, erklärt sie, „und so habe ich einfach angefangen, meine Rezepte online zu stellen.“ Und der Blog läuft gar nicht schlecht, verzeichnet mittlerweile bis zu 1500 Clicks täglich und hat Maria schon einige Aufmerksamkeit beschert.

Mit routiniertem Schwung gehts an das Topping für die Weihnachtscupcakes
Mit routiniertem Schwung gehts an das Topping für die Weihnachtscupcakes (Foto: Michael Deutsch)

Auch der MDR war schon da: An einem Novembervormittag fand sich ein ganzes Kamerateam in Marias kleiner Küche ein, um ihr beim Backen über die Schulter zu schauen (Sendetermin noch nicht bekannt). „Das war ganz schön hektisch, aber auch sehr lustig. Und meine Eltern waren ziemlich stolz. Der MDR steht ja nicht jeden Tag in meiner Küche“, sagt Maria und zwinkert, während sie die karamellisierten Glühweinkirschen vom Herd nimmt, um sie anschließend auf die ausgehöhlten Mohn-Cupcakes zu verteilen.

Ob sich ihr Leben durchs Backen und Bloggen verändert habe, will ich wissen, während Maria das kalorienschwere aber verführerische Topping – so wird das Sahnekrönchen der Cupcakes in Fachkreisen genannt – mit dem Sahnebesen aufschlägt. „Eigentlich nicht“, meint sie. „Allerdings muss mein Freund mit dem Essen eben manchmal warten, bis ich ein Foto davon für den Blog gemacht habe“, fügt sie mit einem breiten Grinsen hinzu. Warten muss jetzt auch ich, denn Maria hat schon die Kamera gezückt und unsere Cupcakes in Szene gesetzt. Angerichtet mit einem Klecks Karamelsauce und einer Zimtstange ist es dann endlich so weit: Ich darf probieren! Hmmm…

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