Energiewandler und Bioökonomie: Hugo-Junkers-Preise für zwei Uni-Projekte
„Ich bin für die Preisverleihung extra aus Kopenhagen angereist“, sagt Dr. Nicki Hinsche, der mittlerweile an Dänemarks Technischer Universität arbeitet. Für das Projekt "Nanostrukturierte thermoelektrische Schichtsysteme" hat er gestern Abend im Merseburger Ständehaus den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis für das innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung erhalten. Die Forscher können beispielsweise Abwärme nutzen, die etwa von technischen Geräten aber auch von Lebewesen erzeugt und an die Umwelt abgegeben wird, um diese in elektrische Energie umzuwandeln.
„Hinter den nanostrukturierten thermoelektrischen Schichtsystemen verbergen sich Materialien aus kleinsten atomaren Teilchen. Wenn man die in Schichten vereint, funktionieren sie wie ein Energiewandler. Mit einer Folie aus diesem Material lässt sich etwa Wärmeenergie in elektrische Energie wandeln“, erklärt der Physiker. Das Verfahren ist für viele Industriebereiche von großem Interesse. Es könnte bei Kraftfahrzeugen, Kraftwerken oder Textilien eingesetzt werden. Denkbar wäre etwa ein Pullover, der künftig das Smartphone seines Besitzers lädt.
Hinsche hat die Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Quantentheorie der Festkörper in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik Halle und dem Frauenhofer Institut für Physikalische Messtechnik in Freiburg entwickelt.
In der Kategorie "Innovativste Allianz" erhielt der WissenschaftsCampus Halle – Pflanzenbasierte Bioökonomie (WCH) für seine Verbundforschung "Vom Molekül zur Gesellschaft - Wege zu einer pflanzenbasierten Wirtschaft" den dritten Preis. Der WissenschaftsCampus wurde gemeinsam von der Universität Halle und den drei Leibniz-Instituten für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien, für Pflanzenbiochemie sowie für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung gegründet.
Dem Verbund gehören mittlerweile insgesamt elf außeruniversitäre und universitäre Forschungseinrichtungen an. Ziel ist es, am WCH die für die pflanzenbasierte Bioökonomie relevanten Wissenschaftsdisziplinen wie die pflanzenbasierten Agrarwissenschaften, Biologie, Biochemie, Biotechnologie und verwandte Disziplinen miteinander zu verknüpfen, um die inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken.
Prof. Dr. Klaus Pillen sowie die Koordinatorin Nadja Sonntag nahmen das Preisgeld von 3.000 Euro entgegen. "Das Geld wollen wir nutzen, um neue Veranstaltungsformate zu entwickeln, mit denen vor allem potenzielle Industriepartner erreicht werden sollen", sagt Nadja Sonntag.
In diesem Jahr haben sich 74 Teilnehmer um den Hugo-Junkers-Innovationspreis beworben. Insgesamt 90.000 Euro hat das Land in den Kategorien Grundlagenforschung, angewandte Forschung, Produktentwicklung, Allianz sowie dem Sonderpreis Chemie und Bioökonomie vergeben.