Erste Statements zu Kernaussagen des Wissenschaftsrats
Der Wissenschaftsrat hat den Hochschulen des Landes ein insgesamt gutes Zeugnis erteilt. Das Gremium bestätigt die positive Entwicklung der Wissenschaft im Land und ihre besondere Bedeutung für dessen Zukunft. Unter anderem wird empfohlen, die Lehramtsausbildung an der Universität Halle zu konzentrieren. An der Universität Magdeburg sollten indes die Schwerpunkte Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Medizin gestärkt werden.
Weiterhin könne durch neu eingerichtete Kooperationsplattformen die Zusammenarbeit von Universitäten und Fachhochschulen verbessert werden, um die deutschlandweite und internationale Sichtbarkeit zu stärken. Benannt werden Bereiche wie die Agrar- und benachbarten Lebenswissenschaften an der MLU und der Hochschule Anhalt sowie die Polymerwissenschaften und die Kunststofftechnik an der MLU und der Hochschule Merseburg. Der Wissenschaftsrat empfiehlt zudem, die Zusammenarbeit des Universitätsverbund Halle-Jena-Leipzig in Lehre und Forschung zu intensivieren.
Die Universitätsmedizin Halle wurde überwiegend kritisch bewertet. Dem Bereich „Epidemiologie & Pflegeforschung“ attestiert der Wissenschaftsrat ein zukunftsfähiges Alleinstellungsmerkmal. Kritik übt er an der Entwicklung der Forschungsleistungen an der Medizinischen Fakultät. In seiner Schlussfolgerung soll die Universitätsmedizin Halle unter anderem die Vorklinik sowie die klinisch-theoretischen Institute verlieren.
Die beiden Gutachten sind als PDF online abrufbar:
- Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems des Landes Sachsen-Anhalt
- Stellungnahme zur weiteren Entwicklung der Universitätsmedizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg“
Reaktionen aus Hochschulen und Politik
Die Landesrektorenkonferenz (LRK) sieht durch die Begutachtung der Hochschulen ihre Positionen in der aktuellen Diskussion bestätigt. „So sind keine kurzfristigen Einsparungen aus den Budgets möglich, ohne die leistungsfähige Hochschullandschaft des Landes nachhaltig zu schädigen“, heißt es in der Stellungnahme der Rektoren. Der Wissenschaftsrat rate zudem ausdrücklich davon ab, die derzeitige Anzahl der Studienplätze in Sachsen-Anhalt zu reduzieren und die Hochschulbudgets in den kommenden fünf Jahren zu kürzen. Unveränderte Kürzungspläne seien mit den zentralen Aussagen des Gutachtens des Wissenschaftsrats nicht in Einklang zu bringen.
Auf einer Pressekonferenz äußerten sich Vertreter des Uniklinikums Halle (UKH) kritisch zu dem Gutachten zur Universitätsmedizin der MLU. „Die Umsetzung dieser Empfehlungen würde das Aus der Medizinischen Fakultät bedeuten“, sagte Dekan Michael Gekle. „Was übrig bleibt, ist eine Rumpffakultät, die keine Chance hat, sich bundesweit zu behaupten.“ Die Empfehlungen seien für die Universitätsmedizin Halle, das Kuratorium der MLU, die Nationale Akademie der Wissenschaften - Leopoldina und den Medizinischen Fakultätentag nicht nachvollziehbar. Kritik übte Gekle auch an der Methodik der Begutachtung. So sei etwa die Lehre nicht ausreichend berücksichtigt und damit auch die Arbeit der Lehrenden und der Studierenden nicht gewürdigt worden. "Das Votum ist nach unserer Auffassung von Einflüssen geprägt, die nicht Standort-bedingt sind."
Wissenschaftsminister Hartmut Möllring bemerkte heute in Braunschweig zu beiden Gutachten: „Wir werden sicher nicht alles eins zu eins umsetzen, die Empfehlungen aber als wichtigen Baustein zur Weiterentwicklung unserer Hochschullandschaft sehr ernst nehmen.“ Er kündigte an, bis zum Jahresende ein mit den Hochschulen abgestimmtes Konzept zur Strukturentwicklung der Hochschulen des Landes vorzulegen.
Stellungnahmen zum Gutachten:
Landesrektorenkonferenz Universitätsklinikum Halle Studierendenrat der MLU Minister Hartmut Möllring Bewertung des Gutachten durch das Rektorat