Erstes Großes Uni-Konzert: Vier Ensembles spielen für 1.500 Zuhörer
Noch übt jeder für sich: Erst wenige Tage vor dem Universitätskonzert werden die vier Ensembles – insgesamt rund 240 Musiker und Sänger – zum gemeinsamen Proben in der Händelhalle zusammenkommen. „Die Idee dazu gab es schon im letzten Jahr, als man dem großen Jubiläumsjahr allmählich entgegensah“, erinnert sich Chorleiter und Universitätsmusikdirektor Jens Lorenz. Auf Einladung des Rektorats kamen die vier Leiter der Ensembles im Februar 2016 erstmals zusammen, um die Idee zu besprechen. Gemeinsam wurde schließlich am Musikprogramm gefeilt.
Die passenden Stücke waren schnell gefunden: „Das hat sich vor allem aus dem Repertoire ergeben, mit dem wir vier bereits unsere Sommerkonzerte geplant haben“, erklärt Matthias Erben, Leiter des Akademischen Orchesters. Auch der Ort ergab sich quasi von selbst: „Wir würden wahrscheinlich in keiner anderen Räumlichkeit in Halle gemeinsam auf die Bühne passen“, sagt Dr. Volker Thäle, Dirigent des Orchesters der Medizinischen Fakultät, das ein Stück gemeinsam mit dem Akademischen Orchester spielen wird.
„Ich freue mich auf diesen Sound, wenn knapp 100 Musiker zusammen einen Bach-Choral spielen werden“, so der Leitende Oberarzt der Uni-Klinik für Geburtshilfe. Fünf der sieben Stücke im Programm werden von mehreren Ensembles gemeinsam bestritten. Neben den beiden Orchestern, dem Universitätschor und der Bigband ist daran auch das Jazz-Quartett beteiligt. „Diese Kombination ist das Besondere daran – das Konzert als solches ist ein absolutes Highlight“, sagt Matthias Erben.
Für das Orchester der Medizinischen Fakultät ist das Große Universitätskonzert gleich eine zweifache Premiere: Zum ersten Mal werden die 50 Musiker gemeinsam mit dem Akademischen Orchester spielen und auch in der Händelhalle treten sie erstmals auf. „Ich bin gespannt, wie sich das von der Bühne aus anhört“, sagt Volker Thäle. Mit dem ersten Stück im Programm – der Reformationssinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy – will er das Uni-Jubiläum mit dem Reformationsjubiläum verbinden. Im Anschluss folgt der Bach-Choral „Eine feste Burg“, arrangiert von Leopold Stokowski, im Zusammenspiel mit dem Akademischen Orchester.
Dass es heute überhaupt zwei sinfonische Orchester an der Uni Halle gibt, ist vor allem auf Volker Thäle zurückzuführen. Vor 21 Jahren wollte er nach seinem Medizinstudium das Cello-Spielen als Ausgleich zur Arbeit wieder aufnehmen. „Beim Akademischen Orchester gab es aber gerade keinen Bedarf für weitere Cellisten, darum habe ich mich im Freundes- und Kollegenkreis umgehört“, erinnert er sich. „Wir haben dann als kleine Musiziergruppe angefangen und schnell Zulauf gefunden und mit dem Proben begonnen.“
Was als Kammermusikvereinigung 1996 begann, hat sich mittlerweile zu einem sinfonischen Orchester aus 50 Musikern entwickelt. Nicht alle sind übrigens Mediziner oder Medizinstudierende – auch aus anderen Fakultäten sind Uni-Angehörige dabei. Konkurrenz zum Akademischen Orchester gebe es dabei nicht, versichert der Mediziner. „Uns geht es um die Freude am Musizieren. Die wollen wir bei unseren Konzerten auch transportieren.“
Matthias Erben hat seinem Kollegen zwei Dinge voraus: Schon mehrfach hat das Akademische Orchester der Universität Halle die Händehalle bespielt. Und als musikalischer Leiter steht Erben dem Orchester, dessen Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, bereits seit 33 Jahren vor. „Aber auch diesmal gibt es unter unseren 70 Musikern neue Mitglieder, die zum ersten Mal in dieser 1.550-Plätze großen Halle spielen.“
Jetzt im Sommer spiele das Akademische Orchester „am Anschlag“, wie er sagt. Allein im Juni reisen die Musiker – neben dem Studium oder der Arbeit – zu Konzertauftritten nach Zerbst, Coswig und Wittenberg. Zudem musizieren auch einige Mitglieder im Kammerorchester der Hochschule, das erst im Mai durch Namibia reiste. Und nicht nur mit klassischer Musik geht das Akademische Orchester auf Tour. Auch die Ostrock-Band Omega hat es schon begleitet.
Seit 30 Jahren tritt das Akademische Orchester auch immer wieder mit dem Universitätschor „Johann Friedrich Reichardt“ auf. Gemeinsam werden die beiden Ensemble den ersten, festlichen Teil des Universitätskonzerts beschließen: „Wir werden die vier großen Chöre aus Mendelssohns Lobgesang darbieten“, kündigt Jens Lorenz an. Im zweiten Programmteil steuert der Chor dann, unterstützt vom Jazz-Quartett, modernen Chorgesang bei: „Damit bewegen wir uns weit weg von der Feierlichkeit des ersten Teils. Andere Elemente, jenseits des Mainstreams, die wir beim ‚Women in Jazz‘-Festival aufgeführt haben, werden zu hören sein“, so der Chorleiter. „Parkplatzregen“, „Terra Titanic“ und „Latin Jazz Mass“ heißen die Stücke. „Das ist gut gemachte Unterhaltung, die auch dazu animieren soll, mit den Füßen zu wippen, sich zu freuen und zu bewegen.“
Für die Chormitglieder bedeuten die Monate Mai und Juni in erster Linie immer: „Viel Arbeit, unzählige Termine, aber auch tolle Erlebnisse“, so Lorenz. Gleich mit drei Konzerten ist der Universitätschor derzeit an den Händel-Festspielen beteiligt. „Für einen Laienchor ist das schon außergewöhnlich.“ Dreimal in der Woche kommen die rund 100 Chormitglieder derzeit zu Auftritten und Generalproben zusammen. Besonders für Studenten kurz vor der Prüfungsphase eine anstrengende Zeit. Dennoch sind die Plätze im Chor heiß begehrt: „Die Warteliste für die Aufnahme ist derzeit mehr als 50 Namen lang, aber wir können nur so viele neue Sänger aufnehmen, wie alte ausscheiden“, bedauert der Leiter. Neben vielen Studierenden singen auch Uni-Mitarbeiter und Professoren mit.
Für einen gelungenen Abschluss des Universitätskonzerts sorgt zu guter Letzt die Uni-Bigband. „Wir werden Ausschnitte aus unserem Konzertprogramm aufführen – Stücke vom Kurt-Weill-Fest und von unserem ‚Women in Jazz‘-Auftritt 2017 – eine bunte Mischung aus Rock, Pop und Jazz“, kündigt Bigband-Leiter Hartmut Reszel an. Mit von der Partie sind die beiden Gesangs-Solisten Karen Gensow und Tommy A.
Zwar ist die Uni-Bigband am Institut für Musik, Medien- und Sprechwissenschaften angesiedelt, ihre rund 20 Mitglieder kommen aber zur Hälfte auch aus anderen Instituten – vom Studenten bis zum Medizin-Professor sind in diesem Ensemble alle Altersgruppen und Fakultäten vertreten. Fünf Saxophon-Stimmen, vier Posaunen, vier Trompeten und eine fünf Mann starke Rhythmus-Gruppe stellen die klassische Besetzung der Bigband, die seit mittlerweile 24 Jahren besteht und 2014 sogar in voller Besetzung durch Brasilien tourte.
Schon häufiger sei man mit anderen Uni-Ensembles gemeinsam aufgetreten – „zur Eröffnung der Händelhalle 1998 zum Beispiel“, erinnert sich Reszel. Das Konzert am 21. Juni sei dennoch etwas Besonderes: „Dass wir alle zusammen an einem Abend zu hören sind und damit ein sehr breites Spektrum abdecken können – das wird einzigartig.“ Nur zwei Tage später ist die Bigband übrigens erneut für die Uni im Einsatz: Traditionell wird sie zur Langen Nacht der Wissenschaften am 23. Juni wieder auf der Bühne auf dem Uniplatz stehen.
Informationen zur Veranstaltung
Das Große Universitätskonzert beginnt am Mittwoch, 21. Juni 2017, um 20 Uhr in der Händelhalle am Salzgrafenplatz 1. Eintrittskarten für 12 Euro / 5 Euro (Studierende) sind im Uni-Shop im Marktschlösschen, an den bekannten Vorverkaufsstellen und online erhältlich.