Experimente in Ankara und Halle: Schüler forschen im Science Camp
„Kommunikationsprobleme hat es unter den Schülern kaum gegeben“, sagt Christian Kubat von der Arbeitsgruppe Didaktik der Geographie. „Sie haben sich in einem sehr kreativen Englisch unterhalten, das hat wunderbar geklappt!“ Englischkenntnisse waren, wie das Mindestalter von 14 Jahren, eine der Teilnahmevoraussetzungen gewesen. Bei einem Vorbereitungskurs in Halle konnten sich die Jugendlichen vor der Reise nach Ankara aktiv an der Organisation und Gestaltung des Programmes beteiligen und eigene Ideen einbringen.
In der türkischen Hauptstadt besuchten die Teilnehmer zusammen mit Didaktik-Professor Martin Lindner und seinem Team unter anderem die Universität Hacettepe und die Privatschule Maya College. Dort experimentierten deutsche und türkische Schüler gemeinsam, erkundeten auf Exkursionen zum Beispiel die städtische Müllverwertungsanlage und bauten in Workshops Föhne, Mixer, Staubsauger oder Raumschiffe aus einfachen Bauteilen selbst. Zusätzlich stellten die Teilnehmer ihre Kulturen vor und tauschten sich darüber aus.
„Neben dem naturwissenschaftlichen Input für die Schüler war uns die Entwicklung von Toleranz und Respekt im Umgang mit der anderen Kultur, der Austausch über Migrationssituationen und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Berufsperspektiven wichtig", sagt Prof. Dr. Martin Lindner. Schließlich gelte es, den Jugendlichen eine selbstbestimmte und internationale Berufsorientierung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – kurz MINT genannt – zu ermöglichen.
In Halle kamen beim anschließenden Science Camp vom 3. bis zum 7. August 2015 dann 15 türkische Schüler nach Deutschland, um hier zusammen mit 28 Schülern aus Deutschland und drei mazedonischen Teilnehmerinnen zu forschen. Es galt, etwas von der Gastfreundschaft und Fürsorge der türkischen Gastgeber in Ankara zurückzugeben. Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, invasive Pflanzen und Bio-Lebensmitteln waren Themen der Workshops und Exkursionen.
Seit fünf Jahren veranstaltet die Arbeitsgruppe von Martin Lindner die MINT-Ferienlager in Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Grundkonzept der Ferienlager ist es, dass die Teilnehmenden ihre eigenen Forschungsfragen zu aktuellen, gesellschaftlich relevanten naturwissenschaftlichen Phänomen beantworten und dabei die Möglichkeit zur beruflichen Orientierung erhalten. Auch für 2016 gibt es bereits Pläne, in Ankara und Halle wieder mit deutschen und türkischen Schülern zu forschen. Mehr Informationen dazu unter: www.camps.uni-halle.de.
Die Idee, MINT-Bildung und kulturellem Austausch zu kombinieren, hat auch verschiedene Fördergeldgeber überzeugt: Das Projekt wurde unterstützt von der djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen-Anhalt e.V., der Bayer Science & Education Foundation, der buw Unternehmensgruppe und der Deutsch-Türkische Jugendbrücke der Stiftung Mercator.