Forschen für die Artenvielfalt: Drei Biodiversitätsforscher stellen sich vor
Den ersten Vortrag hielt mit Prof. Dr. Tiffany Knight eine echte Globetrotterin, die die Sonne in Florida, Kalifornien und Hawaii gegen das trockene Klima im Regenschatten des Harzes eingetauscht hat. In ihrer Antrittsvorlesung sprach sie über ihre Faszination für Bäume, die ein gewaltiger Kohlenstoffspeicher sind. Jede fünfte Baumart gilt inzwischen als bedroht. Dabei wüssten wir nicht einmal, wie viele Baumarten es eigentlich auf der Erde gibt, betonte die Humboldt-Professorin. Auf 70.000 wird die Zahl geschätzt, allein 2015 wurden 2.000 neue Baumarten entdeckt. Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich unter anderem mit der Entwicklung der Artenvielfalt einzelner Gebiete über längere Zeiträume.
Zweiter im Bunde der Neuberufenen war ein weiterer Spezialist für die Vegetation. Prof. Dr. Stanley Harpole interessiert sich für die Frage: Welche Faktoren begrenzen das Wachstum bei Pflanzen? Ein Thema, das die Menschheit bewegt, seit sie sich niedergelassen hat und Ackerbau betreibt. Harpole betonte, dass Stickstoff dabei eine zentrale Rolle spielt. Viele Aspekte seien trotzdem noch nicht ausreichend erforscht. Deshalb hat er mit anderen Kollegen das Nutrition Network gegründet, in dem die Produktivität von Grasländern weltweit in verschiedenen Feldexperimenten untersucht wird. Sein Fazit: Die Menschen dominieren inzwischen nicht nur den Kohlenstoff- sondern auch den Stickstoffkreislauf und beeinflussen damit die Artenvielfalt auf dem Planeten.
Der Bioinformatiker Prof. Dr. Jonathan Chase hielt den dritten Vortrag an diesem Abend. Er ist Professor für Biodiversitäts-Synthese. Er gab einen Überblick darüber, wie sich das Verständnis von Synthese in der Biologie im Lauf der Jahrzehnte gewandelt hat. Chase erforscht den Zusammenhang von globaler Artenvielfalt, Ökosystemfunktionen und Umweltfaktoren mittels modernster informatischer Methoden. Er arbeitet mit großen Datenmengen, um die biologische Vielfalt auf räumlichen und zeitlichen Skalen abzubilden, diese miteinander zu vergleichen und auch Vorhersagen zur Entwicklung der Artenvielfalt zu treffen.
Das neue Trio ist zweifellos ein Glücksfall für die Biodiversitätsforschung in der Region, aber kein Zufall: Möglich wurde die Verpflichtung der drei renommierten Wissenschaftler durch die Zusammenarbeit im Univerbund Halle-Jena-Leipizig gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig.