Gründungsvater einer erneuerten Fakultät: Zum Tod von Friedrich-Wilhelm Rath

02.05.2024 von Prof. Dr. Johannes Haerting, apl. Prof. Dr. Hans Jürgen Holzhausen, Prof. Dr. Bernd Osten in Personalia
Am 16. Dezember 2023 ist Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Rath im Alter von 87 Jahren in Halle verstorben. Er war nach der friedlichen Revolution der erste Dekan der Medizinischen Fakultät nach neuem Recht und fast ein Jahrzehnt Direktor des Instituts für Pathologie. Wegbegleiter haben einen Nachruf auf ihn verfasst.
Friedrich-Wilhelm Rath
Friedrich-Wilhelm Rath (Foto: Universitätsmedizin Halle)

1983 zum außerordentlichen Professor für Pathologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ernannt, wurde Friedrich-Wilhelm Rath kurze Zeit später zum ordentlichen Professor mit Schwerpunkt allgemeine und experimentelle Pathologie berufen. Nach der politischen Wende erfolgte 1992 die Berufung als C4-Professor für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie. Von 1993 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden am 31.03.2002 war er Direktor des hiesigen Instituts für Pathologie.

Professor Friedrich-Wilhelm Rath war als integrer Kollege in einer gegen Ende der DDR unter totaler Beherrschung durch die SED-Strukturen stehenden Professorenschaft bekannt. Mit der friedlichen Revolution übernahm Rath entscheidende Verantwortung als Prorektor für Medizin (1990-1992). Die Neugestaltung der Strukturen von Universität, Medizinischer Fakultät und Universitätsklinikum unter der Maßgabe des Grundgesetzes mit dem Grundrecht der Freiheit von Lehre und Forschung erfolgte über ein Hochschulgesetz der frei gewählten Volkskammer 1990 und die Hochschulgesetze des wiedergegründeten Landes Sachsen-Anhalt.

Danach wurde Rath 1992 zum ersten Dekan der Medizinischen Fakultät nach neuem Recht gewählt. Er setzte sich engagiert und erfolgreich für die Aufrechterhaltung der Lehre, deren Umgestaltung nach den Regeln der Approbationsordnung und den Neuaufbau der Fakultät ein, der schrittweise 1992 mit der Berufung der ersten Professorinnen und Professoren nach neuem Recht begann. Dabei waren auch die Neustrukturierung und der Neubau des Universitätsklinikums bei Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebs und der Aufbau einer neuen Verwaltung des Uniklinikums zu leisten. Raths verantwortungsbewusstem, ausgleichendem und zielorientiertem Wirken ist es zu verdanken, dass die Erneuerung unter Einbindung sowohl von unbelasteten Professorinnen und Professoren als auch von Vertreterinnen und Vertretern der Mitarbeiterschaft der Fakultät, deutlicher Taktgebung seitens des Landeshochschulministeriums und tätiger Mithilfe von externen medizinischen Universitätskolleginnen und -kollegen gelang. Auf diese Weise wurde Rath zum Gründungsvater der erneuerten freiheitlichen Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität.

In seiner Amtszeit als Dekan hat sich Rath mit der Einrichtung des ersten akademischen Studiengangs Pflegewissenschaften an einer deutschen medizinischen Fakultät und der Gründung und Leitung des Tumorzentrums bleibende Verdienste erworben.

Als Direktor des Institutes für Pathologie verstand es Professor Rath nach 1990, die diagnostische Pathologie und  die pathologische Forschung an die internationalen Standards heranzuführen. Seine Reputation in der regionalen Krankenhauslandschaft und sein besonders hervorzuhebendes diplomatisches Talent sowie die von ihm forciert betriebene Implementierung der Immunhistochemie als diagnostischer Routinemethode festigten den Ruf des Institutes als wesentlicher Leistungserbringer für die klinische Patientenversorgung.

Zwei Bücher („Praktisch-diagnostische Enzymhistochemie“, eine Monografie, erschienen bei Fischer Jena 1981, und „Weichteilsarkome des Erwachsenen“, ein Sammelband, herausgegeben gemeinsam mit Manfred Schönfelder und bei Karger Basel 2002 erschienen) sowie zahlreiche Zeitschriftenpublikationen charakterisieren sein umfangreiches wissenschaftliches Oeuvre.

Die Universitätsmedizin Halle ist Friedrich-Wilhelm Rath in Anerkennung dieser Leistungen zu tiefem Dank verpflichtet.

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Die Autoren sind ehemalige Kollegen des Verstorbenen an der Medizinischen Fakultät. Prof. Dr. Johannes Haerting leitete ab 1996 das Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, er ist inzwischen im Ruhestand. apl. Prof. Dr. Hans Jürgen Holzhausen hat am Institut für Pathologie unter der Leitung des Verstorbenen gewirkt. Prof. Dr. Bernd Osten war bis zu seinem Ruhestand 2008 Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin II und über mehrere Jahre auch Ärztlicher Direktor beziehungsweise Dekan.

 

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