Fundus der Forschung: Archive und Sammlungen im Fokus
Den Anlass, dieses längst fällige Kompendium zusammenzustellen, bot die 5. Arbeitstagung der deutschsprachigen Universitätssammlungen zum Thema „Wissen im Objekt“ im Juni 2013 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Idee einer gemeinsamen Publikation zu allen Sammlungen und Museen der Alma Mater Halensis war geboren, Rektor Udo Sträter gab ihr seinen Segen, fast 40 Wissenschaftler und Sammlungsverantwortliche ließen sie Wirklichkeit werden.
Zum Herausgeber wählten sie den Leiter des Archäologischen Museums Prof. Dr. Stephan Lehmann; der damals dienstälteste deutsche Kustos Dr. Ralf-Torsten Speler (inzwischen zum Präsidenten der Vereinigung der Freunde und Förderer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gekürt) nebst seinem angestammten Team und dem universitären Hausgrafiker Lutz Grumbach hatten gewichtigen Anteil am Gelingen des Werks.
Außer den schon Genannten zählen zu den Autoren etliche Koryphäen ihrer Fächer. Nur einige sollen exemplarisch für alle stehen – so der Chef des Universitätsarchivs Michael Ruprecht, die Leiterin der Sondersammlungen an der Universitäts- und Landesbibliothek Dr. Marita von Cieminski, der Leiter des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen Dr. Frank Steinheimer, das Urgestein der Anatomie Prof. Dr. Rüdiger Schultka, der Herr der Gipsabgüsse, Münzen und Papyri Dr. Henrik Löhr, die Kennerin der mathematischen Modelle Prof. Dr. Karin Richter, der Meteoriten-Fan Dr. Thomas J. Degen, die Haustier-Expertin Dr. Renate Schafberg, der Geiseltalsammlungshüter Dr. Meinolf Hellmund …
Quasi als Gast in dem illustren Kreis ist Dr. Angela Dolgner dabei, sie stellt Archiv und Kustodie der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein vor. In den Rubriken „Geisteswissenschaften“, „Naturwissenschaften“ und „Humanmedizin“ werden Lesern und Betrachtern sämtliche Sammlungen und Museen der hiesigen Universität – inklusive des Brockengartens und bibliophiler Schätze – ordentlich geordnet in Text und Bild informativ und anschaulich präsentiert.
Ihrer über Jahrzehnte gewachsenen Bedeutung und internationalen Ausstrahlung angemessen, steht die (seit 1979 bestehende) Zentrale Kustodie der Uni an erster Stelle, gefolgt von Texten zur reichhaltigen Kunstsammlung, deren Anfänge in den Gründungsjahren der beiden Universitäten Wittenberg und Halle liegen, zum Kupferstichkabinett mit seiner im Jahr 1820 beginnenden wechselvollen Geschichte und zur Sammlung repräsentativer Medaillen und Schaumünzen, deren älteste Stücke von Ende des 17. Jahrhunderts stammen.
Gebührenden Raum nehmen die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt samt der Geschichte ihrer Bauten, ihren Sondersammlungen von Handschriften, Urkunden, Karten etc. pp. und den einzigartigen Schätzen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft sowie das hallesche Universitätsarchiv (dessen Wurzeln Anfang des 16. Jahrhunderts in Wittenberg zu suchen sind) ein.
Wie bei den zuvor erwähnten Sammlungen sind auch die Beiträge über die im Robertinum untergebrachten Kostbarkeiten und die von Friedrich Loofs vor über 100 Jahren initiierte Sammlung für christliche Archäologie und kirchliche Kunst (die 2003 zusammen mit der Theologischen Fakultät vom Universitätsplatz in die Franckeschen Stiftungen umzog) sowie alle noch folgenden – über die medizinischen, geologischen, zoologischen, botanischen und physikalischen Sammlungen – mit hochwertigen Fotos und Faksimiles illustriert.
Dabei werden sowohl die Domizile der Museen und Sammlungen als auch die Exponate selbst exzellent ins Bild gesetzt und bieten über das lehrreiche Lesevergnügen hinaus einen zusätzlichen Anreiz, das Buch immer wieder aufzuschlagen und Neues zu entdecken.
Stephan Lehmann, Meinolf Hellmund, Constanze Hertel, Henryk Löhr und Ralf-Torsten Speler: Die akademischen Sammlungen und Museen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 120 Seiten, viele farbige Abbildungen, Halle 2013, 14,00 Euro, ISBN 978-3-86829-597-9