„Gleichstellung geht alle an“ – Podiumsdiskussion im Löwengebäude
Während der Veranstaltung wird zunächst die Broschüre "Rückblickend nach Vorn" vorgestellt, die die Geschichte des Frauenstudiums an der Uni Halle nachzeichnet. Welche Bedeutung hat diese Broschüre für die Universität?
Verena Stange: Es gibt meines Wissens bisher nichts Vergleichbares. Es ist wichtig, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass bis vor 100 Jahren Frauen an der Universität keine Realität waren. Das schärft den Blick für die aktuelle Situation an unserer Universität. Ich bin daher sehr froh, dass Maike Lechler darauf gestoßen ist und sich im Rahmen dessen so engagiert hat. Das waren viele Stunden im Uniarchiv.
Die Broschüre war so schnell vergriffen, dass eine zweite Auflage geplant ist - wann ist mit dieser zu rechnen, wo ist diese erhältlich?
Die zweite Auflage der Broschüre ist in dieser Woche bei uns angekommen und wird auf der Veranstaltung am kommenden Donnerstag auch ausliegen. Davon abgesehen schicken wir die Broschüre gern Interessierten zu. Eine E-Mail ans Gleichstellungsbüro genügt.
An welchem Punkt sind wir heute in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen und Männern an der Universität?
Gleichstellung, Chancengleichheit oder Gleichberechtigung, wie auch immer Sie es nennen wollen, ist sehr komplex und ein Querschnittsthema. Vielleicht ein paar kurze Beispiele, die das illustrieren: Wenn man sich etwa die Zahlen für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ansieht, vom Studium bis zur Professur, dann erkennt man, dass nach der Promotion der Anteil an Frauen rapide abnimmt. Im Augenblick liegt der Anteil von Professorinnen an der Universität Halle bei 17 Prozent und damit unter dem Bundesdurchschnitt von etwa 20 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. Stereotype und männlich geprägte Strukturen spielen zum Beispiel eine große Rolle. Wenn man sich die Frage stellt, ob die Uni ein absolut diskriminierungsfreier Ort ist, kann ich nur sagen: Leider nein. Vermutlich gibt es den nirgends, aber wir haben angefangen, da etwas zu tun.
Was sind weitere Baustellen?
Erst in dieser Woche habe ich eine E-Mail von einer Kollegin aus dem nichtwissenschaftlichen Bereich bekommen, die kritisch angemerkt hat, dass das sich die Gleichstellungsarbeit an der Uni vorwiegend auf den Wissenschaftsbereich beschränkt. Damit hat sie Recht und diese Fragen stellen wir uns auch seit längerem. Aber ich will gar nicht alles schwarz malen. Insgesamt – auch im Vergleich zu anderen Unis im Land – sind wir nicht schlecht. Gleichstellung ist als Führungsaufgabe im Rektorat verankert. Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Studium oder Beruf sind im Familienbüro gut aufgehoben. Aber es gibt noch etliche dicke Bretter zu bohren. Daher finde ich es gut, wenn Beschäftigte und Studierende sich mit Fragen oder Kritik an uns wenden. Denn Gleichstellung geht alle an.
Warum ist hier eine Podiumsdiskussion notwendig?
Die Veranstaltung soll aufmerksam machen und Raum für Diskussionen bieten. Daher auch der etwas provokante Titel. Eine Podiumsdiskussion gibt uns die Möglichkeit, das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und auch verschiedene Personengruppen zu Wort kommen zu lassen.
Was ist von der Diskussion zu erwarten?
Ich denke, es wird eine kontroverse und daher interessante Diskussion. Ich hoffe auch, dass wir Frau Kolb-Janssen als Landespolitikerin einige Impulse und für uns wichtige Fragen mitgeben können. Und ich wünsche mir, dass die Diskussion zum Nachdenken und Handeln anregt. Gern auch mit uns gemeinsam. Die E-Mail der Kollegin in dieser Woche ist schon ein erster Erfolg.
Zur Veranstaltung: Vortrag und Podiumsdiskussion: "Wofür brauchen wir noch Gleichstellung an der MLU?"
Donnerstag, 16. Juni 2016, 16 bis 19 Uhr
Hörsaal XIV, Löwengebäude
Universitätsplatz 10, 06108 Halle (Saale)