Gut gebrüllt
Mehr als 3000 Menschen mit Plakaten, Trillerpfeifen oder Hasenohren hatten sich auf dem Universitätsplatz gegen 17.30 Uhr eingefunden, um vor Haseloff ihren Unmut über die Kürzungspläne der Landesregierung im Hochschul- und Kulturbereich kund zu tun. Nicht nur Uni-Angehörige und Mitglieder des Hochschulbündnis' aus vielen Landesteilen, auch Kulturschaffende waren zahlreich gekommen und hatten sogar Theaterpuppen mitgebracht. Matthias Brenner, Intendant des "neuen theaters" rief alle zu gemeinsamen Protesten auf: "Es ist Zeit, dass wir das Aktionsbündnis zu einer ganz breiten demokratischen Schlagkraft entwickeln. Bildung ist Kultur - Kultur ist Bildung. Wir sind alle gemeint!"
Umair Bin Anwaar Qureshi, Student der Politikwissenschaften aus Pakistan, schlug in seiner Rede den Bogen zur Internationalen Woche: "Die Universität hat so viele internationale Studierende wie nie zuvor und darauf können wir stolz sein!" Um weiterhin als internationale Uni attraktiv zu bleiben, müsse man "der Regierung die Säge aus der Hand nehmen", forderte er.
Haseloff: "An der Ressource Bildung sparen wir nicht"
Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach am Rednerpult schließlich von Dialogbereitschaft. Er wolle gemeinsam zu politischen Lösungen kommen. Zu diesem Zweck hatte es bereits am Nachmittag ein Gespräch zwischen Vertretern des "Aktionsbündnis MLU - Perspektiven gestalten" gegeben (mehr dazu im Video des MDR). „An der Ressource Bildung sparen wir nicht – Bildung ist ein Gesamtkonzept“, sagte Haseloff auf dem Uniplatz. „Lügner! Lügner!“ schallte es ihm aus dem Publikum entgegen.
Er verspreche, „dass wir die Haushaltsverantwortung ernst nehmen und unsere Hochschulen trotzdem für die nächsten zwanzig Jahre wettbewerbstauglich machen werden". Die daraufhin immer lauter werdenden Sprechchöre „Wir sind hier! Wir sind laut! Weil man uns die Bildung klaut!“ ließen den Ministerpräsidenten verstummen.
Rektor Udo Sträter, der sich eingehend mit der Kabinettsvorlage für die Haushaltsberatungen befasst hatte, klang frustriert: "Wir werden von ganze vorne anfangen müssen, wenn wir über Zahlen reden. Wer sich mit den Zahlen der Landesregierung beschäftigt, hat nicht den Eindruck, dass hier von einer soliden Basis ausgegangen wurde, sondern dass auf Deubel komm 'raus gerechnet wurde, um die 50 Millionen zu kriegen." An alle, die über diese Vorlage zu entscheiden hätten, appellierte er: "Haben Sie den Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen!"
weitere Eindrücke von der Demo:
"Nichts Neues"
Die Demonstranten zeigten sich mit Haseloffs Rede unzufrieden. "Haselhoff hat das gesagt, was man von ihm erwartet hat und was für ihn politisch sinnvoll scheint. Er hat uns eigentlich nur darin bestärkt, dass wir weiter daran arbeiten müssen, dass diese Politik geändert wird ", sagte Frederik Winter vom Fachschaftsrat der Medizin. "Haseloff hat heute nichts Neues gesagt, und das war auch nicht zu erwarten", meinte auch Medizin-Dekan Michael Gekle.
"Er hat vieles gesagt, aber im Grunde genommen hat er nichts gesagt. Er ist nicht auf die Fragen eingegangen, die ihm gestellt wurden. Die Reaktion der Menschen, die heute hier waren, auf Haseloffs Rede war mehr als eindeutig", bilanzierte Umair Bin Anwaar.
Die Proteste werden weitergehen. So wird die "5vor12"-Initiative am 21. Mai mit landesweiten Protesten gegen den drohenden Kulturabbau demonstrieren. Am 29. Mai ist ein großer Hochschul-Protestzug zum Magdeburger Domplatz geplant. Insgesamt 80.000 Menschen haben für den Erhalt einer leistungsfähigen Universitätsmedizin und der Universität Halle inzwischen unterschrieben, 50.000 davon online.
weitere Berichte: Mitteldeutsche Zeitung die Reden von Reiner Haseloff und Udo Sträter als MP3 auf Hallespektrum