Halles neue Erstsemester

09.10.2019 von Reinhard Franke in Campus
Der Countdown läuft: Am kommenden Montag beginnt die Vorlesungszeit des Wintersemesters 2019/2020 – auch für Tausende Studienanfänger. Seit Dienstag können sie sich bereits einen Eindruck von der Uni verschaffen. „campus halensis“ hat den ersten der Zentralen Orientierungstage miterlebt.
Anstehen für die Welcoma-Bags der Uni: Sie sind bei den Erstsemestern beliebt.
Anstehen für die Welcoma-Bags der Uni: Sie sind bei den Erstsemestern beliebt. (Foto: Lena Schotters)

8.55 Uhr
Jonas Dahmen steht im Nieselregen. Mit Handzetteln. Auf dem Universitätsplatz. Er lacht, obwohl der Himmel weint. So ist das eben manchmal Anfang Oktober. Seine „Laufkundschaft“ heute sind die Erstsemester der Uni Halle. Jonas und einige andere Studienbotschafter nehmen ihre neuen Kommilitonen am Campus im Empfang, weisen ihnen den Weg zu den Auftaktveranstaltungen der Zentralen Orientierungstage. In fünf Minuten geht es los – drei Tage lang. Lucia Seidel (20) und Nikola Rimkus-Ebeling (19) sind wenig später frisch versorgt mit dem Tagesprogramm. Lucia kommt aus Dresden, Nikola aus Bamberg. In Halle sind sie zusammen in eine WG gezogen. Weitere Gemeinsamkeit: Beide studieren Ethnologie – und jeweils noch ein weiteres Fach.

9.03 Uhr
Motivationscoach Isabell Drescher steht in Hörsaal XXII im Audimax. „Ich möchte mit einer Übung starten!“, sagt sie. Na, das geht ja gut los… Arme hoch, strecken, Körperspannung aufbauen, 90 Sekunden durchhalten. Alle machen mit, Drescher ist zufrieden mit dem Start ihres von der Techniker Krankenkasse (TK) organisierten Vortrags „Motiviert durch das Studium“. Die Übung sei zwar nichts für die Öffentlichkeit – „Sieht total bescheuert aus!“ –, aber  hervorragend geeignet zum Stressabbau vor delikaten Angelegenheiten wie Vorträgen, Klausuren oder sogar dem ersten Date.

9.18 Uhr
Nebenan ist der größte Hörsaal der Uni nicht groß genug: In ihm sitzen die Neuen sogar auf der Treppe. Auch Navina Ott (18) aus Leipzig. „Ich will mit den beiden Portalen besser klarkommen, da hatte ich schon so meine Probleme“, sagt sie. Gemeint sind Löwenportal und Stud.IP, zwei für das studentische Überleben wichtige Dienste zur Selbstverwaltung und zum Bauen des eigenen Stundenplans. Dr. Steven Achilles, kommissarischer Leiter des IT-Servicezentrums, demonstriert vorn die richtigen Klicks. „Und hier geben Sie Ihr Passwort ein. Und nein, niemals wird Sie einer von uns nach Ihrem Passwort fragen.“ Navina Ott flüstert auf ihrer Treppenstufe: „Das hilft sehr!“

9.42 Uhr
Auf dem Uni-Platz fischt Konrad Krüger (19) einen Gutschein heraus und gibt ihn am knallroten Zelt vom Stadtmarketing ab. Dort gibt es für den Anglistik-Studenten, wie für die anderen Erstis auch, die Welcome-Bags der Uni Halle. Maria Döhler reicht den unter anderem mit nützlichen Kleinigkeiten für den Studienbeginn, einem Couponheft und einem Gutschein für ein Heimspiel des Halleschen FC gefüllten Beutel hinüber in den Regen. „Vor drei Jahren habe ich den selbst bekommen“, sagt sie. Krüger übrigens ist ein Ersti aus Halle. Warum er hier bleibt? „Convenience!“, sagt er lächelnd und schaut zur Seite, wo seine Freundin steht. „Und ihretwegen!“

9.57 Uhr
Melanchthonianum, zweiter Stock: Im Hörsaal XX informiert Matthias Müller, Leiter des BaföG-Amtes beim Studentenwerk Halle, über Finanzierungsmöglichkeiten im Studium. „Kann man das Studienabschlussdarlehen auch dann bekommen, wenn man beim BAFöG nicht berechtigt ist?“, fragt jemand. Müller sagt: „Das kommt auf die Hintergründe an“ – und erörtert dieselben. Dann geht es um Rückzahlungen, aber auch um Stipendien und weitere Einnahmequellen.

10.31 Uhr
Hannes Winkler (21), der soeben aus dem Vortrag „Motiviert durch das Studium“ samt Körperspannungs-Übung kommt, erblickt vorm Hörsaal ein „Smoothie Bike“. Aufgebaut hat das ebenfalls die Techniker Krankenkasse. Eine Minute heftig in die Pedale treten – und fertig ist hinten am Gepäckträger der gemixte Drink aus frischem Obst. Winklers Ehrgeiz ist geweckt, schließlich sei er ja Sportstudent und gerade frisch „motiviert“, sagt er. Das Getränk schmecke „mega“, die Herstellung habe ihn aber mehr gefordert als vermutet.

10.52 Uhr
Löwengebäude, Erdgeschoss. Es rattert kurz im Validierungsautomaten. Sekunden später spuckt das Gerät den brandneuen Studierendenausweis von Luise Graffschack (19) wieder aus. Er ist nun bedruckt und als Ticket in großen Teilen des Verkehrsverbundes gültig. Noch ist das wichtig für die angehende Grundschullehrerin aus Leipzig. Allerdings ist der Umzug nach Halle schon fest geplant.

11.04 Uhr
Zur zweiten Vortragsrunde hat sich auch Hörsaal XXIII im Audimax gefüllt – und zwar mit Erstis, die später an Sekundarschulen unterrichten wollen. Dr. Marie-Theres Müller, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung, teilt ihnen erfreut mit, dass sich eine wachsende Zahl dafür interessiert und „nicht mehr nur Gymnasium“ gefragt sei. Dann geht’s los mit einer Live-Online-Umfrage. Handys zücken, Zugangscode eingeben, zwei Fragen beantworten – und schon werden die Ergebnisse im Hörsaal eingeblendet. Die Botschaft ist klar: Digitalisierung ist auch was für die Lehre, ob nun im Hörsaal oder später an der Schule.

12.58 Uhr
Gleich startet der Vortrag „Wege ins Ausland“. Sitzplätze werden rar, die Treppe wird bevölkert. Kaum da und schon Fernweh? Geht kaum anders, meint Referentin Anna Kostov vom International Office, denn die Regelstudienzeit ist schnell vorüber und die Organisation nicht im Handumdrehen erledigt. Während Celine Janietz noch keine richtigen Vorstellungen hat und zur Inspiration hier ist, weiß Adriana Rank schon ziemlich genau, dass es mindestens für ein Praktikum nach Italien gehen soll. Da hat sie schon zehn Au-pair-Monate verbracht. Was auch ein bisschen daran liegt, dass ihr Vater Italiener ist. Übrigens: Die beiden 20-Jährigen haben bisher in Halle gemeinsam die Schulbank gedrückt. Die Orientierungstage sind wohl ihre letzte Chance auf „Sitznachbarschaft“ – man studiert verschiedene Dinge…

13.30 Uhr
Der Regen hat nachgelassen, auf dem Campus bilden sich Grüppchen. Je heller der Himmel, desto voller wird der Platz. Vor allem am Freitag darf es gern trocken bleiben. Denn nach zwei weiteren Orientierungstagen findet dann die Immafeier statt.

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Kommentare

  • Deine Fangruppe aus Leipzig am 09.10.2019 14:22

    En echter Reinhard eben!

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