Hallesche Studentin ruderte bei Europameisterschaften in Moskau
Das Rudern im thüringischen Roßleben erlernt, startet Luise seit 2010 für den Halleschen Ruderclub, konnte in der Frauenmannschaft des HRC erste Erfolge in Klein- und Großbooten auf bundesweiten Regattaplätzen erkämpfen und wurde seit dem Winter 2010/11 gezielt durch Trainer Bernd Patan auf die Teilnahme an der DHM vorbereitet. Der Sieg über 1000 Meter im Fraueneiner zur sachsen-anhaltinischen Landesmeisterschaft im Frühjahr 2011 bestätigte ihr und Trainer, dass eine Teilnahme an der deutschen Meisterschaft der Studenten durchaus realistisch sei und man sich nicht zu verstecken brauche. Doch dass sich Luise in Bremen im 9-Boote-Feld bei schwierigen Wettkampfbedingungen mit starkem Gegenwind und Wellengang mit zwei Bootslängen Vorsprung im Vorlauf direkt für das Finale qualifizieren und dort mit gutem Vorsprung auf der Strecke, in entscheidenden Momenten gesetzten Zwischenspurts und einem kräfteraubenden Endspurt dramatisch und knapp den Sieg einholen würde – damit hatte niemand gerechnet.
„Mit diesem Ergebnis war ich startberechtigt für das europäische Kräftemessen der Studenten zwei Monate später in der russischen Hauptstadt und Mega-Metropole Moskau“, sagt Luise Hunger. Das Startgeld übernahm das Unisportzentrum der MLU und auch alle bürokratischen Hürden einer Einreise nach Russland wurden überwunden. Dank gilt Rennruderern, Sportlern und Vereinsleitung des HRC für jegliche Unterstützung, die Luise erhielt, um zur EUC maximale Rennerfolge zu erzielen.
So kam sie nach intensiver Vorbereitung und einigen gesundheitlichen Spagaten am 30. August im 81-köpfigen deutschen Team in Krylatskoje, der olympischen Sportstätte von 1980, in Moskau an und nutzte den Tag, um sich mit Wasser und 2000-Meter-Strecke vertraut zu machen. Mit der Austragung der Vorläufe sollte der Wettkampf am Mittwoch beginnen.
Der Einer der Frauen war mit zehn Starterinnen eine der Bootsklassen mit der größten Wettkampfbeteiligung: fünf russische Boote, zwei Britinnen und je eine Sportlerin aus der Schweiz, aus Österreich und aus Deutschland, die in zwei Vorläufe à fünf Boote aufgeteilt wurden. Die Erst- und Zweitplatzierte sollten sich direkt fürs Finale am Freitag qualifizieren, alle übrigen Boote mussten am Donnerstag über den Hoffnungslauf um den Einzug ins Finale kämpfen.
Im Vorlauf hatte Luise keinen optimalen Start, konnte aber mit schnellen ersten 500 Metern lange an der Spitze des Feldes mitfahren. Doch auf der zweiten Streckenhälfte trennte sich die Spreu vom Weizen, Luise kam nach den ersten 2000 Wettkampfmetern ihres Lebens als vierte über die Ziellinie und musste nun am nächsten Tag über den Hoffnungslauf alles geben, um es unter die ersten zwei zu schaffen und so noch ins Finale einziehen zu können. Trotz gutem Start und besserem Taktieren auf der Strecke konnte Luise ihre dritte Position, auf der sie noch an der 1000-Meter-Markierung lag, nicht verteidigen und wurde fünfte. Somit zog sie am Freitag ins kleine Finale ein, um dort um die Plätze sieben bis zehn zu fahren, wo sie in einem beherzten Rennen als dritte das Ziel überquerte. Der Sieg im großen Finale ging an Russland, Silber an Großbritannien und Dritte wurde eine weitere russische Ruderin.
Insgesamt ein neunter Platz für Halle, aber eine „unbeschreiblich wertvolle Erfahrung“ für Luise, beschreibt sie selbst ihre Eindrücke. „Es war ein großartiger Wettkampf an einer beeindruckenden Stätte mit faszinierenden Sportlern, ausgezeichneter Stimmung und guter Organisation.“ Das deutsche Team errang mit elf Goldmedaillen, drei Mal Silber und drei Mal Bronze den zweiten Platz in der Nationenwertung. Gesamtsieger wurde Gastgeber Russland, dritter Großbritannien.