Hochwasser: Ein Studienfach zieht um
Eilig das wichtigste Büro-, Lehr- und Forschungsmaterial in ein paar Umzugskartons packen, die grundlegende Video- und Tontechnik mitnehmen – und alles beschriften. So sah der vergangene Mittwoch für viele Mitarbeiter der Medien- und Kommunikationswissenschaften aus. Denn schon am Freitag sollte das „alles“, also einige Teile der Einrichtung und die wichtigsten Unterlagen, in ein neues Gebäude umziehen: das Hochhaus im Hohen Weg 8.
Der Grund dafür: Am Dienstag, den 4. Juni, wurde das Mitteldeutsche Multimediazentrum (MMZ), die eigentliche Heimat der Medien- und Kommunikationswissenschaften, vom Hochwasser überflutet – die aufgebauten Schutzwälle gaben dem Druck der Wassermassen der Saale nach. Die Tiefgarage sowie das Untergeschoss waren mit Wasser vollgelaufen. Der Strom fiel dadurch im gesamten Gebäude aus.
Da die Medienwissenschaften sich in der ersten und zweiten Etage des MMZ befinden, sind ihre Räumlichkeiten durch das Hochwasser nicht beschädigt worden. Wesentlich schlechter sieht es für die hauseigene Tontechnik und einige Firmen aus, die ihre Büros im Untergeschoss des Gebäudes haben. Hier könnte ein Schaden in Millionenhöhe entstanden sein. An einen normalen Lehr- und Forschungsbetrieb vor Ort war deshalb nicht mehr zu denken. Eine vorübergehende Alternative musste her.
Keine perfekten Bedingungen
Aus diesem Grund wurde im Hohen Weg 8, wo auch einige Lehrveranstaltungen der Pharmazie stattfinden und das Zentrum für multimediales Lehren und Lernen der Universität untergebracht ist, alles für die Ankunft der 20 Mitarbeiter und einigen hundert Studierenden vorbereitet: Raumpläne wurden entworfen, Büros, Techniklager sowie ein Computerpool und ein improvisiertes Tonstudio eingerichtet. „Wir versuchen, alle Lehrveranstaltungen durchführen zu können“, sagt Junior-Prof. Dr. Golo Föllmer, der den Umzug vorbereitet hat. Dass das nicht immer einfach werde, sei aber abzusehen: „In den Seminaren könnte es mal ein bisschen eng werden.“ Gerade im Bereich der Medienpraxis sind die Möglichkeiten stark eingeschränkt: So fehlen neben dem Videostudio diverse Audio- und Videoschnittplätze, das Tonstudio und auch zwei Computerpools. Zwar sei auch ein Teil der mobilen Audio- und Videtechnik (Kameras, Mikrofone, Aufnahmegeräte usw.) aus dem MMZ mit umgezogen, womit eine grundlegende Ausstattung für Seminare, Audio- und Videokurse gesichert wäre. Auf dem gleichen Niveau wie im MMZ ließe sich aber freilich nicht arbeiten.
Obwohl das Department nur in einer Minimal-Variante umgezogen sei, habe es viele Dinge zu klären gegeben, so Föllmer: „Mein großer Dank geht an Hans-Joachim Föllner, der den Umzug dann an den Tagen vor Ort sehr gut koordiniert hat.“ Von Seiten der Zentralen Universitätsverwaltung habe man eine „großartige Unterstützung“ erhalten, etwa bei der Planung der Raumbelegung und der Anfertigung der notwendigen Schlüssel. Auch einige Studierende der Medien- und Kommunikationswissenschaften haben beim Umzug mitgeholfen und zum Beispiel die „neuen“ Räume mit eingerichtet. Das Gebäude wurde in den 1990er Jahren errichtet. Bis 2011 war hier auch ein Teil der halleschen Physik ansässig.
Unter den Mitarbeitern und Studierenden herrscht eine eher ambivalente Meinung zu ihrem derzeitigen Aufenthaltsort. „Die Aussicht ist schön“, sagt Dr. Ingrid Brück, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department, lachend. Sie hat ihr Büro im siebten Stock. „Aber ich freue mich auch darauf, wieder ins MMZ zurück kehren zu dürfen“, so die Medienwissenschaftlerin, die auch persönlich vom Hochwasser betroffen war. Neben der rustikalen Ausstattung der Räume sei auch die Versorgungsaspekt kritisch zu betrachten: Im Gebäude selbst gibt es keine wirklichen Küchen und in der Nähe findet sich kein Markt und kein Café. „Das ist jetzt die Zeit der Thermoskanne!“ Relativ entspannt sieht Arthur Baum die vorübergehende Bleibe: „Ich weiß, dass es nicht wirklich andere Alternativen gab. Und es ist alle mal besser, als dass der Lehrbetrieb ganz ausfallen würde.“ Für ihn persönlich hat der Standort aber auch einen entscheidenden Nachteil: „Ich wohne in Glaucha, von daher sind jetzt die Wege viel länger und auch teurer.“
Wann genau das Department wieder in die Mansfelder Straße zurück kehren kann, ist noch unklar. Erst muss das MMZ komplett getrocknet und wieder mit Strom und Internet versorgt sein. Einen kleinen weiteren Vorteil hat die Bleibe im Hohen Weg für die Studierenden und Mitarbeiter gerade im Sommer aber doch: Um sich ein wenig Abkühlung zu verschaffen, lassen sich die Fenster komplett öffnen – das ist im MMZ aus technischen Gründen nicht möglich.
Hochwasserschäden am Sportgelände Ziegelwiese
Das Hochwasser hat auch auf dem Sportgelände Ziegelwiese große Schäden hinterlassen. Das Universitätssportzentrum (USZ) ruft deshalb dazu auf, bei den Aufräumungsarbeiten und bei der Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit der Sportanlage mitzuhelfen.
Damit die Arbeiten gut organisiert und effektiv ablaufen, bittet das USZ um eine vorherige Anmeldung. Für die Helfer liegt ein T-Shirt aus der aktuellen Sportfestkollektion 2013 bereit. Das Sportfest / die Sportfestwoche wird in dem möglichen Rahmen stattfinden und weitestgehend in die Sporthallen verlegt.
Wer die Wiederherstellung des Unisportplatzes "Ziegelwiese" finanziell unterstützen möchte, kann spenden an:
Martin-Luther-Universität
KtoNr: 8000 1524
BLZ: 810 000 00
Deutsche Bundesbank, Filiale Magdeburg
Verwendungszweck: zweckgebundene Spende Wiederherstellung Unisportplatz Ziegelwiese nach Hochwasser