Honorarprofessor Meinhart Zenk verstorben – ein Nachruf

16.08.2011 von Prof. Dr. Birgit Dräger in Personalia
Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) trauert um ihren langjährigen Honorarprofessor Meinhart H. Zenk, einen der großen Pflanzenforscher Deutschlands. Er verstarb im Juli im Alter von 78 Jahren in St. Louis (Missouri, USA). Prorektorin Birgt Dräger erinnert in ihrem Nachruf an Zenks Verdienste.
Meinhart Zenk
Meinhart Zenk (Foto: privat)

Meinhart Zenk studierte zunächst Chemie in Erlangen und danach Biologie in München. 1958 erwarb er den Master of Science in Plant Physiology an der Purdue Unversity, Lafayette (Indiana, USA). Schon ein Jahr später promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München über die Konjugation des Pflanzenhormons Indolessigsäure. Dr. Zenk verblieb an der Universität München als wissenschaftlicher Assistent und nach der Habilitation 1963 als Privatdozent, bis er 1968 als Professor und auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie an die Ruhr-Universität Bochum berufen wurde.

Von 1980 bis 1999 wirkte Zenk als Professor für Pharmazeutische Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1999 wurde er zum Honorarprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ernannt und blieb in dieser Position auch nach seinem Umzug nach St. Louis, wo er 2006 Mitglied und Principal Investigator am Donald Danforth Plant Science Center wurde und gleichzeitig die Ernennung zum Adjunct Professor of Anesthesiology der Washington University erhielt.

Für sein wissenschaftliches Werk wurden Herrn Professor Zenk zahlreiche hohe Auszeichnungen und Preise verliehen. Beispielhaft seien die Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und der Maximiliansorden des Freistaates Bayern genannt, ebenso wie seine Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina seit 1983. Von der Leopoldina erhielt Professor Zenk zudem im Jahr 1983 die Kurt-Mothes-Medaille.

Weitere deutsche und internationale wissenschaftliche Gesellschaften ehrten ihn, zum Beispiel die Gesellschaft Deutscher Chemiker (Liebig-Gedenkmünze), die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (Carl-Mannich-Medaille) und die Phytochemical Society of North America (Phytochemical Pioneer Award). In Anerkennung seiner akademischen Verdienste wurde Professor Zenk zudem mit Ehredoktorwürden der Purdue University (1991), der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina in Braunschweig (1997) und der Shanghai University of Chinese Medicine (2003) ausgezeichnet.

Diese kurze Darstellung des wissenschaftlichen Werdegangs zeigt bereits, dass Professor Zenk ein außergewöhnlicher und hervorragender Forscher und akademischer Lehrer war. An den verschiedenen Stationen seines Wirkens verfolgte Professor Zenk in seiner Forschung ein breites Spektrum an Themen, darunter Enzyme und Metaboliten der Biosynthese von Farbstoffen und Terpenen und die Bildung und Wirkung von Phytohormonen und Signalstoffen. Wachstum und Wirkstoffbildung in pflanzlichen Zellkulturen waren ebenso Gegenstand seiner Forschungen wie sogenannte Phytochelatine, die an Schwermetalle binden und dadurch eine Entgiftung in Gang setzen.

Im Mittelpunkt seines wissenschaftlichen Interesses stand die Biosynthese von Alkaloiden, stickstoffhaltigen sekundären Pflanzenstoffen. In den letzten Jahres seines Wirkens in Halle und in St. Louis untersuchte Professor Zenk die Bildung des Alkaloids Morphin in Säugetieren und im menschlichen Organismus.

Professor Zenk war Autor von über 400 wissenschaftlichen Publikationen. Sie erschienen in international renommierten Journalen, darunter „Nature“ und „Science“. Dabei war Zenks Haltung gegenüber wissenschaftlichen Autoritäten und Dogmen durchaus kritisch. Er griff fehlerhafte und überinterpretierte Arbeiten an, egal wo sie erschienen waren und von wem sie stammten.

Ebenso uneingeschränkt würdigte Professor Zenk gute Arbeit, auch unabhängig davon, wofür sie gemacht wurde und wer sie machte. Ein Werkstattmechaniker und ein Gärtner erfuhren seine Anerkennung ebenso wie ein Wissenschaftler für Einsatz, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. Zenk förderte Nachwuchswissenschaftler und jüngere Kollegen. In den Jahren seiner Tätigkeit in Halle sah er dies als seine wichtigste Aufgabe an. Wer mit ihm zusammen arbeitete, konnte von seinen uneigennützigen Hilfestellungen, von orientierenden Anregungen und Hinweisen und von seiner schier unendlich breiten Erfahrung in allen Facetten der Naturstoffbiochemie profitieren. Als Honorarprofessor hat Zenk an der MLU drei Doktoranden promoviert, zwei davon mit hohen Ehren.

Mit dem Tod von Meinhart Zenk haben die Pflanzenwissenschaften einen Impulsgeber verloren. Kollegen und Freunde weltweit trauern um eine hochgeschätzte Forscherpersönlichkeit und einen einzigartigen Menschen.

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