„In der Breite spitzenmäßig“

18.10.2022 von Katrin Löwe in Campus, Hochschulpolitik
Prof. Dr. Claudia Becker ist am Montag feierlich in ihr Amt als Rektorin der Universität eingeführt worden. Gäste bei der traditionellen Investitur waren unter anderen Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann und Justizministerin Franziska Weidinger. Strukturdiskussionen spielten auch bei diesem Anlass eine Rolle, insbesondere in der Rede des scheidenden Rektors Prof. Dr. Christian Tietje.
Claudia Becker im Talar und mit Amtskette - neben ihr stehen Kustos Dirk Schaal (li.) und der ehemalige Kustos Ralf-Torsten Speler
Claudia Becker im Talar und mit Amtskette - neben ihr stehen Kustos Dirk Schaal (li.) und der ehemalige Kustos Ralf-Torsten Speler (Foto: Maike Glöckner)

Zum Abschluss ihrer Antrittsrede blickte Claudia Becker nach vorn: „Ich freue mich darauf, mit Ihnen diesen Weg zu gehen“, sagte die neue Rektorin. „Auf dass wir tolle Potenziale erschließen können und unsere Universität in der Breite spitzenmäßig aufstellen können.“ Es war ihre Erwiderung auf Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann, der in seinem Grußwort kurz zuvor betont hatte: „In der Breite brauchen wir die Martin-Luther-Universität, aber in der Exzellenz auch.“

Claudia Becker hat die Herausforderung angenommen – gut sechs Wochen nach ihrem offiziellen Amtsantritt am 1. September ist sie nun auch symbolisch in ihr neues Amt als Rektorin eingeführt worden. Nach dem Festzug des in Talaren gekleideten Senats über den Uniplatz in die Aula des Löwengebäudes begrüßte die Vorsitzende des Kuratoriums der MLU Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug die Gäste. Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach davon, aus Sicht von Landesregierung und Parlament ein Zeichen zu setzen zur Zukunft der Universität. Die Bilanz der vergangenen 32 Jahre sei hervorragend, sagte Haseloff, der Name der Universität Halle „deutschlandweit angekommen“. Das sei eine Erfolgsgeschichte, die Becker nun fortschreiben könne.

Auch Wissenschaftsminister Willingmann reichte der Rektorin dafür symbolisch die Hand. Bezug nehmend auf das Zitat aus ihrem ersten Interview im Onlinemagazin der MLU „Lasst uns anfangen zu arbeiten!“ sagte er: „Nur zu. Und ich möchte hinzufügen: wir gemeinsam.“ Dabei betonte er auch die besondere Bedeutung der Universität für die Lehramtsausbildung. „Die Martin-Luther-Universität ist und bleibt unsere zentrale Ausbildungseinrichtung für Lehrerinnen und Lehrer.“ Vier Jahre seien ein Zeitraum, der in der Rückschau verblasse, sagte der Wissenschaftsminister darüber hinaus. Diese Gefahr bestehe beim vergangenen Rektorat unter Leitung von Christian Tietje nicht. Willingmann verwies zum Beispiel auf die Herausforderungen durch Corona und die Strukturdiskussionen an der MLU. Ebenso wie die Gäste vor und nach ihm – Grußworte hielten auch der Bürgermeister der Stadt Halle Egbert Geier und der Oberbürgermeister von Wittenberg Torsten Zugehör – dankte Willingmann dem scheidenden Rektor. Dieser sei im Ministerium als Brückenbauer erlebt worden, der Gräben – seien sie nun politisch, epidemiologisch oder innerorganisatorisch – zu überwinden versuchte.

Tietje selbst wollte seine Rede nicht als Abschiedsrede verstanden wissen. Stattdessen stellte er zehn Thesen zu Strukturanpassung und Profilbildung von Hochschulen auf – angefangen vom staatlich gesetzten Rahmen für Hochschulautonomie über die eigene Verantwortung der Hochschulen, aber auch die der Landes- und Bundespolitik bis hin zu inneruniversitären Widerständen gegen Strukturanpassungen oder der Frage, ob man auf Fakultäten als Struktureinheiten verzichten sollte.

Nach der offiziellen Übergabe der Insignien der Universität an Claudia Becker folgte deren Antrittsrede – traditionell zu ihrem Fach, der Statistik, allerdings nicht ohne Bezug zur Universität. Können Zahlen wirklich für sich sprechen? Das tun sie allenfalls dann, wenn alle dieselbe Bedeutung mit ihnen verbinden, wandte Becker ein. Das sei schon bei der Zahl von 3.700 neuen Studierenden, die in diesem Wintersemester an die MLU gekommen sind, nicht der Fall: Für die Uni im Sinne der Stabilität erfreulich – auch 2021/22 waren es etwa so viele Erstsemester-Studierende –, ergebe sich deren Bedeutung und Interpretation für den Wissenschaftsminister oder den Ministerpräsidenten erst in Kombination mit Zahlen anderer Hochschulen beziehungsweise Länder. Ergo: „Zahlen an sich reden nicht.“ Statistik sei zudem mehr als Zählen, betonte die Wissenschaftlerin. Und gleichzeitig: Statistik dürfe nicht immer zählen. Der Erfolg von Forschung etwa könne zwar messbar sein, in der Zahl der Publikationen oder Drittmitteleinwerbungen. Forschungsthemen für die Zukunft zu eruieren, Potenziale zu erkennen oder Grundlagenforschung zu betreiben, benötige aber Kreativität, Ideen, Forschergeist – und den Mut, das Risiko zu akzeptieren, dass nichts statistisch Belegbares dabei herauskommt.

Nach ihrer Antrittsrede übergab Rektorin Becker den in der vergangenen Woche vom Senat gewählten Prorektorinnen Prof. Dr. Christine Fürst und Prof. Dr. Insa Theesfeld sowie Prorektor Prof. Dr. Pablo Pirnay-Dummer ihre Amtsurkunden. Auf dem anschließenden Empfang nutzten zahlreiche der geladenen Gäste die Möglichkeit zu weiteren Gesprächen. Musikalisch umrahmt wurde die Investitur von mehreren Ensembles der Universität: dem Akademischen Orchester, der Uni-Bigband und dem Universitätschor.

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