Kantorowitsch-Forschungspreis: Innovation und Disruption
Für ihre Dissertation „Business Models and Business Model Dynamics in Complex Industries – a conceptual, empirical and methodological analysis“ erhielt Dr. Yvonne Haas den mit 1.500 Euro dotierten Kantorowitsch-Preis.
Die Arbeit beschäftigt sich am Beispiel der Handelsbranche damit, wie man ein Geschäftsmodell – also die Logik der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens – erfassen und daraus Innovationspotentiale ableiten kann. Dabei untersucht sie, wie Entscheidungen in einem Teilbereich des Geschäftsmodells, etwa Veränderungen des Produkt- und Leistungsangebots, Entscheidungen in anderen Teilbereichen bedingen. In einem zweiten Schritt zeigt die Arbeit auf, wie auf dieser Grundlage diejenigen Teilbereiche des Geschäftsmodells identifiziert werden können, die bei Veränderung wie ein Hebel für Innovationen wirken können. Zudem entwickelte Haas eine Methode, wie man eine solche Systemanalyse auf Basis von qualitativen statt wie üblich quantitativen Daten durchführen kann.
Haas hat in München und Halle Betriebswirtschaftslehre studiert. Von 2016 bis 2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Lehrstühlen für Unternehmensführung sowie Marketing und Handel an der MLU. Ihre Promotion hat sie mit der Bestnote „summa cum laude“ abgeschlossen. Heute ist die 33-Jährige bei der Bundesdruckerei tätig.
Der mit 750 Euro dotierte Preis für die beste Masterarbeit wurde an Kevin Rocker vergeben. Dessen Arbeit unter dem Titel „Disruption and Organizational Resilience: Creating a Unified Framework for Disruptive Events and Suggestions for Organizational Response“ beschäftigt sich mit dem Konzept der „disruptiven Innovationen“ und wie man als Unternehmen damit umgehen kann. Als disruptiv werden Innovationen bezeichnet, die ganze Branchen zu Fall bringen können. Ein Beispiel sind Streaming-Anbieter, welche das Geschäftsmodell von Platten-, Film- oder CD-Herstellern überflüssig machen. In seiner Arbeit hat Rocker mit Methoden der Netzwerkanalyse und Bibliometrie untersucht, welche Ursprünge disruptive Innovationen haben, wie sie die Rahmenbedingungen einer Branche verändern und welche Auswirkungen das auf die betroffenen Unternehmen hat.
Kevin Rocker hat nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann Wirtschaftswissenschaften an der Uni Leipzig und Betriebswirtschaftslehre an der MLU studiert. Derzeit ist der 30-jährige gebürtige Hallenser wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing, der MLU.
Die Preisgelder stammten aus Erträgen der Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang-Lassmann-Stiftung. Das ifu vergibt seit 2000 jährlich den Kantorowitsch-Forschungspreis im Gedenken an den russischen Nobelpreisträger und Ehrendoktor der Universität Leonid Witaljewitsch Kantorowitsch.