Kennenlernen à la carte
Montagabend, 21. Oktober, im Mitteldeutschen Medienzentrum: Längst hängt die Einsamkeit des Feierabends in den Fluren und Büros des vom Hochwasser gezeichneten Vorzeigebaus. Das Treppenhaus ist in Dunkelheit gehüllt. Einzig im Department der Medien- und Kommunikationswissenschaften herrscht noch immer reger Betrieb.
Der Geruch von Basilikum und gerösteten Pinienkernen wabert durch die Flure, angereichert mit lautem Stimmenwirrwarr. Folgt man der Quelle, so tut sich ein großer Hörsaal auf, in dem dicht an dicht Vertreter ansässiger Medienunternehmen und MLU-Studierende stehen und kochen. Darunter unter anderem Stephanie Scholz. Sie sei in einer Doppelfunktion hier, erzählt sie, während sie einen Tofu-Papaya-Spieß in Chili-Limetten-Öl-Dressing tunkt. Einerseits als Studierende, andererseits als Vertreterin von Radio Corax. Die heutige Veranstaltung komme ihr wie gerufen, „um unser Radio mehr in die Wahrnehmung der Teilnehmer zu bringen.“
Jeder der insgesamt zehn Tische, so das Konzept, versucht sich an einem anderen Gericht. Canapé mit Roquefort-Créme steht da auf dem Programm, Caprese-Spieße mit Pesto oder Sushi mit Gurke und Räucherforelle. Snacks, die nicht nur deliziös klingen, sondern trotz einfacher Zubereitung auch so schmecken, entstammen die zugehörigen Rezepte doch der Feder eines professionellen Leipziger Kochs.
Seine Speisen kommen an und auch das Konzept findet Gefallen, bei Hermann Breitenborn zum Beispiel. „Das ist eine tolle Möglichkeit, zu zeigen, dass Halle am Start ist – und das sogar international“, so der Student. Ob denn der Abend bereits Früchte trage? Zwei junge Frauen, die neben ihm stehen, nicken eifrig. Zum Beispiel die Kulturstiftung des Bundes, die habe ihnen bereits ein Praktikum angeboten, da würden sich die beiden auf jeden Fall bewerben.
Ähnlich optimistisch ist die Lage bei Mirko Kisser, CEO der Firma Cellon, die Dienstleistungen mit Namen wie „QR-Code-Design“, „Mobile Web“, „App Development“ oder „Mobile B2B Service“ anbietet und dem Ruf eines ehemaligen Praktikanten folgte. „Meine Arbeit macht mir Spaß“, sagt er. „Und zu meiner Arbeit gehört ist, mit Menschen zu reden. Also bin ich hier, um mir einen entspannten Abend zu machen – und vielleicht springt ja was dabei raus.“
Aussagen wie diese dürften Steffi Schültzke zufrieden stimmen. „Meet & Eat“, das war ihre Idee. Im Juni kam ihr der Gedanke, Campus-Messen gebe es viele, aber eben keine Medien-Messe. Da müsse man doch gegensteuern. „Allerdings erstmal in etwas kleinerem Format.“ Wenig später kam ihr die Idee eines Austauschs beim Schwingen des Kochlöffels.
„Die Leute sollen dabei nach Hause gehen und sagen, sie hatten einen tollen Abend.“ Keine Leistungsabfrage à la „Was gibst du mir, wenn ich dir das gebe?“, sondern Plausch und vielleicht noch ein bisschen mehr. Das Konzept ging auf, die Gäste vor Ort vertreten große Firmen und Einrichtungen des Landes und kaum einer ist nicht gerade in tiefes Gespräch versunken.