Mathematische Rätsel: Georg Cantor Escape Rooms an der Uni
Es ist neun Uhr morgens und Sarah ist in wichtiger Mission unterwegs: Sie muss die verschollenen Formeln des berühmten, einst an der halleschen Universität tätigen Mathematikers Georg Cantor wiederfinden, der seine Unterlagen für einen wichtigen Vortrag braucht. „Wo könnte denn nur der erste Hinweis sein?“, fragt sie und schaut sich in dem kleinen Zimmer um. Der Raum ist überschaubar: drei Tische, eine dunkle Schrankwand mit Glasfronten, zwei Fenster und in einer Ecke ein Sessel.
Sarah befindet sich in der Experimente-Werkstatt Mathematik am Hohen Weg 4 und versucht, die Rätsel in einem der beiden Escape Rooms zu Georg Cantor zu lösen. An ihrer Seite: Spielleiter Sebastian Bresch, der ebenfalls Mathematik studiert und den Raum mit entwickelt hat. „So, du kennst deine Aufgabe. Jetzt bin ich gespannt, wie lange du brauchst. Die meisten Leute sind im Durchschnitt nach 20 bis 30 Minuten hier wieder draußen“, sagt er amüsiert.
Eigentlich lösen die Besucherinnen und Besucher die Aufgaben im Raum in Teams von vier bis fünf Personen, aber da Sarah Mathematik studiert, stellt sie sich der Herausforderung alleine. Schon wenig später liegen die ersten Puzzleteile, die sie gefunden hat, vor ihr auf dem Tisch. „Ok, die Teile ergeben ein Koordinatensystem, jetzt muss ich nur noch herausfinden, worauf sich das bezieht“, sagt sie und schaut sich im Raum um. Einige Hinweise und Fundstücke später hält Sarah einen Schlüssel in der Hand.
Er passt in eine der Türen des großen Wandschranks, wo das nächste Rätsel wartet: verpackt in drei kleine Stoffsäckchen. Sarah öffnet eines nach dem anderen und heraus kommen Gummibälle, kleine Gummitiere und Dominosteine. Dazu ein kleiner laminierter Zettel mit Symbolen darauf. Nachdenklich dreht sie einen Gummi-Pinguin in der Hand hin und her und überlegt, was ihr die Gummigegenstände verraten könnten. Sebastian gibt ihr einen Tipp: „Wenn du an Cantors Mengenlehre denkst und dir die Figuren anschaust, solltest du auf die Lösung kommen.“
Dank seines Hinweises findet die Studentin die dreistellige Zahlenkombination, die das erste Schloss des Schranks mit Cantors verschwundener Formel knackt. „Jetzt muss ich nur noch die zwei anderen Schlösser öffnen“, sagt sie. Nach und nach rätselt sich Sarah durch den Raum und gibt schlussendlich die drei letzten Zahlen in das Schloss der silbernen Kiste ein, die Cantors Unterlagen enthält. Neben Cantors verschollener Formel findet sie auch eine Überraschung. „Oh, eine Belohnung“, sagt sie erfreut. „Die hast du dir nach der erfolgreichen Lösung auch verdient“, meint Sebastian.
Der Student hat mit einem Kommilitonen die Schülerinnen und Schüler der Klassen zehn und elf des Gymnasiums Landsberg betreut, die den Raum entwickelt haben. „Die Idee dazu kam von einer ehemaligen Promovendin der Uni. Und der Anlass war der 100. Todestag von Georg Cantor“, erzählt Sebastian. Über mehrere Monate hinweg hat er mit den Jugendlichen eine Geschichte und Rätselketten entwickelt. Den zweiten Raum haben Schülerinnen und Schüler des Georg-Cantor-Gymnasiums Halle erdacht. Beide Escape Rooms richten sich an Knobelbegeisterte ab der vierten Klasse und stehen auch für Erwachsene offen. „Ich würde mich freuen, wenn auch mehr Lehramtsstudierende hierherkämen. Denn es ist wirklich schön, das Potenzial der Schüler zu entdecken und ihre spielerische Begeisterung für die eigenen Unterrichtsideen mitzunehmen“, sagt Sebastian.
Escape Rooms zu Georg Cantor in der Experimente-Werkstatt Mathematik
Hoher Weg 4, 06120 Halle (Saale)
jeden 2. und 4. Sonnabend im Monat zwischen 10 und 12 Uhr
und nach Anmeldung
Kategorien
VariaWeitere Artikel zum Thema
Große Namen: Georg Cantor
Auch, wenn nicht jeder sofort etwas mit seinem Namen anzufangen weiß: Der einstige hallesche Professor Georg Cantor war und ist einer der bedeutendsten Mathematiker, die je gelebt haben. Die Welt verdankt ihm die Mengenlehre und eine Definition des Unendlichen. Selbst das Universalgenie Albert Einstein schätzte seinen Scharfsinn. Artikel lesen
Von der Mengenlehre zur Unendlichkeit: Universität erinnert an Georg Cantor
Viele Jahrzehnte forschte und lehrte der Mathematiker Georg Cantor an der Uni Halle. Sein Todestag jährte sich am Samstag, 6. Januar, zum 100. Mal. Am Vorabend würdigte das Institut für Mathematik, die Georg-Cantor-Vereinigung und die Stadt Halle den bedeutenden Alumnus der Universität mit einer Kranzniederlegung an seiner Ruhestätte auf dem Friedhof Giebichenstein. Artikel lesen